Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
Gedächtnis und der Tastsinn schweißnasser Finger mußten ein übriges tun.
    Die Glühbirnenfassung über der Werkbank zu finden war das Schwierigste. Als ich mit erhobenen Armen dort oben stand und auf gut Glück nach dem verfluchten Ding grapschte, verlor ich immer mehr die Orientierung. Zweimal mußte ich unterbrechen und nach der Kante der Werkbank tasten, um mich zu vergewissern, daß ich noch immer der richtigen Richtung zugekehrt war. Einmal, als ich die Glühbirnenfassung gerade gefunden hatte, ließ ich das Ladekabel fallen und mußte wieder von vorn anfangen. Aber schließlich war es geschafft. Mein Seufzer der Erleichterung jedoch blieb mir im Hals stecken bei dem Gedanken daran, daß die Vorrichtung, wenn Yves oder Melanie den Gang herunterkamen, um nach mir zu sehen, und, bevor ich sie daran hindern konnte, am Schalter neben der Tür das Licht anknipsten …
    Ich machte, daß ich da hinauskam, so schnell, daß ich mich schmerzhaft am Heck des Lincoln stieß. Auch schlug ich mir das Schienbein blutig, als ich über die unterste Stufe der Treppe zum Garagendachboden stolperte. Panik. Verdammte, stupide Panik.
    Wieder draußen und hinter der Tür, behaftet mit einem penetranten Benzinduft und stechenden Schmerzen in meinem linken Arm und rechten Bein, war ich plötzlich überzeugt, daß die Vorrichtung nicht funktionieren würde, daß ich irgend etwas von entscheidender Bedeutung vergessen hätte.
    Müde lehnte ich mich gegen die Tür und drückte auf den Lichtschalter.
    Im Gang erlosch das Licht, aber sonst passierte nichts. Ich hatte den falschen Schalter gedrückt.
    Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen und drückte den richtigen.
    Der Luftdruck der Explosion fühlte sich an, als stemme jemand seine Schulter gegen die Tür, nicht um sie aufzustoßen, sondern lediglich um festzustellen, ob sie verriegelt sei.
    Ich entriegelte sie ganz sacht. Sie versuchte, ebenso sacht, sich wieder zu schließen. Ich benutzte den Griff eines Tischtennisschlägers, um zu verhindern, daß sie sich gänzlich schloß, und öffnete dann das Toilettenfenster, damit im Garagenraum kein Sauerstoffmangel entstand.
    Ich schloß die Innentür hinter mir, als ich ging.
    Aus der Halle drangen Stimmen. Ich konnte unmöglich ungesehen nach oben gelangen.
    »Es ist an Mr. Firman und an niemand anderem«, sagte Melanie gerade, »zu entscheiden, was wann geschehen soll. Er ist Ihr Gastgeber, und solange Sie seine Gäste sind, müssen Sie seine Wünsche respektieren.«
    Ihr trotziges Gequengel verriet, daß sie dabei war, in dem Disput zu unterliegen. Es überraschte mich nicht, festzustellen, daß es Krom war, dem sie unterlag.
    »Da wir in Gefahr sind«, sagte er scharf, »dürften derartige protokollarische Spitzfindigkeiten kaum angebracht sein.«
    »Ganz recht«, sagte ich.
    Sie starrten mich mit verständlicher Neugier an. Nicht nur, daß meine Hose zerrissen war; ich muß auch verdreckt ausgesehen haben, und mein Hemd war dunkel vor Schweiß.
    Die Neugier schlug in Argwohn um.
    »Was haben Sie denn vorgehabt?« fragte Connell. »Sich durch die feindlichen Linien zu schlagen?«
    »Nein. Nach der Kavallerie Ausschau zu halten.«
    Melanie hielt mein Tonbandgerät in der Hand. Ich hatte es im Eßzimmer zurückgelassen. Ich nahm es ihr ab und wandte mich dann an Krom.
    »Ich muß Ihnen mitteilen«, sagte ich, »daß wir uns bald von hier absetzen müssen. Wir alle. Weitere Meetings, falls es noch zu solchen kommt, müssen an einem anderen Ort stattfinden.«
    Krom wollte den Mund aufmachen. Ich redete ihn nieder, indem ich die Stimme erhob.
    »Keine Diskussion. Sie haben, denke ich, Zeit genug, um Ihre Pässe und anderen Wertsachen aus Ihren Zimmern zu holen, aber keine Zeit, irgend etwas zu packen. Ich muß Sie bitten, sich spätestens in zehn Minuten wieder hier unten einzufinden.«
    Als Krom erneut den Mund öffnete, ließ ich ihn reden.
    »Dürften die Gäste erfahren, welches neue Desaster die eingehende Untersuchung Ihrer kriminellen Vergangenheit diesmal aufschiebt?«
    »Gewiß. Das Haus steht in Flammen.«
    Einen Augenblick lang glaubte ich, sein Gesichtszucken habe sich wieder eingestellt. Dann jedoch flachte ein ganz seltsamer Muskelkrampf den accent circonflexe seiner Oberlippe ab und bedeckte die Zähne dahinter.
    Er versuchte, ein resigniertes Lächeln zu verbeißen.

    Die südfranzösischen Départements Var und Alpes Maritimes haben immer wieder unter Waldbränden zu leiden, die Menschenleben kosten und ausgedehnte

Weitere Kostenlose Bücher