Bitte keine Rosen mehr
alles ein bißchen überraschend. Wie Sie sich denken können, beehren uns Scharen von seltsamen Typen bei unseren Seminaren, Schnüffler aller Sorten, einschließlich, das muß ich leider sagen, einiger unserer Konkurrenten auf dem Steuerparadies-Sektor. Wir haben nichts dagegen. Wenn wir ihnen eine Lehre erteilen können, nun, dazu sind wir ja schließlich hier: um zu lehren. Es ist allerdings schon ein bißchen lästig, das gebe ich zu, wenn sie Narren aus sich machen und Verkleidungen tragen.« Ich brachte einen Ausdruck plötzlicher Besorgnis zuwege. »Ich hoffe doch, Sie sind wirklich Professor Krom? Dies« – ich hielt die Karte hoch – »ist nicht etwa eine Maske hinter der Maske?«
Er hatte mich gespannt und mit einem Anflug von Unglauben beobachtet. Jetzt schüttelte er langsam den Kopf.
»Nein, ich bin Krom. Warum? Hatten Sie gehofft, ich sei es nicht?«
»Im Gegenteil, ich hoffte, daß Sie es seien. Sehen Sie, dies ist das erste Mal, daß wir das Vergnügen haben, einen Professor der Soziologie zu unseren Gästen zu zählen. Das ist ein Anlaß zum Feiern. Dennoch« – neuerliche Ratlosigkeit – »sehe ich leider keinen Zusammenhang zwischen Ihrem Fachgebiet und unserem. Es sei denn freilich, Sie suchten Rat, wie ein guter Holländer diese drückenden niederländischen Steuern vermeiden kann.«
Er grinste plötzlich wieder und klatschte leise in die Hände. »Eine ausgezeichnete Schau«, sagte er, »wirklich ganz ausgezeichnet. Einen Moment lang haben Sie es fast geschafft, mich vergessen zu lassen. Ich meine Oberholzer und Kramer zu vergessen. Mein Fach ist die Kriminologie, müssen Sie wissen, Mr. Firman.«
Es war Zeit, meinerseits die Zähne zu zeigen. Ich sagte:
»Sie werden hier keinen Kompetenten Kriminellen antreffen, Professor Krom.«
Er kicherte doch tatsächlich. »Von der Defensive in die Offensive, wie? Der Anschein von Ahnungslosigkeit wird urplötzlich aufgegeben, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen. Prachtvolle Unverfrorenheit!«
Ich fuhr fort, als hätte er nichts gesagt. »Ich befürchte daher, daß Ihr kleiner Fischzug als Zeitverschwendung abgeschrieben werden muß. Tut mir leid.«
Abwehrende Handbewegung. »Oh, aber sie hat höchst erfolgreich angefangen, außerordentlich vielversprechend!«
Just in diesem Augenblick kamen die Drinks. Ich war froh über die Ablenkung. Es erwies sich als schwierig, mit dem Mann fertig zu werden, und ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Ich hätte mehr davon brauchen können. Es galt, herauszufinden, was er unter Erfolg verstand, ohne ihn ausdrücklich danach zu fragen, und ich versiebte die Sache vollends.
Als der Kellner gegangen war, sagte ich: »Dann müssen Sie leicht zu befriedigen sein.«
Er durchschaute mich sofort. »Ich kann gut verstehen, daß Sie neugierig sind, Mr. Firman.«
»Ich bin überrascht, allerdings.« Den Gegner die eigene Schlappe auch tatsächlich mit ansehen zu lassen ist überflüssig, selbst wenn sie ihm nicht gänzlich verborgen blieb. Ich redete weiter. »Sie spicken Ihren Köder mit irgendeiner mysteriösen Substanz, die die Aufschrift Oberholzer und Kramer trägt, und Sie fangen eine leere Bierdose. Wenn Sie das einen ertragreichen Fischzug nennen, überrascht mich das natürlich.«
Die Zähne blitzten triumphierend. »Sie haben einen Trick übersehen, Mr. Firman!«
»Ich bin sicher, Sie werden mir sagen, welchen.«
»Selbstverständlich werde ich das. Sie sind in eine Falle gelaufen, indem Sie es versäumten, sich selber eine ganz naheliegende Frage zu stellen.«
Ich lächelte. »Woher wollen Sie wissen, welche Fragen ich mir stelle, Herr Professor?«
»Ich weiß, daß Sie sich diese nicht gestellt haben, weil Sie mich nicht nach der Antwort fragten. Überlegen Sie doch mal. Es wird Ihnen gesagt, daß Oberholzer und Kramer Sie sprechen wollen. Richtig?«
»Mir wird gesagt, daß zwei Personen, von denen ich nie gehört habe, mich sprechen wollen.«
Ein erhobener Zeigefinger tat die Spitzfindigkeit verächtlich ab. »Und doch übersehen Sie in Ihrem ängstlichen Bestreben, diese Person, die diese Ihnen unbekannten Namen benutzt, umgehend in Augenschein zu nehmen, ganz und gar das Ungewöhnliche des Kommunikationskanals, den sie gewählt hat.« Er legte eine Pause ein, bevor er weiterredete. »Werden in diesem Hotel Besucher normalerweise vom Empfangschef gemeldet? Funktioniert denn der Concierge oder Portier hier nicht?«
Ich brachte, nicht ohne Anstrengung, ein gleichmütiges Achselzucken
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