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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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brauchte. In Wales wurde uns gesagt, daß das Regiment, zu dem unsere Batterie gehörte, von seinen Scheinwerfern auf die mobilen Befors-Geschütze umgerüstet werden solle. Ältere Offiziere und Mannschaften würden ausgesiebt und zu stationären Einheiten versetzt werden. Die Qualifikationen des gesamten Personals wurden überprüft und neu bewertet. Zufällig trat damals Italien gerade in den Krieg ein, und von der Heeresleitung erging Befehl an alle Einheiten, ihr die Namen sämtlicher Unteroffiziere und Mannschaften einzureichen, die Italienisch konnten. Mein Name war einer von dreien, die gemeldet wurden; die anderen beiden waren die in England geborener italienischer Kellner. Nach einiger Zeit wurden wir in eine Kaserne bei Durham zitiert, wo uns ein Offizier, der ein Lehrbuch-Italienisch mit schottischem Akzent sprach, interviewte und testete. Er verkündete uns in dem damals üblichen gestelzten und verschwörerischen Ton, wir dürften voraussichtlich Bewachungsdienst im neuen Internierungslager für Italiener auf der Insel Man leisten.
    Was aus den Kellnern geworden ist, habe ich nie erfahren; ich jedenfalls wurde zwei Monate später zu einem Infanteriebataillon abkommandiert, das sich auf einem Truppentransporter einschiffte, um nach Ägypten und in die westliche Wüste verfrachtet zu werden.
    Nach unserer Ankunft schickte mich das Bataillon zu einer Abwehreinheit. Theoretisch war ich dort Dolmetscher. Praktisch wurde ich von Anfang an als Vernehmender bei den Verhören italienischer Kriegsgefangener eingesetzt, die damals zu Tausenden in die Lager strömten. Je ein Offizier und ein Unteroffizier hatten die Aufgabe, sich einen Kriegsgefangenen nach dem andern einzeln vorzunehmen, aber es waren ganz einfach zu viele, als daß eine derart unsinnige Anweisung hätte befolgt werden können. Die Arbeit mußte daher aufgeteilt werden. Um mir einen Anschein von Autorität zu verleihen, ernannte man mich provisorisch zum Quartiermeister und empfahl mir, mich wie ein richtiger Unteroffizier aufzuführen. Es war alles eine ungeheure Zeitverschwendung. In den Monaten vor Rommels erstem großem Gegenangriff vernahm ich viele Hunderte von Kriegsgefangenen und schrieb eine entsprechende Anzahl Berichte über sie. Kein einziges Mal in der gesamten Zeit erfuhr ich irgend etwas von militärischem Belang, was ich nicht schon in den geheimdienstlichen Unterweisungen, die uns regelmäßig zuteil wurden, erfahren hätte. Die einzigen, die höheren Orts ein echtes Interesse an unseren Erhebungen zeigten, waren die Leute von der politischen Kriegführung. Ein paarmal konnte ich in meinen Berichten Aussagen zitieren, die von einem besonders demoralisierten Gefangenen – meist von einem, der Kummer wegen seiner Frau hatte – gemacht worden waren, oder Klagen melden, die sich in den Briefen von zu Hause fanden, welche mancher von ihnen bei sich trug und die zu Propagandazwecken geeignet waren.
    Ich wurde als Korporal bestätigt, und es war die Rede davon, daß ich für ein Kommando vorgesehen war, aber nichts rührte sich. Statt dessen wurde ich zur Feldsicherheitspolizei versetzt und als provisorischer Sergeant in Italienisch-Somaliland stationiert. Als ich davon bereits mehr als genug hatte – warum irgend jemand diese Gegend jemals hatte haben wollen, entzieht sich meinem Verständnis –, wurde ich rechtzeitig zur Invasion in Sizilien zur Achten Armee versetzt.
    Um zu verstehen, wie es dazu kam, daß ich Carlo um ein Haar festgenommen hätte, muß man wissen, welchen Aufgaben die Feldsicherheitspolizei in Italien nachkommen sollte. Einige, die zu jener Zeit dort waren, werden keiner Auffrischung ihrer Erinnerung bedürfen, aber anderen mag es dazu verhelfen, sich zu entsinnen, daß unser Pendant in den amerikanischen Abschnitten der Front unter einer weit klangvolleren Bezeichnung arbeitete – Spionageabwehr, genannt Counter Intelligence Corps, kurz CIC .
    Die Spionageabwehr und wir hatten den gleichen Job, und wir kamen ihm auf mehr oder weniger gleiche Weise nach. Während die reguläre Militärpolizei hauptsächlich mit militärischen Angelegenheiten wie Konvoi-Verkehrskontrollen, Betrunkenen, Deserteuren, Kriegsgefangenen-Krallen, Straflagern und so weiter befaßt war, hatten wir es mit den Problemen zu tun, die sich aus der Tatsache ergaben, daß es rings um unsere Streitkräfte – und, in den Städten und Dörfern, mitten unter ihnen – Zivilisten in großer Zahl gab, die bis vor kurzem aktiv oder passiv auf der

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