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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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aus dem Lautsprecher reißt mich aus meinen Träumen. Wir erreichen Göttingen. Der Zug fährt in den Bahnhof ein, und ich beobachte die Menschen, die aufspringen und nach ihren Taschen und Koffern greifen. Da wird mein Leberwurstnachbar wohl bald zurückkommen. Hannover ist nicht mehr weit.
    Ich klappe mein Buch zu und schließe die Augen. Wie Anna wohl sein wird? Die ganzen letzten Tage habe ich den Gedanken an Papas neue Freundin verdrängt. Hamburg – das waren für mich bisher immer Papa und Kim. Papas Freundinnen waren nicht wichtig und dienten einfach nur dazu, dass er abends nicht allein ins Kino gehen musste oder sich mal zum Essen verabreden konnte. Aber mit Anna ist das jetzt anders. Sie will er heiraten. Ob sie schon bei ihm eingezogen ist? Was, wenn ich sie nicht leiden kann? Im Moment bin ich mir ziemlich sicher, dass ich sie nicht leiden kann. Mama hätte sich gar nicht solche Sorgen machen müssen.Trotzdem fand ich es fies, dass sie mich nur wegen der Neuen nicht nach Hamburg lassen wollte. In einem Punkt gebe ich ihr allerdings recht. Anna hätte mit dem Umzug wenigstens warten können, bis ich wieder weg bin. Wie sie wohl aussieht? Mir fällt auf, dass ich rein gar nichts über die Frau weiß, die mein Vater heiraten will. Wo hat er sie kennengelernt? Wie alt ist sie? Hoffentlich macht sie nicht auf allerbeste Freundin, dann ziehe ich gleich zu Kim.
    »Darf ich mal eben?«
    Ein unsanfter Stoß holt mich zurück in das Hier und Jetzt. Mister Leberwurst ist wieder da und wühlt unter seinem Sitz herum. Endlich hat er seine Plastiktüte und seine Tasche gefunden.
    »Schönen Tag noch«, brummt er und ist auch schon weg. Ich schaue aus dem Fenster. Tatsächlich, wir nähern uns Hannover. Jetzt wird es langsam ernst. Ich hole mein Handy raus und tippe eine Nachricht an Kim.
Hamburg – ich komme! Wann sehen wir uns?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
Hole dich am Nachmittag ab. Abends Gruppentreffen am Strand
.
    Heute schon? Gruppentreffen? Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt.
    Stefan. Ich werde ihn heute noch sehen. Was soll ich anziehen? Was soll ich zu ihm sagen? Der erste Eindruck ist der allerwichtigste.
    Das sagt Mama immer. Sie meint damit zwar eher den Eindruck, den sie als Rechtsanwältin auf einen Richter oder denStaatsanwalt macht, aber ich bin mir sicher, dass das in meinem Fall auch gilt. Schließlich habe ich einen Plan. Und der lautet: Wenn ich in sechs Wochen wieder in diesem Zug sitze, werde ich keine Jungfrau mehr sein!

Ein lautes Quietschen reißt mich aus meinen Träumen. Rings um mich herum herrscht Aufbruchsstimmung. Der ICE ist im Hauptbahnhof Hamburg eingefahren und die meisten meiner Mitreisenden steigen hier aus. Ich habe noch ein paar Minuten, da mein Ziel der Bahnhof Hamburg Dammtor ist. Von dort ist es nur ein Katzensprung zu Papas Wohnung.
    Als sich der Zug wieder in Bewegung setzt, fange ich an, meine Gepäckstücke aus der Ablage zu befreien und mich zum Ausgang durchzuschlagen. Der Zug wird langsamer, hält und ich steige aus.
    Suchend schaue ich auf dem Bahngleis nach links und nach rechts. Wo zur Hölle bleibt Papa? Kann er nicht ein einziges Mal pünktlich sein? Eigentlich nehme ich es damit nicht so genau. Außer heute. Wenn es darum geht, seine Tochter, die man nur alle paar Monate einmal sieht, vom Bahnhof abzuholen, darf man gerne einmal rechtzeitig losfahren und sich um einen Parkplatz kümmern, finde ich. Genervt sinke ich auf meinen Koffer und richte mich auf eine längere Wartezeit ein. Der Bahnsteig ist inzwischen bis auf eine junge Frauvollkommen leer. Ob ich Papa mal anrufe, damit ich wenigstens weiß, ob er überhaupt an mich denkt? Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche.
    »Karo? Hallo? Bist du Karolin Schreiber?«, spricht mich die Frau an. Kinnlange hellbraune Haare fallen ihr ins Gesicht.
    »Äh ja. Bin ich. Aber woher kennen Sie …«, setze ich an und dann begreife ich.
    »Hallo!« Die Frau streckt mir eine Hand hin. »Ich bin Anna Jung. Sag einfach Anna zu mir.«
    Als ich ihre Hand nicht ergreife, zögert sie einen Moment, so, als ob sie nicht weiß, was sie jetzt sagen soll. Sie streicht sich eine Strähne aus der Stirn. »Na, jedenfalls herzlich willkommen in Hamburg, ich …«
    »Wo ist Papa?«, unterbreche ich sie und stehe auf.
    »Dein Vater ist noch in einem wichtigen Meeting und hat mich gebeten, dich abzuholen und nach Hause zu bringen.« Anna greift nach meinem Rucksack, aber ich bin schneller.
    »Das trage ich

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