Bitte keine Rosen mehr
Finger drin hatte. Selbst Mitarbeiter, die dem leitenden Personal zuzurechnen waren wie Melanie, die wußte, daß Frank Yamatoku in London irgend jemandes zweiter Mann war, wußten nicht, daß dieser Jemand kein anderer als Mat Williamson war.
Mit freiem Zugang zu unserem Kommunikationscode und mit Frank, der die Ferngespräche für ihn führte, zu seiner Verfügung konnte es Mat keinerlei Schwierigkeiten bereitet haben, uns in der Villa Esmaralda ausfindig zu machen. Wenn er es eilig gehabt hatte und ihm ein Branchentelefonverzeichnis der Alpes-Maritimes-Region vorlag, durfte das Aufspüren innerhalb einer Stunde erledigt sein.
Ich wußte jetzt, wer für die Präsenz dieser unerfreulichen Leute um das Haus herum verantwortlich war. Es blieb nur noch herauszufinden, wer sie waren und welche Anweisungen man ihnen erteilt hatte. Ich nehme an, es besagt einiges über die Art meiner ehemaligen Beziehung zu Mat, wenn ich berichte, daß mein erster Gedanke angesichts eines dringenden Bedürfnisses nach Antworten auf Fragen, bei denen es, den Empfindungen in meiner Magengrube nach zu urteilen, um Leben und Tod ging, noch immer der war, ihn darum zu bitten; mehr noch, ihn darum zu bitten, wiewohl mir ziemlich klar war, welche Antworten ich bekommen würde. Sie würden selbstverständlich nicht ganz falsch sein, denn Mat hat es stets vorgezogen, sich statt eindeutiger Lügen halber Wahrheiten und Doppelsinnigkeiten zu bedienen; aber ich wußte, daß ich bei genauem Zuhören und unter Außerachtlassung der wörtlichen Bedeutung des Gesagten die Art der Hintergrundmusik, die verwendet wurde, um jene überzeugend klingen zu lassen, wahrscheinlich eine Menge von dem erraten würde, was ich erfahren mußte.
Noch immer die Gekränkte, die auf eine wohlverdiente Entschuldigung wartet, inspizierte Melanie ihren Nagellack. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und schnippte leise mit Daumen und Mittelfinger, bis sie aufblickte.
»Gehen Sie wieder nach draußen«, sagte ich. »Sagen Sie ihnen, ich hätte ein paar Telefongespräche zu führen. Ich lasse Sie wissen, was los ist, sobald ich es selber weiß.«
Sie stand auf. »Was ist mit dem zweiten Ordner?«
»Den geben wir ihnen vielleicht nach dem Lunch. Nicht daß es jetzt noch eine Rolle spielt, aber je ruhiger sie gehalten werden können, desto besser. Wir werden sehen. Was das Thema Lunch betrifft, so essen wir lieber hier drinnen.«
»Da gäbe es einen geeigneten Platz neben dem Swimming-pool. Man kann ihn von draußen nicht sehen.«
»In Ordnung.«
»Wir könnten dort auch zu Abend essen. Es ist ziemlich weit weg von der Küche, aber heute abend wird es ohnedies nur kalte Gerichte geben.«
»Warum?«
»Heute ist der vierzehnte Juli. Die Hausangestellten wollen frühzeitig mit der Arbeit fertig sein und zum Fest ins Dorf gehen. Sie haben gefragt. Ich habe gesagt, sie könnten.«
Als wir die Villa Esmaralda bezogen, war ihr Telefonanschluß noch immer nicht vollständig in das internationale Direktwahlnetz integriert. Dies bedeutete, daß wir, wenngleich wir von außerhalb des Landes direkt angewählt werden konnten, unsererseits Auslandsgespräche über ein Amt tätigen mußten. Es gehörte Geduld dazu, um wieder und wieder zu wählen, bis es sich meldete.
In diesem großen Haus gab es nur drei Apparate: einen in der Eingangshalle mit einem Nebenanschluß im großen Schlafzimmer, demjenigen, in welchem ich nächtigte, und einen an einer zweiten Leitung ohne Nebenanschlüsse. Ich benutzte den letzteren, nachdem ich ihn zuvor auf Oberflächenwanzen überprüft hatte. Es hätte keinen Sinn gehabt, Mats Londoner Hotel anzurufen. Zwar hätte er sich vielleicht gerade dort aufgehalten, bestimmt aber einen über die Telefonzentrale des Hotels laufenden Anruf aus dem Ausland nicht entgegengenommen. Ich brauchte zwanzig Minuten, um zu unserer Londoner Relaisstation durchzukommen.
Der diensttuende Mann dort sprach ungemein langsam und deutlich, als mißtraue er dem Telefon und hätte lieber ein Kurzwellenempfangs- und Sendegerät bedient. Dies war durchaus normal. Mat benutzt gern Amateurfunker in Schaltstellen und tut das in einer ganzen Anzahl von Ländern; zum einen, weil Amateurfunker gewohnt sind, zu den unmöglichsten Stunden wach zu bleiben, und zum andern, weil einige von ihnen dazu überredet werden können, in einer Notsituation und für nicht länger als die wenigen Sekunden, die zum Ausstrahlen einer Blitznachricht benötigt werden, ihre Sender illegal zu
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