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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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glauben wollen, daß es ein Unfall war, aber jetzt tue ich es. Zu spät.«
    »Jemand muß die Erinnerung wachhalten«, sagte Eriko. »Ich habe Norie jedes Jahr an das Verbrechen erinnert, das sie begangen hat. Und ich habe Sie, Takeo-san, ebenfalls erinnert, wenn Sie nicht dem Pfad Ihres Vaters gefolgt sind. Aber Sie wollten ja nicht hören.«
    »Und was ist mit mir?« fragte ich. »Warum hast du versucht, mich zu vergiften, und dann angefangen, mir diese Briefe zu schicken? Ich hatte doch nichts mit Reiko Kayamas Tod zu tun.«
    »Du warst einfach zu nahe an der Wahrheit dran. Genau wie sie.« Erikos Stimme wurde sanfter. »Rei-san, bitte paß auf, wenn du die Stufen hinaufgehst. Deine Leiche muß oben bei denen von Takeo-san und deiner Tante liegen. Du darfst nicht fallen. Das würde mein Arrangement ruinieren.«
    Ich raffte meine Röcke und erklomm langsam die Treppe, die unheilverheißend knarrte. Das Gewicht von Eriko und mir würde der tansu- Treppe vermutlich den Rest geben.
    »Sagen Sie nicht, daß Sie Sakura umgebracht haben, weil Sie eifersüchtig auf Norie waren!« Takeos Stimme klang sehr schwach, offenbar, weil er sich in unmittelbarer Nähe der giftigen Dämpfe befand. Wenn er das alles lebend überstand, würde er sicher nie wieder eine Zigarette in die Hand nehmen.
    »Spar dir deinen Atem«, sagte ich zu Takeo. »Sakura muß herausgefunden haben, daß Eriko sich beim Verkauf der Kayama-Keramiken als Reiko Kayama verkleidet hat.« Während ich die steilen Stufen hinaufkletterte, kam mir eine Idee. Möglicherweise war sie riskant, aber ich hatte Eriko gegenüber den Vorteil, feuchte Strümpfe zu tragen, die nicht so leicht rutschten. »Sakura hat bestimmt gedroht, Eriko auffliegen zu lassen, da hat Eriko sich für den augenscheinlich logischsten Ausweg entschieden. Sie hat Sakura ermordet und versucht, es so erscheinen zu lassen, als sei Norie die Täterin.«
    »Zu viel Schlauheit kann gefährlich werden, Rei-san«, sagte Eriko hinter mir.
    »Ah so desu ka – tatsächlich?« fragte ich, während ich die Beine streckte und zwei Stufen auf einmal nahm. Als mein linker Fuß sich wieder zu meinem rechten gesellte, konnte ich Erikos Überraschung förmlich spüren. In dem Augenblick, in dem ich das Schwert nicht mehr im Rücken hatte, drehte ich mich herum und richtete die Kamera auf ihr Gesicht. Dann drückte ich auf den Auslöser, und der Blitz ging los.
    Geblendet von dem grellen Licht, riß Eriko erstaunt den Mund auf und starrte mich entsetzt an, als sie das Gleichgewicht verlor und hinunterstürzte. Sekundenbruchteile später hörte ich Erikos Körper auf dem harten Boden aufschlagen. Das Schwert landete mit einem klirrenden Geräusch auf der anderen Seite der Stufen.
    Erikos Jammern wurde zu einem Schluchzen. Sie flehte mich an, ihr zu helfen, zuerst auf japanisch und dann auf englisch. Aber ich hatte andere Prioritäten. Ich mußte einen Brand löschen, dafür sorgen, daß meine Tante zu bluten aufhörte, und Takeo befreien. Ich hatte einfach keine Zeit für Erikos Probleme.

30
    Der Rücken tat mir höllisch weh, als ich mich vorbeugte und den Spaten von neuem in den Rasen von Tante Nories Garten stieß. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie hart Gartenarbeit war.
    »Paß auf, daß du bis unter die Wurzeln gräbst, Rei. Schau, wie schön Takeo das macht. Folge einfach seinem Beispiel«, rief Norie mir von der Chaiselongue auf der Steinterrasse aus zu.
    Takeo und ich gruben nun schon seit Ewigkeiten unter der heißen Maisonne den Rasen um. Tante Norie hielt den Sturm in jener Nacht, in der sich fast eine große Tragödie ereignet hätte, für einen Vorboten der regenreichen Monate, und so hatte sie mich, kaum daß sie wieder bei Bewußtsein war, gebeten, ihren Garten für die Pflanzsaison herzurichten.
    Ich war schrecklich dankbar dafür, daß sie am Leben war, und hätte ihr vermutlich jeden Wunsch erfüllt. Von dem Kampf mit Eriko waren ihr tiefe Schnitte an Unterarmen und Händen geblieben. Mehr als dreihundert Stiche waren nötig gewesen, um ihre Wunden zu verschließen, was bedeutete, daß Norie fürs erste weder Blumen arrangieren noch kochen oder die einheimischen Pflanzen setzen konnte, die Takeo ihr geschenkt hatte. Zum Glück hatten die Dämpfe des schwelenden Giftsumachs bei keinem von uns bleibende Schäden hinterlassen.
    Ich rückte den dreieckigen Strohhut auf meinem schweißnassen Kopf zurecht. Wahrscheinlich, dachte ich, entsprach ich damit genau dem Klischee der asiatischen

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