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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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erhobener Stimme fortfuhr: »Zu Ihrer weiteren Information darf ich bemerken, daß sie diesen Tagungsort persönlich ausgesucht, alle unserer Abschirmung dienlichen Tarnstorys ersonnen und mich hinsichtlich allgemeiner Sicherheitsbelange in allen Planungsphasen beraten hat. Jetzt beklagt sie sich darüber, daß ich sie nicht behandle, als sei sie unfehlbar. Ich werfe ihr nichts vor. Wie Leuten Ihresgleichen bekannt sein dürfte, neigen Experten dazu, Kritik von sich zu weisen.«
    Krom sah Melanie erwartungsvoll an, begierig, jede Zurückweisung meiner heimtückischen Beschuldigungen zu begrüßen und uneingeschränkt gutzuheißen. Als alles, wozu er sie damit bewegen konnte, ein ausdrucksloses Starren war, seufzte er und wandte sich schwerfällig wieder mir zu.
    »Sie uns als Ihre Sekretärin vorzustellen war also eine Lüge.«
    »Seien Sie nicht albern, Herr Professor. Wozu sollte ich hier eine Sekretärin benötigen? Ich war überrascht, daß Sie gar keine Fragen dazu gestellt haben. Die Idee ist so offenkundig unsinnig. Tatsächlich ist Melanie eine Public-Relations-Expertin ganz spezieller Art.«
    »Eine Lügnerin ganz spezieller Art, wollten Sie doch wohl sagen. Aber es ist schwer zu glauben, daß auf diesem Gebiet jemand spezialisierter sein könnte als Sie selber.«
    Yves räusperte sich. »Patron, ich dachte, diese Leute wollten einen Spaziergang machen. Wenn nicht, schlage ich vor, daß Sie und Melanie sich im Eßzimmer unterhalten. Da werden Sie nicht gehört.«
    Er meinte, daß sich im Eßzimmer keine Wanzen befanden. »Gute Idee«, sagte ich und stand auf, wobei ich Melanie einen entsprechenden Wink gab.
    »Oh, nein!« Krom hievte sich aus seinem Sessel hoch.
    »Ich weigere mich, in dieser Weise abgehängt zu werden.«
    »Niemand hängt Sie ab«, sagte ich; »aber hier ist es einfach nicht möglich, ernsthaft zu reden.«
    Als ich mich in Bewegung setzte, stellte er sich mir in den Weg. Ich machte Anstalten, um ihn herumzugehen; da packte er mich am Arm.
    Connell war sofort zur Stelle und trompetete: »Nicht, nicht!«, als sei ich im Begriff gewesen, den alten Narren zu schlagen.
    Ich sagte zu Melanie: »Gehen Sie schon vor. Ich treffe Sie im Eßzimmer.« Dann sah ich die Hand auf meinem Arm an, wie ich sie am Abend zuvor angesehen hatte, als sie Melanies Arm umklammerte. Gleich anderen zwanghaften Armgrapschern schien auch Krom sich nicht darüber im klaren zu sein, daß seine Angewohnheit als zudringlich empfunden werden kann. Als ich meinen Arm mit einem Ruck dem Griff entwand, sah er verärgert aus, als hätte ich eine Gedankenkette unterbrochen, und drohte mir mit erhobenem Zeigefinger.
    »Ihre Erklärung«, wiederholte er, »war eine Lüge, und überdies, wie Sie jetzt zugegeben haben, eine unnötige. Sie haben das zugegeben, ja? Sehr gut. Noch wissen wir nicht, was für ein Mann Sie sind, aber was wir schon von Ihnen wissen, weist Sie wenngleich nicht unbedingt als eigentlichen kriminellen Psychopathen, aber doch als einen moralisch defekten Charakter aus. Dennoch werden wir uns vorerst mit einer Ad-hoc-Definition begnügen müssen, wie beispielsweise – was wollen wir sagen? – vielleicht sollten wir von einem diversifizierten Delinquenten sprechen?« Sein Blick warb um die Zustimmung der Zeugen.
    »Eines allerdings wissen wir nun mit Bestimmtheit: unser Delinquent ist ein ebenso unermüdlicher wie einfallsreicher Lügner.«
    Ich war mürbe genug, die Geduld mit ihm zu verlieren.
    »Woher«, fragte ich, »beziehen Sie eigentlich diese absonderliche Idee, Sie hätten ein zwingendes Anrecht darauf, nichts als die Wahrheit erzählt zu bekommen? Dringt sie von unten her durch den Sitz Ihres akademischen Lehrstuhls bis ins Gehirn? Gibt es irgendeinen geschwätzigen Soziologie-Heiligen, der einst verkündete, daß alle, die sich Ihrer Befragung zu unterziehen haben, kraft göttlichen Dekrets automatisch unter Eid stehen? Aber natürlich, so wird es sein. Und was soll geschehen, wenn die armen Seelen einen Meineid schwören? Sie auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen wäre offenkundig eine zu milde Strafe. Statt dessen werden wir langsam und brutal klassifiziert! Habe ich recht, Herr Professor?«
    Connell kicherte, aber Krom nickte bloß ermunternd.
    »Langsam und brutal? Ja, ich nehme an, Sie haben recht, Mr. Firman. Und was folgt daraus?«
    »Daraus folgt, daß Sie immer dann eine Wahrheit zu hören bekommen werden, wenn sie mir zufällig besser ins Konzept paßt als eine Lüge oder wenn keine der

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