Bitte Zweimal Wolke 7
Nase hoch.
»Keine Ahnung. Vielleicht hast du so viel Stress oder deine Psyche macht dir gerade einen Strich durch die Rechnung. Hast du denn schon einen Test gemacht? Frag doch mal deine Dr. Keilig-Bodenburg, was sie meint.«
»Ich hab mich nicht getraut. Deshalb habe ich den Termin ja abgesagt.«
Jetzt wird mir einiges klar. Kim war zu feige, zum Arzt zu gehen. Deshalb hat sie mir den Termin gegeben. Mit ihrem Vater und dem Großeinkauf hatte das gar nichts zu tun.
»Und Leon? Was sagt der denn dazu?«
Kim guckt mich erschrocken an. »Der weiß doch gar nichts davon. Und du darfst ihm auch bitte, bitte nichts sagen. Leon ist gerade in England. Er darf das niemals erfahren. Ich habe mit ihm Schluss gemacht.«
»Du hast mit ihm Schluss gemacht? Warum das denn? Und wann?«
»Neulich im Chat. Ich kann doch nicht sein ganzes Leben versauen, nur weil ich zu blöd zum Verhüten bin!«
Kim bricht wieder in Tränen aus. Und ich werde wütend. Das kann doch alles nicht wahr sein.
»Ja, das war blöd. Aber nicht du warst blöd, sondern ihr beide wart blöd. Wieso um alles in der Welt solltest du das jetzt allein ausbaden?«
Kims Schultern beben, während sie ihr Gesicht in ihren Armen vergräbt.
»Kim, wo ist die nächste Apotheke? Ich gehe jetzt auf der Stelle los und kaufe dir einen Schwangerschaftstest.«
Kim guckt mich aus verheulten Augen an. »Das würdest du tun? Obwohl ich dich belogen habe?«
»Na ja«, ich zucke mit der Schulter, »ehrlich gesagt, wäre es mir lieber, du hättest wirklich nur virtuellen Sex gehabt, aber egal. Also los, wo ist die nächste Apotheke?«
Kim beschreibt mir den Weg und ich düse los, aber erst muss Kim mir hoch und heilig versprechen, ihr Zimmer nicht zu verlassen, auf mich zu warten und keinerlei Dummheiten anzustellen, bis ich zurück bin.
Als ich draußen auf der Straße stehe, muss ich erst einmal tief durchatmen. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen. Okay, Kim hat mir nicht die ganze Wahrheit erzählt, aber im Grunde habe ich ihr nie richtig zugehört. Seit Wochen drehte sich alles nur um mich und Stefan. Und Kim hat mir immer geholfen. Bei all dem Chaos habe ich ganz vergessen, dass Kim auch verliebt ist.
Zum Glück ist die Apotheke nur zwei Straßen entfernt. Ich reiße die Tür auf, stürme hinein, und erst als ein älterer Herr mit weißem Kittel mich freundlich fragend anschaut, wird mir klar, was ich hier gerade tue.
»Kann ich dir helfen?« Der Apotheker schiebt die Brille auf seiner Nase ein Stückchen höher.
»Ähm, ja, also ich …« Verflixt, auf was habe ich mich da bloß eingelassen?
»Hast du ein Rezept? Sollst du etwas besorgen?«
»Nein, ich habe kein Rezept. Ja, etwas besorgen …« Dankbar lächele ich ihn an.
»Und das wäre?« Der Apotheker bemüht sich, nicht die Geduld zu verlieren. Hinter mir klingelt die Türglocke und neue Kundschaft betritt den Verkaufsraum.
Ich beuge mich, so weit es geht, über den Tresen. »Einen Schwangerschaftstest«, flüstere ich.
Der Apotheker zwinkert mir zu und kramt in einer Schublade. Dann legt er mir ein längliches rosa Päckchen auf den Tisch.
»Ist ganz einfach«, raunt er mir zu. »Ein paar Tropfen Urin und in drei Minuten hast du das Ergebnis.«
Ich starre das rosa Päckchen an. Irgendwie kommt es mir bekannt vor. Aber woher? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen Schwangerschaftstest gekauft. Trotzdem weiß ich genau, dass ich diese Schachtel schon mal gesehen habe. Nur wo? Ich bezahle schnell und der Apotheker packt den Test in einen kleinen Plastikbeutel. Eine Packung Taschentücher legt er mir auch noch dazu. Sehe ich so verheult aus?
»Viel Glück!«, ruft er mir hinterher, während ich die Apotheke so schnell wie möglich verlasse.
»Ich bin wieder da! Hier!« Ich werfe Kim die Tüte aufs Bett. »Am besten machst du den Test jetzt gleich sofort, dann wissen wir in drei Minuten Bescheid.«
Kim guckt mich an, als hätte ich soeben ihr Todesurteil verkündet.
»Na los. Nur ein paar Tropfen Urin und in drei Minuten hast du das Ergebnis«, zitiere ich den Apotheker.
Kim zieht den Test aus der Tüte und starrt auf die Schachtel. Vorsichtig entfernt sie die Schutzfolie und packt den Test aus. Der besteht aus einem langen weißen Plastikstäbchen mit einem Deckel. Sieht ein bisschen aus wie ein digitales Fieberthermometer. Wenn man den Deckel abnimmt, kommt eine flache Spitze zum Vorschein, auf die soll man pinkeln. Dann den Deckel wieder drauf und drei Minuten warten. In der
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