Bitte nicht füttern: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Kreuze, als sie alle wieder weg waren.
Und hätte am liebsten die Flucht ergriffen, als die gesamte Mannschaft am nächsten Tag wieder auf der Matte stand. Und am übernächsten. Und am überübernächsten. De facto kehrte die Crew fortan jeden Tag zum Essen bei Rory ein, bis die Dreharbeiten in Cornwall beziehungsweise Großbritannien abgeschlossen waren. Und die Filmleute wurden nicht müde, jedem, der es hören wollte oder auch nicht (bei der Lautstärke, mit der diese Leute redeten, vor allem Letzteres), zu erklären, das Cockleshell Inn sei der absolute Geheimtipp in Cornwall.
Wo Stars sich bewegen, sind auch Paparazzi nicht weit. Und wenn Cornwalls absoluter Geheimtipp erst in sämtlichen Zeitungen steht, ist er natürlich kein Geheimtipp mehr.
Dass Rory noch dazu sogar besser aussah als der verdammt attraktive Hauptdarsteller im bereits erwähnten Blockbuster, trug auch nicht gerade zur Geheimhaltung bei.
Die Paparazzi wollten nämlich schon bald nicht mehr nur Rorys prominente Gäste ablichten, sondern den Koch selbst. Jenen Mann, nach dessen Seelachs und Bœuf bourguignon sich Top-Promis die Finger leckten.
Rory reagierte darauf, in dem er sich versteckte.
Was ihn natürlich nur noch interessanter machte.
Man verpasste ihm den Spitznamen »Geheimkoch« und er wurde immer berühmter, je mehr er sich dagegen sträubte.
Der Rest des verschlafenen Hafenstädtchens hatte nichts dagegen, denn Rorys Ruhm und der neue Nimbus des Cockleshell Inn sorgten dafür, dass Quinn aus seinem Dornröschenschlaf erwachte. Plötzlich erwarben die Schönen und Reichen hier Ferienhäuser und es eröffneten weitere Restaurants sowie Designerläden von Armani bis Yves Saint Laurent. Schicke Bioläden verkauften Honig aus dem Umland, den man beim Bauern für sechs Pfund bekam, für fünfzehn Pfund das Glas, und das, ohne mit der Wimper zu zucken.
Quinn wurde zum Mekka des Jetsets an der südwestenglischen Küste.
Und Rory war sein Mohammed wider Willen.
Freddie McCormack hatte seinerzeit für die Filmfirma gearbeitet, die Rorys Leben so nachhaltig verändert hatte. Später fing er dann an, verschiedene Shows fürs Regionalfernsehen zu produzieren, und rief immer wieder an, um Rory auf den Bildschirm zu locken.
Rory ging dann meistens nicht ans Telefon, was Freddie wiederum ziemlich frustrierte, denn er wusste schließlich, dass ein einziger Auftritt des Geheimkochs in einer seiner Kochshows die Einschaltquoten explodieren und die Chance auf illustre weibliche Gäste rasant steigen ließe.
Darum gab Freddie auch nicht auf und versuchte es immer wieder.
Heute ging es allerdings um etwas mehr als nur einen Auftritt in einer Show.
Freddie war befördert worden. Endlich. Er hatte sich, wie er sagte, »den Arsch aufgerissen« für diese Beförderung.
Ein Ergebnis dieses Aufstiegs war, dass Freddie derzeit die Verantwortung für die große Prime-Time-Realityshow des Senders trug, nämlich England sucht den Superkoch . Das Ganze war ein Kochwettbewerb, bei dem Promis verschiedenster Couleur aus aller Welt gegeneinander antraten, um am Schluss zum besten Koch-Promi gekürt zu werden. Ein ganz simples, aber beliebtes Format, das bereits in unzählige Länder von Abchasien bis nach Zypern verkauft worden war.
Die Sendung lief nun schon im dritten Jahr, moderiert von Tony Trent, einst selbst Koch, und seinem Assistenten George Vasiliki. Jedes Jahr verwandelte sie die Küche eines anderen britischen Promi-Kochs in ein Set.
Freddie war überglücklich gewesen, seinen Einstand als Produzent für diese Show damit feiern zu können, dass der weltberühmte Graham Stark seine Hightechküche im Starkers on the Beach als Kochstudio zur Verfügung stellte, doch dann hatte Stark nur drei Wochen vor Drehbeginn einen Rückzieher gemacht.
Freddie war verzweifelt.
Er wusste, dass Rory keine Lust auf Publicity hatte. Dass er einfach nur in seiner Küche stehen und kochen wollte. Aber es waren Gerüchte in Umlauf, Rory habe soeben seine kompletten Ersparnisse und noch mehr in ein gewagtes Projekt gesteckt: Er habe ein altes Bootshaus in Quinn zu einer Kochschule umbauen lassen.
In dieser Kochschule sollten aber nicht etwa wohlhabende gelangweilte Hausfrauen lernen, wie sie ihr Beef Wellington noch eine Spur besser machen konnten als ihre Nachbarin. Nein, in dieser Kochschule sollten Jugendliche aus schwierigem sozialem Umfeld eine Chance für ein besseres Leben erhalten.
Tüchtige Handwerker hatten auf wundersame Weise dafür gesorgt, dass
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