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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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Tränen nicht mehr zurückhalten. »Anna hat sich nicht um ihre Verhütung gekümmert! Anna ist schwanger. Verstehst du? Die haben nicht verhütet! Anna bekommt ein Baby. Mein Vater bekommt ein Baby! Die gründen eine Familie. Dass es michgibt, ist ihnen vollkommen egal. Mich kann man ja nach Frankfurt zurückschicken.«
    »Scheiße!«
    Ich nicke. Meine allerbeste Freundin Kim hat es auf den Punkt gebracht.

Zum zweiten Mal an diesem Tag fließen Tränen und Worte gleichzeitig aus mir heraus. Ich rede und rede und schluchze und schluchze. Der Unterschied ist diesmal nur, dass Kim meine Rotznase sehen kann. Und sie kann mich in den Arm nehmen. Sie
könnte
mich in den Arm nehmen.
    Plötzlich fällt mir auf, dass Kim wie versteinert dasitzt und aus dem Fenster starrt.
    »Kim?«
    Keine Antwort.
    »Kim, hast du mir überhaupt zugehört?«
    Kim reagiert nicht. Ich fasse es nicht. Da lege ich meiner allerbesten Freundin quasi mein ganzes vermurkstes Innenleben vor die Füße und sie hört mir nicht mal zu. Ich weiß vor Schreck gar nicht, ob ich darüber traurig oder wütend sein soll.
    »Kim? Es tut mir leid, wenn ich dir mit meinem Geheule auf den Wecker falle. Aber mir geht’s echt beschissen. Kim?« Meine Freundin dreht den Kopf zu mir und sieht mich an. Ihre Augen glänzen. »Kim?« So kenne ich sie ja gar nicht. »Kim, was ist los?«
    Sie schluckt. »Zwischen mir … und Leon ist was gelaufen!« Kims Wimperntusche zieht schwarze Streifen über ihr Gesicht.
    Ich komme im Moment nicht mehr ganz mit. Leon? Welcher Leon? Hektisch durchforste ich mein Gedächtnis. Hat Kim mir irgendetwas von einem Leon erzählt?
    Mist. Mir fällt nichts ein. Ich lege eine Hand auf ihre Schulter. »Ähm, Kim, welcher Leon?« Ich traue mich kaum zu fragen.
    Kims Tränen fließen stärker. »Leon halt. Dragonheart. Sein richtiger Name ist Leon.«
    Ach so. Erst mal bin ich erleichtert. Das habe ich definitiv nicht gewusst.
    »Hat er Schluss gemacht?«
    Kim starrt mich an. Dann schüttelt sie den Kopf. Irgendwie stehe ich wohl komplett auf dem Schlauch. Ich verstehe nur Bahnhof. »Kannst du mir nicht endlich mal sagen, was eigentlich los ist? Dragonheart heißt Leon. Na und? Es gibt Schlimmeres. Schluss gemacht hat er auch nicht. Was um alles in der Welt ist dann passiert?« Langsam verliere ich die Geduld.
    Kim schluckt. Wischt sich mit einem Zipfel ihrer Bettdecke über das Gesicht und verschmiert die Wimperntusche. »Ich bin schwanger.«
    Ich starre Kim an und sie fängt wieder an zu weinen. In meinem Kopf beginnt wieder die Spirale. Anna, Baby, Papa, Kim, Baby, Anna, Papa, Kim.
    »Kim, das ist … Wie kann … Woher willst du wissen …?« Scheiße. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Außer diesem Gestammel fällt mir nichts ein. Mein Kopf ist leer – nur ein riesengroßes Vakuum.
    »Wir haben uns getroffen, Dragonheart, ich meine Leon und ich.« Kim spricht so leise, dass ich sie kaum verstehen kann. »Schon vor den Sommerferien. Du weißt doch, ich habe dir diese SMS mit
Bingo!
geschickt … «
    »Ja, aber du hast gesagt, das war alles nur virtuell. Wie kannst du dann glauben, dass du schwanger bist?«
    »Wir haben uns real getroffen, Karo! Real! Kapierst du das denn nicht? Du warst nur so … so … ach, ich hatte einfach Angst, dass du sauer bist, wenn ich dir die Wahrheit sage.« Und dann sprudelt alles aus Kim heraus. Sie redet schnell und mindestens so viel wie ich vorhin. Sie spricht davon, wie sie diesen Leon im Chat kennengelernt und später getroffen hat. Sie hat sich total verliebt, hat sich sofort supergut mit ihm verstanden und hat sich immer wieder abends mit ihm zum Spazierengehen an der Elbe getroffen. Sie erzählt mir, wie er sie geküsst hat, und dann stockend, wie sie sich gegenseitig ausgezogen haben und wie er sie überall gestreichelt hat und dann … haben sie tatsächlich miteinander geschlafen. Nicht hier in Kims Zimmer und auch nicht virtuell, sondern real und echt am Elbstrand auf einer Wolldecke hinter einem alten Boot. Ich muss nicht nachfragen, Kim sagt von sich aus, dass sie natürlich ein Kondom benutzt haben. Sie hat aber Angst, dass sie nicht alles richtig gemacht haben,denn ihre Tage sind ausgeblieben. Dann fängt sie wieder an, lautlos zu weinen. Die Tränen laufen einfach über ihr Gesicht und tropfen aufs Bett.
    »Das heißt aber doch nicht gleich, dass du schwanger bist«, versuche ich, sie zu trösten, und lege meinen Arm um sie.
    »Was soll das denn sonst heißen?« Kim zieht die

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