Bitte Zweimal Wolke 7
und mein Passwort ein. Im Chat ist kein Mensch. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es bereits weit nach Mitternacht ist. Was für eine Schnapsidee von mir anzunehmen, dass Damian17 da im Chat sitzt und die ganze Nacht auf mich wartet. Vermutlich liegt er schon längst im Bett und träumt. Der Gedanke, dass Damian von mir träumen könnte, gefällt mir. Trotzdem muss ich dieses Spiel beenden.
Mein Blick fällt auf die Mitgliederliste des Chats. Ich suche Damians Namen und klicke ihn an. Eine Nachricht blinkt auf:
Damian17 ist gerade nicht online
. Ach was. Das habe ich ja nun auch schon gemerkt.
Weiter unten bemerke ich einen Button, der mir vorher noch nicht aufgefallen ist:
Message senden
.
Ich klicke darauf und es öffnet sich ein neues Fenster. Darüber steht:
Neue Nachricht von Nixe an Damian17
.
Der Cursor in einem leeren weißen Feld blinkt verführerisch.
Was schreibt man einem Jungen, den man auf Abstand halten will, dem man aber nicht wehtun möchte?
Meine Finger berühren die Tasten. Bleib bei der Wahrheit, Karo. Schreib ihm einfach die Wahrheit.
Hallo Damian,
ich hätte gerne mit dir gechattet, aber es ist schon so spät und du liegst sicher im Bett.
Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich nicht mehr mit dir im Chat treffen will. Also ich will in kein Sep mehr mit dir gehen. Bitte sei mir nicht böse. Du bist total lieb zu mir gewesen und ich bin dir wirklich sehr dankbar. Aber ich bin nicht in dich verliebt. Kein bisschen. Ich wünsche dir alles Gute.
Nixe
Das
»ich bin dir wirklich sehr dankbar«
lösche ich wieder. Ich glaube, Jungs mögen es nicht, wenn man ihnen dankbar ist.
Dann schicke ich die Mail ab. Und fühle mich kein bisschen besser. Was, wenn Damian mir jetzt böse ist? Was, wenn ich ihn verletzt habe? Am liebsten würde ich die Nachricht zurückholen, aber dafür gibt es keinen Button. Ich durchforste die Hilfeseite des Chats, aber finde nichts, womit icheine einmal abgeschickte Message löschen oder widerrufen könnte. Mist. Jetzt kann ich nur hoffen, dass Damian nicht zu sehr enttäuscht ist. Ich gehe ins Bett zurück und will einfach nur schlafen. Möglichst tief und traumlos schlafen.
Am liebsten hätte ich das Frühstück einfach verschlafen. Ich entwickele hier in Hamburg langsam eine Frühstücksphobie. Dabei gehörte das Frühstück früher zu meinen absoluten Lieblingsmahlzeiten. Vor allem an Wochenenden und in den Ferien.
Aber heute Morgen hatte ich überhaupt keine Lust darauf. Ich wollte weder Papa noch Anna begegnen. Nur der Gedanke an den bevorstehenden Tauchkurs und an Stefan, der versprochen hat, mich abzuholen, bringt mich schließlich aus dem Bett.
Anna sitzt mit verquollenen Augen am Tisch und stochert in einem Müsli herum. Hat sie geweint? Wie eine glückliche Erstgebärende sieht sie jedenfalls nicht aus. Auch Papa guckt nicht besonders fröhlich aus der Wäsche. Na super. Ich greife nach einem Brötchen und übe mich mal wieder in Schweigen. Dass das Telefon geklingelt hat, merke ich erst, als Papa wieder zurück in die Küche kommt.
»Gute Nachrichten!« Er beugt sich zu Anna, gibt ihr einen Kuss und flüstert ihr etwas ins Ohr. Sofort sieht Anna ein bisschen fröhlicher aus. Sie greift nach ihrem Tee, nimmteinen Schluck, reißt die Augen auf, presst sich die Hand auf den Mund und stürzt aus der Küche. Aus dem Bad dringen Würgegeräusche.
Ich starre Papa an. »Na, das scheinen ja wirklich tolle Nachrichten gewesen zu sein.«
Papa lacht. »Das ist nur die typische Morgenübelkeit. Die vergeht spätestens nach der neunten Schwangerschaftswoche wieder«, erklärt er mir. »Und ja, ich habe gute Nachrichten. Wir können unsere Hochzeit tatsächlich vorverlegen. Anna möchte doch so gerne heiraten, solange sie noch in ein richtiges Brautkleid passt. Und eben hat das Standesamt von Westerland angerufen. Die Hochzeit kann schon übernächste Woche stattfinden.«
»Westerland? Das ist doch auf Sylt, oder?« Fragend schaue ich Papa an.
»Sylt, ja. Hatte ich dir das nicht erzählt? Annas größter Traum ist eine Hochzeit am Meer. In zehn Tagen werden wir alle zusammen nach Sylt fahren. Das wird einfach wunderbar!« Papa strahlt mich an und greift nach der Kaffeekanne. In zehn Tagen? Nach Sylt? In mir fangen alle Alarmglocken an zu klingeln.
»Wann genau soll denn die Hochzeit sein?« Ich halte die Luft an. Als Papa mir das Datum nennt, werden aus den Glocken Sirenen. »Aber das geht nicht«, stammele ich. »An dem Wochenende kann ich nicht.«
»Was
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