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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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immer eine schwache Möglichkeit, daß er keinen kompletten Narren aus sich gemacht hatte.
    »Hat er irgend etwas in dem Wagen transportiert?« fragte ich.
    »Nein, Sir, nur sich selbst. Aber er ist weit von der vorgeschriebenen Route abgewichen und hat auch sein Gebiet verlassen.«
    »Haben Sie ihn gefragt, warum?«
    »Nicht nötig, Sir. Bestehende Weisungen. Er dürfte nicht hier sein.«
    Hoffnungslos. Einem Tölpel dieser Sorte wird niemals klarzumachen sein, daß er unter gewissen Umständen bessere Ergebnisse erzielen könnte, wenn er bestehende Weisungen als Drohungen benutzte, statt sie blindlings zu befolgen.
    »Ich nehme an, Sie haben ihm gesagt, daß er festgenommen wird?«
    »Selbstverständlich, Sir. Tatsächlich ist er bereits festgenommen. Klarer Fall. Soll ich ihn jetzt runterbringen?«
    »Noch nicht. Ich gebe Ihnen Bescheid. Hat er irgendwas gesagt?«
    »Kein Wort, Sir. Soll ich ihn verhören?«
    »Nein. Sie halten ebenfalls den Mund.«
    Nach einer Weile meldete sich die Vermittlung, um mir zu sagen, daß das CIC Venafro jetzt in der Leitung sei. Der Mann an der Spitze dort war ein Offizier – bei den Amerikanern konnte man sicher sein, daß sie sich in diesen Dingen an die Vorschriften hielten –, aber mir gegenüber kehrte er diesen Umstand nie heraus, und wir arbeiteten stets freundschaftlich zusammen. Wir waren uns bereits auf Sizilien begegnet.
    »Tag, Paul«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun? Oder wollen Sie etwas für mich tun?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir, welches von beidem. Einer von meinen Leuten hat mir einen Mann namens Carlo Lech hereingebracht.«
    Er schwieg einen Augenblick, bevor er sagte: »Paul, ich denke, Sie könnten Hilfe brauchen, aber ich glaube nicht, daß ich dafür der rechte Mann bin. Lech ist ein bekannter Bridgespieler. Waren hatte er doch nicht etwa zufällig bei sich, als Sie ihn schnappten?«
    »Nein.«
    »Dann lassen Sie ihn lieber laufen, bevor irgend jemand anfängt, mit ‘nem Schraubenschlüssel nach Ihren Eiern zu zielen.«
    »Er ist außerhalb des genehmigten Bereichs angetroffen worden.«
    »Sie könnten ihn fragen, warum, und ihn dann laufenlassen.«
    »Wenn ich ihn laufenlassen muß, Sir, würde ich ihm gern mehr als nur eine Frage stellen. Er ist festgenommen worden, und mein Korporal hat das ins Dienstbuch eingetragen. Ich muß jetzt einen guten Grund haben, um ihn laufenzulassen. Zu billig darf er mir nicht davonkommen. Er ist von Ihrer Seite des Gebirges. Wenn Sie hier wären, welche Fragen würden Sie ihm gern stellen?«
    »Vor zwei Tagen sind von einem Lastwagen zwischen hier und Caserta zwanzigtausend Zigaretten verschwunden. Ein bewaffneter Militärpolizist ist mitgefahren. Er behauptet, daß die Zigaretten nie aufgeladen worden sind. Ich wüßte gern, was sich wirklich abgespielt hat, weil das nicht zum erstenmal passiert und ein Teil der Beute unter unserer Nase hier wiederaufgetaucht ist. Sieht dann immer aus, als sei man ein Trottel, der nicht weiß, was in seinem eigenen Hinterhof los ist. Und wenn Mr. Lech irgendwelche guten Antifaschisten kennt, verdienstvolle Männer, die wir überreden könnten, aus dem Untergrund herauszukommen, damit wir ihnen Posten als Bürgermeister, Stadträte und Polizeipräsidenten antragen können, wo sie ihr ungeschmälertes Ansehen und ihre demokratische Überzeugung in aller Öffentlichkeit demonstrieren können …«
    »Jawohl, Sir, ich habe diese Weisung ebenfalls erhalten. Ich werde zusehen, was ich über den Verbleib der Zigaretten in Erfahrung bringen kann, und Sie wieder anrufen, falls ich etwas herausbekomme. Komischer Name für einen Italiener, Lech. Klingt eher deutsch.«
    »Ist österreichisch. Lech ist einer von diesen Italienern aus Tirol. Als Junge wurde er bei einem Verkehrsunfall verletzt und ist deshalb später nicht zum Militär eingezogen worden. War aber Parteimitglied und ist ein gerissener Anwalt. Nehmen Sie sich in acht, Junge.«
    Ich beendete das Gespräch und sagte dann zu dem Korporal, er solle den Gefangenen zu mir herunterschicken, aber selber oben bleiben.
    Zu jenem Zeitpunkt war Carlo mehr als doppelt so alt wie ich, ein kleiner untersetzter Mann mit ergrauendem Haar, graugrünen Augen und dem gütigsten Gesichtsausdruck, den ich jemals gesehen habe. Man hatte augenblicklich das Gefühl, er lechze danach, daß man etwas sagte oder tat, irgend etwas, was ihm als Entschuldigung dafür dienen konnte, dem Lächeln, welches ständig um seine Lippen zu spielen schien, zu

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