Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
hätte ihn gerade wieder etwas umgehauen.
Der Ladeninhaber freute sich, Beau zu sehen, und legte sofort die Zeitung beiseite.
»Hallo, Rivera, schön, dich zu sehen. Was macht der Wein? Wann kann ich endlich welchen von euch verkaufen? Die Probeflaschen habe ich an meine Stammkunden verteilt. Und die Touris stehen einfach auf alles, was in der direkten Umgebung produziert wird – vor allem im Sommer ...«
»Das wird leider noch eine Weile dauern, Norman«, bedauerte Beau mit einem Lächeln. »Aber wenn es so weit ist, bist du der Erste, der beliefert wird.«
»Das will ich aber auch hoffen. Kommst du, um den Champagner zu holen?«
Beau nickte.
»Großartig. Dein letzter Tag als Junggeselle, was? Nervös? Lust, abzuhauen? Hätte ich mal machen sollen. Zwanzig Jahre bin ich jetzt schon verheiratet. Das ist länger, als man für Mord kriegt.« Er lachte über seinen eigenen uralten Witz, dann zwinkerte er Beau zu. »Aber ich hab ja deine Braut gesehen, ein Wahnsinnsgeschoss. Was für ein Glücksgriff, Mann. Nur zwanzig Minuten mit ihr – von zwanzig Jahren ganz zu schweigen – und ich würde meinen, ich sei tot und im Himmel statt wie jetzt im Fegefeuer.«
»Ja, ich bin ein ziemlicher Glückspilz«, grinste Beau.
»Allerdings, Mann ...« Norman nickte eifrig, da kam Linda mit hochrotem Kopf in den Laden gestolpert.
»Das ist meine Schwester Linda, sie ist für die Hochzeit aus Spanien angereist. Linda, das ist Norman.«
Sie hatte die Fassung so weit wiedererlangt, dass sie Normans ausgestreckte Hand schütteln konnte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Beau, der die Unruhe seiner Schwester bemerkt hatte.
»Die Autotür hat geklemmt«, brummte Linda und wollte es damit auf sich beruhen lassen. Zum Glück ließ Beau sich von Norman ablenken, der ihm den Inhalt einiger großer Kisten gleich neben dem Verkaufstresen zeigen wollte.
»Guck mal, deine Bestellung. Ein wirklich guter Jahrgang, aber klar, mit so was kennst du dich ja aus. Ach, übrigens, bevor ich’s vergesse ... Dir wär’s wahrscheinlich sogar lieber ...« Er tauchte hinter dem Tresen ab und mit einer großen weißen Pappschachtel wieder auf. »Meine Frau hat mich gebeten, dir das hier zu geben. Ich hab ihr gesagt, dass du bestimmt längst woanders eine bestellt hast. Aber sie hat nun mal drauf bestanden. War nichts zu machen. Du weißt ja, wie sie ist, wenn es um dich geht, Beau. Wenn sie dreißig Jahre jünger wäre, würde sie morgen das weiße Kleid tragen ...«
»Danke, das ist ja nett.«
»Warte ab, bis du das Ding gesehen hast ...« Er warf einen so angewiderten Blick auf die Schachtel, als befände sich frischer Stallmist darin.
Neugierig klappte Beau sie auf. Die Torte darin war so groß wie ein Autoreifen und wohl das schrillste Backwerk, das Beau je gesehen hatte. Rosa Zuckerguss, goldene Putten, in der Mitte ein auf Zehenspitzen balancierender, adipöser Amor aus fuchsiafarbenem Marzipan, der seinen gold gefrosteten Marzipanpfeil direkt auf sie richtete.
»Ah«, machten Beau und auch Linda, als zeigten stolze Eltern ihnen ihr extrem hässliches Baby und erwarteten entzückte Schönheitsbekundungen von ihnen.
»Genau.« Norman grinste. »Würde es euch nicht verdenken, wenn ihr das Ding im Hafenbecken versenkt.«
»Die schmeckt bestimmt gar nicht so schlecht ...«
»... wie sie aussieht, meinst du?« Norman lachte. »Kann sein. Aber sie müsste schon absolut göttlich schmecken, um das gruselige Äußere wettzumachen.«
Vier Kisten Champagner standen für sie bereit.
Beau wollte sich von Norman noch etwas Portwein zeigen lassen.
»Ich bring dann schon mal die erste Kiste raus«, rief Linda den Männern zu und machte sich an der besagten Kiste zu schaffen.
»Nein, lass mal, die sind schwer. Ich mach das gleich.«
»Die sind doch nicht schwer!« Linda hob die erste Kiste an.
»Kannst du die alleine tragen?«, fragte Beau und grinste Norman zu.
Linda warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Natürlich.«
»Sicher?«
»Ich schaff das schon, Beau«, behauptete sie störrisch.
»Okay, okay. Danke. Findest du das Auto von hier?«
»Es steht keine hundert Meter von hier entfernt, und es gibt nur eine Straße. Wie soll ich mich da bitteschön verlaufen?«
Beau wollte sie ein wenig ärgern und packte auch noch die Tortenschachtel auf die Champagnerkiste. Eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als zu protestieren. Obwohl sie jetzt kaum noch etwas sehen konnte.
»Jetzt zu schwer?«, fragte er sie auf Spanisch. »Bricht die
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