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Bittere Mandeln

Bittere Mandeln

Titel: Bittere Mandeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata
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Vorteil. Doch während ich mich ihm näherte, nahm ich einen neuen Geruch wahr, ein schweres, blumiges Parfüm.
    Ich hatte in der Dunkelheit die Orientierung verloren und wußte nicht mehr so genau, wie weit es bis zur Tür oder zu den Regalen voller Kisten noch war. Vorsichtig streckte ich die Hände aus und bewegte mich seitwärts. Ich mußte leise sein.
    Nachdem ich das drei Minuten lang durchgehalten hatte, stieß ich gegen ein Regal. Der Aufprall meiner Hand auf dem Holz war genauso laut wie der Donner draußen. Als ich mich erinnerte, wie die Regale angeordnet waren, kam mir eine Idee. Ich ging in die Hocke und ertastete die genaue Höhe und Tiefe des untersten Regals. Vermutlich war es so groß, daß ich mich hineinkauern konnte, wenn ich zuerst einen der sperrigen Kimonokästen herausmanövrierte. Das gelang mir relativ geräuschlos, und ich zwängte mich in die entstandene Lücke.
    Die Temperatur im Lagerhaus schien ein paar Grade gestiegen zu sein. Wahrscheinlich war das die Aufregung. In der Luft hing Rauch, als habe sich jemand eine Zigarette angezündet.
    Takeo rauchte. Ich erinnerte mich, daß er mir seinerzeit eine Zigarette angeboten hatte. Ich hatte nein gesagt, und daraufhin hatte er in meiner Gegenwart nie wieder geraucht. War er hier drin und gemütlich rauchend auf dem Weg zu mir?
    Nein. Ich wußte, daß die Gefahr von Eriko Iwata ausging. Ich hörte, wie mit zōri bekleidete Füße vorsichtig die Stufen -tansu herunterklapperten und schließlich den Boden betraten. Mein Revier.
    »Bist du das, Rei-san?« hörte ich Erikos sanfte Stimme. »Deine Tante hat oben im ersten Stock bei der Suche nach Natsumis Kimono einen Unfall gehabt. Ich brauche deine Hilfe.«
    Mir wurde übel bei dem Gedanken an das, was Eriko getan hatte. Die Erkenntnis war mir beim Betrachten von Reiko Kayamas Schriftrolle gekommen, die in kanji, nicht in hiragana, verfaßt war. Eriko war damals im Ikebana-Kurs aufgefallen, daß ich praktisch keine kanji lesen konnte. Die Frau, die im Mitsutan hinter der Erfrischungstheke verschwunden war, mußte Eriko gewesen sein. Sie hatte versucht, mich umzubringen. Und jetzt hatte sie meine Tante erwischt.
    Die Schritte kamen näher, und ich sah etwas in der Dunkelheit glänzen. Was war das? In Japan durften Zivilisten keine Schußwaffen tragen.
    Eriko hustete. Also machte auch ihr der Rauch zu schaffen. Allerdings klang das Husten weiter entfernt als zuvor ihre Stimme. Sie war offenbar an mir vorbei und bewegte sich nun in die andere Richtung.
    »Ich werde dir genauso helfen, wie ich den anderen geholfen habe, besonders dem iemoto« , sagte Eriko.
    »Sie haben ihm nur Unglück gebracht. Und uns anderen auch!« Ich erkannte Takeos Stimme irgendwo über mir.
    Eriko gab ihm keine Antwort. Ich hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde. Hatte sie uns eingesperrt und war einfach gegangen?
    »Wo bist du?« rief ich Takeo zu.
    Der Strahl einer Taschenlampe glitt über die Regale, wo ich mich versteckte. In meiner Eile, aus dem Versteck herauszukommen, stieß ich mir den Kopf an. Ich hielt inne, als ich die Holzsandalen wieder in meine Richtung zurückkehren hörte. Die Taschenlampe gehörte Eriko. Sie war also nicht gegangen.
    »Danke, daß du etwas gesagt hast. Ach, da bist du ja!«
    Sie leuchtete mir mit der Taschenlampe ins Gesicht und blendete mich so, daß ich kaum etwas anderes erkennen konnte als das glänzende Samurai-Schwert, das sie auf mich gerichtet hielt.
    »Das ist eins der wertvollen Schwerter der Kayama-Familie. Ich habe Takeo-san gebeten, es für mich aus dem Lager zu holen«, sagte sie.
    »Ich dachte, Sie wollten sich selbst damit den Garaus machen«, rief Takeo von oben. »Würde das nicht der Anstand gebieten, nachdem man als Mörderin entlarvt worden ist?«
    Ich fragte mich, wo Takeo sich aufhielt, und wie es einer nur einsfünfundfünfzig großen Frau gelungen war, einen wesentlich größeren, stärkeren jungen Mann zu überwältigen.
    »Das Schwert soll dazu dienen, dich dorthin zu dirigieren, wo ich dich haben will«, sagte Eriko zu mir. »Komm da raus, Rei-san. Ich möchte nicht, daß das Lagerhaus mit deinem Blut besudelt wird.«
    »Hast du so auch Takeo in die Falle gelockt?« fragte ich. »Du hast ihn überredet, dir das Schwert zu geben, und dann hast du ihn damit bedroht? Was ist mit meiner Tante?«
    »Ich bin mit deiner Tante hier oben«, rief Takeo auf englisch herunter. »Ich kam gerade dazu, als Eriko sie mit der Ikebana-Schere ermorden wollte. Deine Tante ist am

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