Bitte Zweimal Wolke 7
Mobiles. Ich will auch keine beschissene Hochzeit. Und deine Anna kann mir gestohlen bleiben. Und du auch!«
Klatsch.
Fassungslos starre ich Papa an. Er hat mir eine gescheuert. Mein Vater hat ausgeholt und mir eine Ohrfeige gegeben. Ich schnappe nach Luft.
Papa guckt mindestens genauso erschrocken wie ich. Mein Vater hat mich noch nie geschlagen. Niemals. Meine Mutter natürlich auch nicht.
»Karo, das …«, stammelt Papa.
Ich reibe mein Gesicht. Meine Wange brennt wie Feuer.
»Karo, das wollte ich nicht, es tut mir leid. Mir ist die Hand einfach ausgerutscht. Du hast so geschrien und ich war so enttäuscht und …« Papa legt den Arm um mich. Ich will mich herauswinden, will ihn wegschieben, überhaupt willich nur noch weg, aber Papa lässt mich nicht los und drückt mich an sich und hält mich einfach fest.
Und dann lege ich meinen Kopf an seine Brust und weine und weine und weine. Papa streichelt mir beruhigend über den Rücken. »Meine Kleine«, murmelt er. »Es tut mir alles so leid. Ich habe da wohl ganz schön viel Mist gemacht in deinem Leben. Ich wollte dir nicht so wehtun.«
Ich drücke mich in Papas Arme und wünschte, dieser Moment würde niemals vorbeigehen. Ich hatte Papa schon so lange nicht mehr ganz für mich allein. Wenn er mich festhält, dann scheint alles andere weit, weit, weg zu sein: Anna und das Baby, Mama und ihr Lover, Kim, Alex, Damian, ja sogar Stefan.
Papa streicht mit seiner Hand über meinen Kopf. »Besser?«, fragt er und ich nicke. »Okay. Lass uns einfach eine Nacht drüber schlafen. Das war vielleicht für uns alle ein bisschen viel in den letzten Tagen. Was meinst du?«
Ich mag nicht reden, also nicke ich wieder.
»Dann schlaf gut. Und träum was Schönes.« Papa drückt einen Kuss auf meine Stirn und verlässt das Zimmer.
Was Schönes träumen scheint mir jetzt auch das Beste zu sein. Ich schlüpfe in meinen Pyjama und verkrieche mich unter der Bettdecke. Was für ein Tag! In Gedanken lasse ich das Strandtreffen noch mal Revue passieren und das Geknutsche mit Stefan unten vor der Haustür. Was war da nur mit mir los? Jetzt im Moment würde ich alles dafür geben, wenn er bei mir wäre und wir diesen Kuss wiederholen könnten.Warum um alles in der Welt habe ich mich so angestellt, als er meinen BH geöffnet hat? Es fühlt sich an, als ob ich aus zwei Karos bestehen würde. Die eine sehnt sich nach Berührungen und Zärtlichkeiten, nach Küssen und sogar nach mehr. Und die andere will kuscheln und reden und zuhören und sich nicht von einem Angeber zulabern lassen. Ich schiebe eine Hand unter den Pyjama und streichele über meinen Bauch nach oben. Vorsichtig lasse ich meine Finger über meine linke Brust gleiten und stelle mir vor, das seien Stefans Finger. Ich sollte mich an dieses Gefühl schleunigst gewöhnen. Wenn ich mit Stefan schlafen will, wird er noch ganz andere Körperstellen berühren, schießt es mir durch den Kopf. Sofort wird es mir sehr warm im Bauch.
Nicht mehr lange und Stefan wird neben mir liegen, und seine Hand wird über meinen Körper nach unten wandern, während wir uns küssen. Ich werde seine breiten starken Schultern streicheln und die Muskeln auf seinem Rücken fühlen, während seine Hand vorsichtig meine Oberschenkel berührt und zärtlich ihren Weg zwischen meine Beine sucht.
Ich blinzele vorsichtig und schaue in Stefans Gesicht. Seine Augen sind geschlossen und seine dunklen Haare fallen ihm in die Stirn.
Meine Hand hält schlagartig inne und ich öffne die Augen. Schon wieder. Was soll das? Stefan ist blond, blond, blond. Wo kommen dauernd die dunklen Haare her? Damian, schießt es mir durch den Kopf. Es ist Damian, an den ich die ganze Zeit denke. Damian, der mir im Chat so lieb zuhört,der immer wieder da ist, wenn es mir schlecht geht, und der mich so gerne real in den Arm genommen hätte. Ich mag Damian. Zumindest mag ich den virtuellen Damian. Den realen kenne ich ja gar nicht. Und es ist einfach nicht fair, mit ihm zu flirten, obwohl ich in einen anderen verliebt bin. Du musst reinen Tisch machen. Am besten jetzt gleich.
Seufzend stehe ich auf und schalte mein Notebook ein. Während es hochfährt, fällt mein Blick auf die Dose mit den Glückskeksen. Die haben Kim und ich ja total vergessen. Vielleicht ist das ganz gut so. Vielleicht sollte ich wirklich erst einmal ein paar Dinge in Ordnung bringen, bevor ich mein Glück herausfordere.
Endlich erscheint das Fenster zum Einloggen auf dem Monitor. Ich gebe meinen Nicknamen
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