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Bitte Zweimal Wolke 7

Bitte Zweimal Wolke 7

Titel: Bitte Zweimal Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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soll das heißen, an dem Wochenende kannst du nicht?« Mit gerunzelter Stirn sieht Papa mich an.
    »An dem Wochenende findet unser großes Zeltlager am Elbstrand statt. Das Sommercamp der
Green Fighters
, du weißt schon.«
    »Na, dann muss das Zeltlager eben mal ohne dich stattfinden. Die
Green Fighters
werden es verschmerzen. Die Hochzeit deines eigenen Vaters geht ja wohl vor.«
    Ich starre Papa an. Das ist nicht sein Ernst. Nach allem, was in den letzten Tagen hier abgelaufen ist, kann das jetzt nicht sein Ernst sein. Er kann nicht wirklich von mir erwarten, dass ich für seine bescheuerte Hochzeit mein Zeltlager mit Stefan sausen lasse, auf das ich mich schon seit Wochen freue. Vor lauter Panik weiß ich gar nicht, was ich sagen soll.
    Anna kommt zurück in die Küche. Dass sie gerade gekotzt hat, sieht man ihr nicht an. Sie gibt Papa einen Kuss und fragt leise: »Und? Hast du es ihr schon gesagt?«
    Da halte ich es nicht mehr aus. »Falls du meinst, ob er mir das mit dem Baby schon gesagt hat, ja, das hat er. Hätte er aber gar nicht machen müssen, war ja gestern in der Arztpraxis bei Frau Dr. Keilig-Bodenburg kaum zu überhören:
Das hier ist ihr Mutterpass! Immer schön mit sich tragen
…«, äffe ich die Sprechstundenhilfe nach. Anna reißt die Augen auf. »Und das mit der Hochzeit. Also da kann ich nicht. Den Termin müsst ihr leider verschieben.«
    »Verschieben?« Anna starrt mich an. »Aber das geht nicht. Wir sind heilfroh, dass das überhaupt so kurzfristig geklappt hat.«
    Ich zucke mit der Schulter und hülle mich in Schweigen.
    »Jochen, nun sag du doch auch mal was.«
    Mein Vater knallt die Kaffeetasse auf den Tisch. »Die Hochzeit findet statt und ich fahre jetzt ins Büro.« Als ich den Mund öffnen will, wirft er mir einen wütenden Blick zu. »Karolin Schreiber. Ich will keinen Ton mehr hören.«
    Zum Glück klingelt es in dem Moment an der Tür, sonst hätte ich für nichts garantieren können. Stefan. Ich springe auf, schnappe meinen fertig gepackten Rucksack und den Helm und stürze aus der Küche. Nur raus hier. Ich fliege die Treppe herunter – Stefan entgegen. Er steht auf der anderen Straßenseite und lehnt lässig in der Sonne an seinem Roller. Ich gehe wie auf Wolken zu ihm hinüber.
    »Guten Morgen! Na, süße Träume gehabt?« Stefan zwinkert mir zu und sofort werden meine Knie wieder weich. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle in seine Arme zu sinken. Stattdessen setze ich den Helm auf, steige hinter Stefan auf den Roller und schlinge meine Arme um seinen Oberkörper. Dass er mich zur Begrüßung nicht geküsst hat, verdirbt mir ein bisschen die Stimmung, aber nur ein bisschen. Ich drücke mich an ihn und atme seinen Duft ein.
    Vor dem
Kaifu
steht Kim schon an unserem Treffpunkt. Ich zwinkere ihr zu, als ich von Stefans Roller steige. »Danke fürs Abholen, Stefan!«
    »Immer wieder gerne, Prinzessin.« Und jetzt endlich beugt er sich zu mir und drückt mir einen Kuss auf den Mund.
    »Verschieb das Küssen mal lieber auf später. Nicht, dass aus der Prinzessin plötzlich noch ein Frosch wird«, feixt Kim und zieht mich am Ärmel.
    Stefan grinst. »Ein Frosch im Tauchkurs wäre ja nicht das Schlechteste.« Er gibt mir einen Klaps auf den Po. »Hopp, hopp, Mädels, umziehen und warmlaufen!«
    Völlig benommen stolpere ich hinter Kim her in Richtung Umkleidekabinen.
    Das Warmlaufen ist genauso anstrengend wie gestern. Trotzdem kommt es mir die ganze Zeit so vor, als würde ich über Watte laufen. Ich fühle mich wie in einem wunderbaren Traum und möchte nie, nie, nie mehr daraus erwachen. Stefan hat mich abgeholt, Stefan hat mich geküsst, Stefan hat mich Prinzessin genannt. Stefan, Stefan, Stefan.
    Sind wir jetzt ein Paar? Ich bin so glücklich, dass ich fast platze.
    »Ich würde sagen, das Zeltwochenende kann kommen«, flüstert mir Kim während der vorletzten Runde um das Becken zu.
    Mist. Damit hat sie mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und ich erzähle ihr, immer wieder nach Luft schnappend, von dem gestrigen Gespräch mit meinem Vater und unserer Auseinandersetzung heute Morgen. Kim stimmt mir zu, dass ein Streichen des Zeltwochenendes ja wohl überhaupt nicht infrage kommt und wir uns eben einen Plan ausdenken müssen, um diesen Gau zu verhindern.
    »Du könntest spontan krank werden«, schlägt Kim vor. »Dann musst du nicht mit nach Sylt fahren.«
    »Tolle Idee. Mein Vater lässt mich auch allein in Hamburg zurück, nachdem er

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