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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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innerhalb weniger Stunden in Schwierigkeiten mit deinen eigenen Leuten bringen können, und du mußt das auch gewußt haben. Und doch bist du am Ball geblieben, indem du die Währung gewechselt hast. Sterling war aus dem Spiel, aber es gab noch immer den Dollar. Deine Entgegnung, die auf die empfindlicheren Strafen anspielte, die bei Erregung amerikanischen Mißfallens anstanden, hätten nicht besser sein können.«
    Das Urteil eines Bridgespielers, der die Annehmlichkeiten der Rückschau genießt. Seinerzeit hatte er heftig protestiert.
    »Selbstverständlich ist sie stichhaltig, Sergeant-Major. Sie ist sogar absolut einwandfrei. Die meisten professionellen kleinen Gauner haben die gleichen Schwächen. Eine davon ist die, daß sie es sich nie verkneifen können, mit ihren Erfolgen zu prahlen. Was die Zigarettenaffäre betrifft, so war mit dem mitfahrenden Militärpolizisten zuvor vereinbart worden, daß der Fahrer, sein Komplize, unterwegs anhalten und die Ladung fünf Minuten lang unbeaufsichtigt lassen würde, um ein menschliches Bedürfnis zu verrichten. Der zum Anhalten vorgesehene Ort befand sich unweit des Dorfes Galleno. Die Bankette dort sind nicht weich, und so kann man dort einen Lastwagen von der Straße hinunter und wieder auf die Fahrbahn zurückmanövrieren, ohne daß er im Schlamm steckenbleibt. Ich wage zu behaupten, daß, wenn sehr rasch durchsucht wird, noch einige von den Zigaretten in dem Dorf gefunden werden können.«
    »Danke, Mr. Lech.«
    Ich gab ihm seine AMGOT -Papiere zurück und stellte dann eines der mit einer Durchschrift versehenen Formulare aus, die wir bei der Zivilfahrzeugkontrolle im Raum Bari verwendeten. Während ich das Formblatt ausfüllte, dachte ich, daß es nicht schaden könne, wenn ich sähe, wie er auf die Frage nach Antifaschisten reagierte.
    Zu meiner Überraschung lachte er nicht.
    »Hier im Süden«, sagte er, »werden Sie nur drei Arten von Leuten antreffen, die ernstlich für sich beanspruchen, seit langem Antifaschisten gewesen zu sein. Erstens die Dorfpriester, oder doch die meisten von ihnen, wie Sie wissen dürften. Dann sind da die sehr wenigen überzeugten Kommunisten, die mittlerweile alt geworden sind. Sie leben zumeist noch immer im Untergrund und warten auf ihre Stunde. Und schließlich gibt es die Verrückten.«
    »Die Verrückten?«
    Er stand auf. »Wer sonst als ein Priester, ein Kommunist oder ein sonstwie Verrückter würde dem von der Partei ausgeübten Druck zur Anpassung zwanzig Jahre lang widerstanden haben? Und wer sonst als nur ein Verrückter könnte jetzt um sich und auf die Zerstörung des wenigen blicken, welches in diesem erbarmungswürdigen Land aufgebaut worden war, und erklären, daß es so besser oder daß die Strafe notwendig gewesen sei?« Er wischte den Gedanken weg, als sei er ein Spinnengewebe auf seinem Gesicht. »Im Norden werden wir zweifellos ganz andere Verhältnisse vorfinden. Sie werden sehen. Wir beide werden sehen. Die Kommunisten dort werden nicht so alt sein und überdies besser organisiert. Ich bin im Augenblick von meiner Familie in Mailand abgeschnitten, aber schon als ich das letzte Mal von meiner Frau ein Lebenszeichen erhielt, vor der Gefangennahme Mussolinis, hatte sich die Lage dort radikal zu ändern begonnen. Die Widerstandskämpfer hatten angefangen, sich zu organisieren, statt zu reden.«
    Er nahm das Formular von mir entgegen, musterte meine Unterschrift und sprach dann meinen Namen aus.
    »Ist das korrekt, Sergeant-Major? Gut. Ich habe keinen Zweifel, daß wir uns wiederbegegnen werden, und ich wollte mich vergewissern, Ihren Namen richtig auszusprechen. Ist die Frage erlaubt, wo Sie so gut Italienisch gelernt haben?«
    »Falls wir uns jemals wiederbegegnen, Mr. Lech, wird es mir ein Vergnügen sein, es Ihnen zu erzählen.«
    »Oh, wir werden uns ganz bestimmt wiederbegegnen, Sergeant-Major.« Das Lächeln hatte schließlich die Oberhand gewonnen. »Danke. Vielen Dank.«
    Mit einer förmlichen leichten Verbeugung wandte er sich um und ging die Stufen hinauf. Bis der Lärm seines Wagens verebbt und dem Korporal erklärt worden war, weshalb sein Gefangener freigelassen worden sei, hatte die Vermittlung mich wieder mit Venafro verbunden.
    Mein Kollege war hoch erfreut über das, was ich ihm zu berichten hatte, und sehr begierig, es dem kommandierenden Offizier der Militärpolizei, den er nicht mochte, weiterzuleiten. Ich hielt es jedoch für überflüssig, ihm von Carlos Ansichten über Antifaschisten zu

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