Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
gearbeitet, dass sie sich ein kleines Verwöhnprogramm verdient hatte, machte er ihr ein verfrühtes »Geburtstagsgeschenk« und schickte Pip zum Friseur und zur Maniküre.
Wieder zu Hause, freute sie sich wie ein Kind über das wunderschöne neue Kleid, das in ihrem Schlafzimmer auf sie wartete.
Und dann war das Unwetter gekommen.
Erst regnete es nur ziemlich heftig, was sie aber nicht mitbekamen, weil sie gerade unter der Dusche standen, dann fing der Wind an ums Haus zu heulen. Doch Balthazar war so fasziniert davon, wie Pip ihr neues Kleid anzog und gleich darauf wieder auszog, dass er auch das überhörte.
Dann kam der Blitz, und der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Aber noch immer waren die beiden zu sehr miteinander beschäftigt, als dass sie vom Wetter Notiz genommen hätten.
Das taten sie erst, als sie endlich im Taxi saßen, das Taxi am Ende der Einfahrt kurz hielt, sie sich nach dem Haus umdrehten und den neuen Gewächshaustunnel sahen, in dem sie in mühevoller Kleinarbeit die neue Generation Rebensetzlinge aufzogen.
Normalerweise konnte man den Gewächshaustunnel von dort nicht sehen. Normalerweise befand er sich am Rande des Weingartens, auf der anderen Seite des Hauses.
Des zehn Meter hohen Hauses.
Mit entsetzt aufgerissenen Augen sahen sie sich an. Beau drückte dem Fahrer eiligst etwas Geld in die Hand, und der sah verwirrt dabei zu, wie seine Fahrgäste fluchtartig den Wagen verließen und ohne ein weiteres Wort durch den strömenden Regen in die Dunkelheit verschwanden.
Das eine Ende des Tunnels hatte sich im Sturm aus seiner Verankerung gelöst und bäumte sich auf wie ein wilder Hengst. Die zarten Pflanzen waren schutzlos der Witterung ausgesetzt.
Balthazar war als Erster da. Als der Wind einen kurzen Moment nachließ und das lose Ende des Tunnels etwas herabsank, sprang er mit aller Kraft in die Luft, bekam einen Zipfel zu fassen und ging mit dem Tunnel zu Boden, wobei er ausrutschte und bäuchlings im Matsch landete. Dann kam der nächste Windstoß, hob den Tunnel wieder an und beförderte Balthazar auf seine Knie. In dem Moment sah er Pip. Diese schöne, humorvolle, treue, zupackende Frau mit den frisch gestylten Haaren und manikürten Nägeln, wie sie in ihrem wunderschönen neuen Kleid und den viel zu hohen Schuhen durch den Regen und den Matsch hechtete, um die andere Ecke des Folientunnels zu packen, bevor er noch weiter hochflog. Wie sie dabei ebenfalls bäuchlings im Schlamm landete, sich aber lachend wieder aufrichtete und die Folie immer noch festhielt. In dem Moment platzte sein Herz fast vor Liebe für sie.
Sie klammerten sich aneinander, um nicht mit diesem sich plötzlich für einen Papierdrachen haltenden Plastiktunnel in die schwarze Nacht zu fliegen, und er fragte sie, verdreckt wie sie in ihrem feinsten Zwirn dort im Matsch steckten, ob sie den Rest ihres Lebens mit ihm und keinem anderen verbringen wollte.
Und sie sagte Ja. Natürlich.
– 7 –
Linda Rivera war vom Gesang der Vögel aufgewacht und unternahm nun in der Morgenfrische barfuß einen Spaziergang. Sie war gestern nach einem Flug und einer Zugfahrt sehr spät in Cornwall angekommen, weshalb sie noch nicht viel von der Landschaft hatte sehen können.
»Wow, ist das schön«, seufzte sie inmitten der satten Wiesen von Arandore, jenem alten kornischen Anwesen, dem Zuhause ihrer zukünftigen Schwägerin, und ließ den Blick über die sanften Hügel zum Quinn Valley und weiter zu dem Silbersee wandern, der die Mündung des Quinn River ins Meer war.
»Wunderwunderschön.«
Tief atmete sie die kühle Frühlingsluft ein und wieder aus.
Cornwall wäre der perfekte Ausgangspunkt für ihre Reise. Hier könnte sie bereits sachte einige Verbindungen lösen, ohne sich gleich komplett loszureißen. Sie würde ihren Bruder fragen, ob sie eine Weile bei ihm und Pip in Cornwall bleiben konnte. Dagegen konnten ihre Eltern doch wohl kaum etwas haben, oder? Sie wäre zwar in einem fremden Land, aber zusammen mit ihrem Bruder. Und wenn sie ihr auch noch nicht ganz vertrauten – ihm vertrauten sie blind.
Die ganze Familie wusste, dass Pip und ihre Familie mit Beaus Hilfe versuchten, ein eigenes Weingut zu etablieren. Ihr Bruder würde jegliche ihnen angebotene Hilfe dankbar annehmen, und auch ihre Eltern würden Lindas Einsatz gutheißen.
Wenn Antonio und Abrial dann erst wieder in Spanien waren und sich einige Wochen an die Abwesenheit ihrer Tochter gewöhnt hatten, würde sie ihnen mitteilen, dass sie wie
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