Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
am Boden zerstört bin – was wiederum irgendwie traurig ist, oder? Da ist aber etwas anderes ...« Er hielt kurz inne. »Also, da ist etwas, was die Trennung etwas kompliziert macht.«
Er zeigte auf die Tür mit der Aufschrift »Privat«.
Fragend sah Rory ihn an.
»Komm, ich zeig’s dir ...« Frank ging Rory voran auf die Tür zu, sie stiegen die dahinter liegende Treppe hinauf, vorbei an den Büroräumen im ersten Stock und bis zu Rorys großzügiger Dreizimmerwohnung im zweiten.
Dort, in Franks ehemaligem Zimmer, das jetzt als Gästezimmer diente, lag etwas – oder vielmehr jemand – zusammengekauert auf dem großen Bett.
Ein kleiner, dunkelhäutiger Junge mit krausem Haar. Seine Wangen waren fleckig von Tränen. Er schlief tief und fest.
Wieder sah Rory seinen Vater fragend an.
Frank lächelte sanft.
»Das ist Sydney.«
»Ist das deiner?«
»Ach, so ein Quatsch, Rory! In uns fließt seit acht Generationen pures Cornwall-Blut! Außerdem ist der Junge sieben und Consuela und ich sind erst seit sechs Jahren zusammen. Waren, meine ich.«
»Und sie hat einen Sohn ...« Rory staunte. Wie hatten sie das so lange vor ihm verbergen können? »Das hast du nie erwähnt ...«
»Ganz einfach, weil ich es auch erst vor zwei Monaten erfahren habe. Bis dahin hat er bei seiner Großmutter in Barcelona gelebt. Die ist jetzt aber gestorben, und darum ist er zu uns gekommen.«
»Und Consuela hat dir nie von ihm erzählt?«
»Kein Sterbenswort. Auf einmal ist sie für zwei, drei Tage verschwunden – was in den letzten beiden Jahren übrigens öfter mal vorkam – und kehrte dann mit dem Jungen hier zurück.«
»Und wieso ist er jetzt bei dir?«
»Weil sie, als sie mich verließ, auch ihn verließ.« Im Flüsterton sprach Frank weiter. »Sie hat ihn nie gewollt. Der arme Racker ...« Sydney rührte sich im Schlaf und Frank eilte zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Rücken. »Aber ehrlich gesagt bin ich froh darüber. Es hätte mir das Herz gebrochen, wenn sie ihn mitgenommen hätte. Ich weiß, ich kenne ihn erst seit zwei Monaten, aber er ist ein so toller Junge ... Hat sich hier schon ganz schön breitgemacht.« Frank tippte sich links auf die Brust, wo sein Herz saß. »Dass sie mich verlassen hat, kann ich ja verstehen, Rory. Ich weiß, dass ich nicht einfach bin. Außerdem bin ich doppelt so alt wie sie und möchte abends lieber mit einem Glas Rotwein zu Hause sitzen, statt wie sie bis zum Morgengrauen irgendwo zu tanzen. Aber wie sie den Jungen so im Stich lassen kann, ist mir ein Rätsel.«
»Wo ist sein Vater?«
»Das weiß sie angeblich nicht. War wohl ein One-Night-Stand. Auf irgendeiner ihrer vielen Reisen.«
»Ach. Wahrscheinlich in Australien?«
»Woher weißt du das?« Frank lächelte, doch dann sah er seinen Sohn ernst an. Er fasste ihn beim Ellbogen und bugsierte ihn Richtung Tür.
»Die Sache ist die, Rory: Er hat niemanden außer mir. Und ich möchte, dass er bei mir bleibt. Für immer.«
Rory hatte das Gefühl, dass sein Vater ihm noch irgendetwas verheimlichte.
»Dad. Er ist nicht dein Sohn. Er hat die meiste Zeit bei seiner Großmutter gelebt und ist erst vor zwei Monaten zu euch gekommen. Seine Mutter ist zweifelsfrei seine Mutter, aber ... Also, was ich sagen will, ist: Ich vermute, du hast keinerlei rechtlichen Anspruch auf das Kind.«
»Du vermutest ganz richtig.« Seufzend nickte Frank. »Aber Consuela hat mich letzte Woche angerufen und ... Also, um es kurz zu machen, sie hat gesagt, ich kann ihn behalten. Sie wird mich offiziell als Vater angeben, wenn sie dafür alles andere behalten darf.«
»Alles andere?«
»Na ja, so viel ist das ja auch wieder nicht, aber sie will alle unsere Ersparnisse und die Wohnung ...«
»Und wie geht es dir damit?«
Frank zuckte die Achseln.
»Ich hab eh genug von Ibiza ... Und die Wohnung hat mir auch nie richtig gut gefallen.«
»Du kommst also zurück nach Quinn. Und was sonst noch?«
»Woher weißt du, dass da sonst noch was ist?«
»Dad. Wir reden von Consuela. Da war immer noch irgendwas.«
Frank verdrehte die Augen und nickte. Er kaute kurz an seinem Daumennagel und sah seinen Sohn dann betreten an.
»Sie will Geld, Rory. Cool Cash.«
»Sie will ihn dir verkaufen ? Das gibt’s doch gar nicht! Ich fasse es nicht!«
»Ich weiß, Rory, ich weiß, aber was soll ich denn machen? Wenn er nicht bei mir bleiben kann – was wird dann aus ihm? Sie will ihn nicht. Wem wird sie ihn als Nächstes anbieten?«
»Wie viel?«
Frank
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