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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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angehört zu werden.«
    Ich warf ihm ein Päckchen Zigaretten in den Schoß.
    »Ebensowenig, wie der General davon angetan sein würde, daß sein Name als Passierschein eines Schwarzhändlers mißbraucht wird.«
    Er reichte mir die Zigaretten zurück, ohne eine genommen zu haben, und so fuhr ich fort. »Wo genau in Bari ist der Branntwein?«
    Er hob protestierend die Hände. »Sergeant-Major, wenn ich mit Bestimmtheit wüßte, daß er da ist, hätte ich diesen kleinen Verstoß gegen die Bestimmungen, den Sie jetzt ausschlachten, nicht begangen. Man hat mich wissen lassen, daß der Branntwein da ist, sechs Kisten davon, aber man hat mir nicht gesagt, wo. Es kann durchaus sein, daß er inzwischen von der britischen Armee – wie heißt es doch gleich? – ›befreit‹ worden ist. Es mag aber auch sein, daß die Originalflaschen mit Methylalkohol nachgefüllt wurden. Ich habe einen Kontaktmann, ja, aber ich kenne ihn nicht persönlich und kann daher unmöglich kaufen, ohne die Ware gesehen zu haben. Aber das alles habe ich Ihrem Korporal bereits erklärt.«
    »Wer ist Ihr Kontaktmann?«
    »Der frühere Verwalter des Zollspeichers.«
    »Wenn der Branntwein da ist und den Ansprüchen genügt, was gedenken Sie zu tun?«
    »Wenn der Preis nicht absurd hoch ist, werde ich ihn kaufen und dann zum General und dem Weinkomitee seines Clubs schaffen.«
    »In Ihrem Wagen?«
    »Aber sicher in meinem Wagen, und mit einer quittierten Rechnung zum Beweis dafür, daß die Ware mir gehört.«
    »Was veranlaßt Sie, zu glauben, daß ich Sie passieren lasse, Mr. Lech?«
    »Wenn Sie nicht auf eine Bestechung aus sind, was ich bezweifle, wüßte ich nicht, warum Sie auch nur erwägen sollten, den Transport der Ware zu stoppen. Sagen Sie, Sergeant-Major, wie definieren Sie diesen neuen Begriff oder Ausdruck, den Sie verwenden, diesen ›Schwarzhändler‹?«
    »Einer, der unerlaubten Handel mit Waren treibt, die rationiert oder sonstwie knapp sind.«
    »Ist Handel mit französischem Vorkriegs-Cognac unerlaubt? Ich hoffe, Sie sind nicht einer von diesen Sozialisten, Sergeant-Major, die gegen das Gesetz von Angebot und Nachfrage opponieren und nur deswegen Preiskontrollen verlangen, weil Leute wie ich ihr Kapital riskieren, um einen angemessenen Profit zu machen.«
    »Was ist ein angemessener Profit?«
    »Wenn es mir gelingt, diesen Branntwein zu kaufen, werde ich auf den Preis, den ich zu zahlen habe, vierzig Prozent aufschlagen. Ist das zuviel, wenn man bedenkt, daß ich, zusätzlich zu den üblichen Kosten bei solchen Transaktionen, geistige Anstrengungen auf mich nehmen muß, um einen mißtrauischen britischen Feldsicherheitspolizisten davon zu überzeugen, daß ich kein Gauner bin? Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen eine Flasche zum gleichen Preis zukommen zu lassen, den ich dem General dafür berechnen werde. Ist es das, was Sie Schwarzhandel nennen?«
    Ich war immerhin gewarnt worden, daß er Anwalt sei.
    »Nun gut, Mr. Lech«, sagte ich, »versuchen wir’s mit einem anderen Artikel. Vorletzte Nacht wurden zwanzigtausend Zigaretten aus einem amerikanischen Lastwagen irgendwo zwischen Caserta und Venafro gestohlen. Als was würden Sie die Tätigkeit, sie zu verkaufen, bezeichnen?«
    »In zivilisierten Ländern, Sergeant-Major, und auch in einigen unzivilisierten, ist der Handel mit Diebesgut immer eine strafbare Handlung gewesen.«
    »Aber eine, die Sie niemals begehen würden.«
    »Bestimmt nicht. Ich habe das nicht nötig.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wer diese Zigaretten gestohlen hat?«
    »Nein, aber ich weiß, wie sie gestohlen wurden.« Er wartete darauf, daß ich ihn fragte, wie.
    »Nun?«
    »Wäre die Kenntnis davon hier in Ihrem Gebiet von Nutzen, Sergeant-Major, oder denken Sie in selbstloser Weise mehr an Ihren Kollegen in Venafro?«
    Deutlicher hätte er nicht ausdrücken können, worauf er hinauswollte. Wenn ich mehr zu hören wünschte, erwartete er als Gegenleistung dafür eine glatte Hin- und Rückfahrt nach und von Bari ohne ›technische‹ Behinderungen. Es war kein allzu schlechtes Tauschgeschäft, und so nickte ich.
    »Ich denke jetzt an uns beide, Mr. Lech, also müßte Ihre Information stichhaltig sein.«
    Auf einer Privatinsel, zehn Jahre später, analysierten wir diesen Teil des Gesprächs, als sei es ein Spiel gewesen, eine Art Einübung.
    »Ich habe dich sehr genau beobachtet«, sagte er. »Du hast offenkundig einen Vorteil preisgegeben, weil du wußtest, daß er letztlich wertlos war. Ich hätte dich

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