Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
die Kochschule schon Monate vor dem vereinbarten Termin fertig war. Und nun stand sie bis zu ihrer Eröffnung im September mehr oder weniger nutzlos herum.
Freddie fasste sich kurz, was seine Erklärungen anging, und führte stattdessen seine flehentlichen Bitten ein wenig aus.
»Ich bin absolut verzweifelt, Mann. Die Dreharbeiten sollen in der zweiten Aprilwoche losgehen ...«
»Und da kümmerst du dich erst jetzt um ein Set?«
»Also, eigentlich sollten wir bei Graham Stark drehen, aber seine Frau hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich will jetzt nicht ins Detail gehen ... Graham hat sich in letzter Zeit wohl ein bisschen danebenbenommen und seine Frau hat keine Lust, lauter sexy Fernsehsternchen in ihrem Restaurant rumrennen zu haben ...«
Ja, Freddie war auch ein ganz entsetzliches Klatschmaul. Ungefähr so diskret wie eine Leuchtreklame.
»Das heißt, ich bin noch nicht mal erste Wahl?«
»Du wärst natürlich meine erste Wahl gewesen, Junge, aber ich kenn dich doch, ich wusste, dass du Nein sagen würdest ...«
»Es würde dich jetzt also nicht überraschen, wenn ich Nein sage?«
»Bitte nicht ... Überleg doch mal! Das wäre super Publicity!«
»Na, dann auf jeden Fall nein.«
Freddie stöhnte. Falsche Strategie.
»Gut, okay, vergiss das mit der Publicity, obwohl ich davon ausgehe, dass dir ein paar liquide Mittel für das ganze Vorhaben nicht schaden könnten. Und wie du weißt, ist das Fernsehen ein probates Mittel, um an die Wohltäter dieser Welt heranzukommen. Also denk doch einfach mal ans Geld, Rory. Ich sag’s wirklich ungern, aber ... Du bestimmst den Preis ... Sag, wie viel du dafür haben willst, und du bekommst es.«
Für den Erhalt und Umbau der Gebäude, die sich seit Generationen in den Händen der Trevelyans befanden, war Rory ganz alleine aufgekommen. Die Kurse, die dort stattfinden sollten, wurden dankenswerterweise von öffentlichen Mitteln finanziert.
Rory schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht, Freddie ...«
»Ach, komm schon, Rory, bitte! Du würdest mir das Leben retten!«
»Tut mir leid. Nein.«
»Natürlich brauchst du Zeit zum Nachdenken, dafür habe ich vollstes Verständnis ...«
»Ich brauche keine Zeit zum Nachdenken. Ich habe dir bereits geantwortet«, beharrte Rory, doch auf dem Ohr war Freddie taub.
»Ich lass dich jetzt erst mal in Ruhe. Schlaf drüber und morgen ruf ich dich dann wieder an ...«
»Vergiss es, Freddie. Ich habe mich entschieden. Die Antwort lautet –«
Doch bevor er das »Nein« aussprechen konnte, war schon nur noch Tuten in der Leitung.
Der penetrante Producer hatte aufgelegt.
»Dieser Scheißkerl!«, fluchte Rory leise.
Jetzt hatte er nämlich ein schlechtes Gewissen, denn Freddie war im Grunde seines Herzens ja ein guter Mensch.
Rory mochte ihn.
Und jetzt würden sein Helfersyndrom und sein Verlangen nach Anonymität sich heftige Kämpfe liefern. Rory würde eine schlaflose Nacht verbringen. Er würde es sich zigmal hin und her überlegen. Und am Schluss würde ihm der Mumm fehlen, zu seinem ursprünglichen Nein zu stehen. Die Sache würde ihm keine Ruhe lassen.
Das glaubte er aber auch nur, weil er noch nicht wusste, was ihn außer einem leer gefutterten Fudge-Blech in seiner Küche erwartete ...
Als er in seine Domäne zurückkehrte, saßen dort inzwischen zwei mit Holzlöffeln bewaffnete Dessertdiebe auf der blitzblanken Arbeitsfläche und taten sich an der Schokomasse gütlich.
Rorys Unterkiefer klappte herunter.
Aber nicht, weil Monty bereits mehr von dem Nachtisch verdrückt hatte als jeder normale Mensch an einem ganzen Tag vertragen könnte. Nein, Rorys Erstaunen galt seinem Komplizen.
»Dad?«, keuchte er überrascht. »Was machst du denn hier?«
– 3 –
Frank fasste sich kurz.
»Sie hat mich verlassen.«
Mehr brauchte er nicht zu sagen.
Rorys Umarmung zur Begrüßung fiel deutlich inniger und länger aus als sonst.
»Ach, Dad. Das tut mir leid.«
Der bestimmt nicht für seine diplomatische Art bekannte Monty lächelte dem älteren Mann kurz mitfühlend zu, rutschte dann von der Arbeitsfläche und verduftete in die Gaststube.
Den Schokoladennachtisch nahm er mit. Und den Löffel.
Frank zuckte die Achseln.
»Mach dir keine Sorgen, Junge. Ich habe es kommen sehen. Es ist schon eine ganze Weile nicht mehr gut gelaufen ... Wir waren nicht glücklich ... War ja eigentlich abzusehen ... Ich habe schon Zeit gehabt, mich an die neue Situation zu gewöhnen ... Und ich kann sagen, dass ich nicht
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