Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
Vom Netzwerk:
Mitte des Stäbchens sind zwei kleine Kontrollfenster. Wenn in dem ersten Fenster ein rosa Kreuz erscheint, heißt das, der Test wurde korrekt durchgeführt. Erscheint in dem zweiten Fenster ebenfalls ein Kreuz, dann ist man schwanger. Kein Kreuz bedeutet demzufolge: nicht schwanger. Klingt doch eigentlich ganz einfach.
    Ich drücke Kim das Teststäbchen in die Hand und ziehe sie vom Bett. »Na los, Pipi machen. Und dann kommst du gleich wieder her. Ich warte hier.«
    Kim verstaut den Test unter ihrem T-Shirt und macht sich auf den Weg zum Badezimmer.
    Mein Blick wandert zu der leeren Schachtel und plötzlich fallen die Bilder in meinem Kopf an ihren richtigen Platz. DerMorgen im Bad. Als ich auf der Suche nach Tampons war. Annas Kulturbeutel und die vielen Schachteln, die dort herausgefallen waren. Jetzt weiß ich wieder, wo ich so eine schon einmal gesehen habe. Anna hatte einen Schwangerschaftstest in ihren Sachen versteckt. Und ich habe ihn gefunden. Kein Wunder, dass sie so panisch und sauer reagiert hat. Vermutlich hatte sie Angst, ich würde sofort zu Papa rennen. Papa. Ob er sich über das Baby freut? Vielleicht ist er ja genauso entsetzt wie ich und will das Baby gar nicht haben. Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. In dem Moment stürzt Kim zurück ins Zimmer. Als sie den Test wieder unter ihrem T-Shirt hervorzieht, zittern ihre Hände. Behutsam nehme ich ihr den Stab aus der Hand und lege ihn vorsichtig aufs Bett. Dann starren wir beide darauf. Das erste Fensterchen hat sich bereits rosa verfärbt und in der Mitte prangt nicht zu übersehen ein dickes rosa Kreuz. Kim hat also alles richtig gemacht. Langsam fängt das zweite Fenster an, sich zu verfärben.
    Ich greife Kims Hand und halte sie fest. Sie ist eiskalt. Gebannt beobachte ich, wie das Feld unter dem kleinen Fenster sich langsam immer mehr färbt. Jetzt ist schon alles komplett rosa. Wie viel Zeit wohl schon vergangen ist? Noch kein zweites Kreuz zu sehen. Unauffällig schiele ich zu Kims Wecker. Eine Minute. Kims Hand ist eisig. Zwei Minuten. Kim zittert. Endlich sind auf dem Wecker vier Minuten vergangen. Der Test ist also schon lange abgeschlossen. Und – Kim ist nicht schwanger!
    Ich nehme sie in den Arm und sie mich und eine ganze Weile halten wir uns einfach nur fest.
    Dann verkündet sie: »Ich habe Hunger.«
    Hunger habe ich inzwischen auch, und so bin ich ausnahmsweise richtig froh, dass sich in Kims Familie rund um die Uhr alles ums Essen dreht. Kim geht in die Küche und kommt mit zwei großen Portionen gebratenen Nudeln zurück. Wir machen es uns auf ihrem Bett gemütlich und stopfen Nudeln in uns hinein, als würden wir in den nächsten Tagen nichts mehr zu essen bekommen.
    »Und nun?« Fragend gucke ich Kim an.
    »Glückskekse backen.« Kim strahlt.
    »Glückskekse?«
    »Ein bisschen Glück könnte doch jetzt nicht schaden, oder? Komm, lass uns mal gucken, ob wir alle Zutaten im Haus haben.« Mit fachmännischem Blick inspiziert Kim Kühl- und Vorratsschrank, dann breitet sie ihre Fundstücke auf dem Küchentisch aus. Nach Kims Anweisung hole ich ein paar Zettel, Schere und einen Stift und schneide kleine Papierstreifen zurecht, die wir mit unseren Glücksbotschaften beschriften wollen.
    Wir einigen uns darauf, zwölf Glückskekse zu backen, dann reichen sie für meine und für Kims Familie und jede von uns darf sechs Zettel mit geheimen Botschaften versehen.
    Das ist gar nicht so einfach.
    Ich versuche, mir vorzustellen, welche Botschaft ich gerne in einem Keks finden würde.
    Ich denke an Stefan, und sofort sehe ich vor mir, wie wir Hand in Hand an der Elbe entlanglaufen. Auf einmal bleibt Stefan stehen, zieht mich in seine Arme und flüstert mir etwas ins Ohr.
    Und dann fällt mir ein, mit welchen Glücksbotschaften ich die Kekse fülle. Jetzt muss ich mir nur noch merken, in welche der fertigen Glückskekse Kim meine Zettel steckt. Manchmal muss man einfach seinem Glück ein wenig auf die Sprünge helfen.
    Wir packen die Kekse in eine Blechdose und verstauen sie in meinem Rucksack. In dem Moment klingelt mein Handy. Papa. Am liebsten würde ich gar nicht rangehen, aber Kim drückt mir das Telefon auffordernd in die Hand. »Nun mach schon. Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm.«
    Seufzend drücke ich die Empfangstaste. »Ja?«
    »Karo? Papa hier. Wo bist du?«
    »Das habe ich doch auf den Zettel geschrieben. Ich bin bei Kim.«
    »Auf welchen Zettel? Ach so, ja, ich rufe vom Büro aus an.«
    Erleichterung macht sich

Weitere Kostenlose Bücher