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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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verfügbaren Lügen sich als gut genug erweist, um einer Überprüfung standzuhalten. Wahrheitsspiele sind gefährlich, sogar für Kinder. Alles, worauf ich setze, ist Sicherheit, Sicherheit für mich und meine Partner in dem, was Sie Verbrechen zu nennen belieben.«
    Krom strahlte. »Diese Offenheit ist höchst erfrischend.«
    Er richtete das Strahlen auf Connell und Henson. »Diese Verstimmung, die wir jetzt bei Mr. Firman beobachten können, ist gewiß eine unmittelbare Reaktion auf meine diagnostischen Stimulationen. Wir machen Fortschritte. Wenn sich, wie er sagt, in seinen Tarnarrangements Defekte herausgestellt haben, sollten wir jetzt sein tiefgestaffeltes Verteidigungssystem sondieren.«
    Obwohl den Zeugen schwerlich entgangen sein konnte, daß Krom ihnen, kraft des Plurals, soeben kollegiale Gleichberechtigung zuerkannt hatte, ließ sich das keiner von ihnen im geringsten anmerken. Sie kannten ihren Krom, waren sich vermutlich darüber im klaren, daß bei ihm derartige Höflichkeiten nur Versprecher sein konnten.
    »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Connell; »es wird Zeit, daß wir uns einige der Schrauben und Muttern dieser Lügenkonstruktion näher ansehen. Wenn er glaubt, uns davon überzeugen zu können, daß er im Grunde inkompetent ist, wird er etwas Beeindruckenderes vorweisen müssen als ein Stück angekokeltes Sperrholz.«
    »In Anbetracht der Tatsache«, bemerkte Henson, »daß Wicky-Frey laut Firman die Schrauben-und-Muttern-Expertin ist, würde ich meinen, daß wir uns zunächst einmal auf sie konzentrieren sollten.« Sie steckte ein Lächeln für Yves auf. »Nun, und was meinen Sie , Mr. Boularis?«
    Sie hatte ihn schon einmal umzustimmen vermocht; aber das war vor einer halben Stunde gewesen, und inzwischen hatte er eine Menge hinzugelernt. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und fuhr dann wieder fort, die kleinen Vögel zu beobachten, die unter den Stühlen umherhüpften und Brotkrümel aufpickten.
    Dann sagte er: » Ich , Madame, meine jetzt, daß Sie alle voll Piß und Wind sind.«
    Während das Schweigen noch anhielt, das sich auf diese weitere diagnostische Stimulation hin einstellte, entfernte ich mich, um zu Melanie ins Eßzimmer zu gehen.
    Ich traf sie, eingenebelt in Zigarettenrauch an der Schmalseite des Tisches sitzend, an.
    Sie rauchte, außer nach dem Essen, nur selten. Der Aschenbecher vor ihr und die brennende Zigarette in ihrer Hand zeugten von dem unerträglichen Schmerz, den ihr mein Mißfallen verursachte. Zugleich gaben sie mir eindeutig zu verstehen, daß sie, sofern ich nicht augenblicklich Abbitte leisten und ganz außerordentlich freundlich zu ihr sein würde, sich sehr wohl dazu getrieben fühlen könne, rituellen Selbstmord durch Inhalieren zu begehen.
    Da ich nichts begangen hatte, wofür ich hätte Abbitte leisten müssen, und nicht beabsichtigte, freundlicher zu sein, als mir in diesem Augenblick zumute war, machte ich keine Anstalten, mich hinzusetzen. Im Stehen ist es mir stets leichter gefallen, mein Temperament zu zügeln und zivilisierte Formen zu wahren.
    Im übrigen ging ich davon aus, daß Melanie, nachdem sie genügend Zeit gehabt hatte, die ganze Abschirmungsoperation Phase für Phase noch einmal im Geist Revue passieren zu lassen, inzwischen wußte, wo die undichte Stelle lag, wie sie entstanden war und wer die Unverfrorenheit hatte, sie sich zunutze zu machen. Waren mir diese Dinge erst einmal bekannt, würden sich bestimmt Mittel und Wege finden, wie ich aus meinem Mißgeschick Kapital schlagen konnte – sofern ich nicht zu überrascht noch zu verzweifelt dafür war. Kroms Charakterisierung gewisser Eigenschaften meines taktischen Denkens als »Oktopustinte« war gar nicht so abwegig gewesen; allerdings sann ich selbst im Eßzimmer am Morgen jenes zweiten Tages noch immer darauf, wie ich die Witzbolde dort draußen gegen die Witzbolde hier drinnen ausspielen könnte.
    Nennen wir es die letzten Minuten der Unschuld.
    »Nun?« fragte ich.
    Melanie drückte ihre Zigarette aus. »Leider Fehlanzeige, Paul. Nein, lassen Sie mich ausreden. Ich habe alles so gründlich wie möglich Punkt für Punkt durchgenommen, und zwar wiederholt und sogar als diese gräßliche kleine Lesbierin tat, als sei sie nett zu mir. Ich habe Ihnen nichts zu sagen, was Sie nicht schon wüßten. Niemand außer Ihnen wurde eingeweiht. Niemand! Und nur die zwei Kommunikationscodes wurden ausgegeben.«
    »Warum zwei? Welche zwei?«
    Sie seufzte ergeben. »Das Brüsseler Büro hat einen

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