Bittere Pille
im
Schneidersitz auf der verwühlten Matratze und drehte einen
Joint.
»Was tust du
denn da?«, fragte Jonas.
»Das siehst du
doch.« Lisa rollte das Tabak-Gras-Gemisch und legte es auf
ein Blättchen, befeuchtete dieses mit der Zunge und
verzwirbelte das schmalere Ende zu einer Spitze. Dann zog sie ein
Feuerzeug hervor und zündete den Joint an. Der
süßlich-würzige Duft breitete sich schwer im Raum
aus.
»Meine Eltern
werden riechen, dass wir gekifft haben«, murmelte
Jonas.
»Dann
dürfen wir nicht vergessen, gleich zu lüften«,
erwiderte sie und nahm einen tiefen Zug. »Und jetzt zeig mir
deine Fotos, mein Held.« Lisa kicherte, während sie vom
Sofa herunterkletterte und sich neben ihm aufbaute.
Jonas öffnete die
Bierflaschen mit einem Feuerzeug und reichte eine davon Lisa. Dann
ließ er sich auf den Bürostuhl sinken und machte sich am
Rechner zu schaffen. Es dauerte nicht lange, und ein Fenster, auf
dem alle Bilder des Nachmittags zu sehen waren, klappte auf. Jonas
klickte auf das Menü Diashow und lehnte sich mit der
Bierflasche in der Hand zurück. Lisa hatte sich einen Hocker
herangezogen und setzte sich zu ihm. Sie reichte ihm die Tüte, er nahm
einen tiefen Zug und gab den Joint zurück. Zärtlich
kraulte sie ihm den Nacken, während sie die Bilder auf dem
Monitor betrachteten. Einige Aufnahmen würden ganz brauchbar
sein, da war Jonas sicher. Natürlich konnte er die Fotos, die
er an den Verlag schicken würde, noch ein wenig mit dem
Bildbearbeitungsprogramm optimieren, doch im Großen und
Ganzen konnte er schon jetzt ganz zufrieden sein.
Dann erschien die
zweite Fotoserie auf dem Bildschirm. Lisa posierte am Ufer des
Sees, räkelte sich verführerisch, blickte frech in die
Kamera, zog das T-Shirt zur Seite und gab den Blick auf ihre
üppigen Brüste frei.
»Hey«,
entfuhr es ihm. »Die Kleine da könnte mir
gefallen!« Jonas grinste und trank von seinem Bier. Er
küsste Lisa.
»Du kannst noch
viel mehr von ihr haben«, flüsterte sie und strich ihm
durch das kurze dunkle Haar. Dann betrachteten sie wieder die
Aufnahmen.
»Halt«,
rief Lisa plötzlich und zeigte auf den Bildschirm. »Halt
sofort an.«
Jonas griff zur Maus
und drückte die Stopptaste der Diashow. »Was hast du
denn?«
Sie gab ihm den Joint,
er zog daran, genoss den Duft und spülte mit Bier nach. So
langsam zeigten Gras und Bier Wirkung.
Lisa kicherte.
»Du bist ja schon breit.«
Ȇberhaupt
nicht.« Jonas schüttelte den Kopf und deutete mit dem
Kinn auf den Monitor. »Also - was soll der Alarm, was hat dir
nicht gepasst?«
»Da war was auf
dem Foto eben.«
»Ja, ein
süßes Mädchen. Mein Mädchen«, kicherte
er stolz.
»Das meine ich
nicht.« Lisa war ernst geworden, nahm einen Schluck Bier,
wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen und
tippte immer wieder auf den Bildschirm. »Klick mal
zurück, da war etwas hinter mir, im Wasser.«
»Ja,
wahrscheinlich Nessie, das Ungeheuer vom Beyenburger Stausee.« Jonas
tippte sich bezeichnend gegen die Stirn. »Vielleicht solltest
du das Zeug da nicht mehr rauchen.«
»Spinner.«
Lisa war aufgestanden. »Da, guck mal. Im Wasser treibt
irgendwas.«
Jonas betrachtete das
Bild, auf dem sich seine Freundin räkelte. Tatsächlich
schwamm in Ufernähe etwas im Wasser. »Da hat ein Schwein
seinen Müllsack ins Wasser geworfen.«
»Das ist kein
Sack.« Lisa schüttelte den Kopf. »Zoom mal
näher ran!
Jonas seufzte und
vergrößerte den Bildausschnitt mit einem Mausklick.
»Ein Müllsack«, wiederholte er gelangweilt und
widmete sich seinem Bier.
»Unsinn. Hast du
schon mal einen so großen Müllsack
gesehen?«
»Klar - die sind
sonst nur blau oder grau.«
Lisas Gesicht war nur
wenige Zentimeter vom Bildschirm entfernt. Jonas kicherte und
fragte sie, ob sie vielleicht in das Bild hineinkriechen wolle. Als
ein spitzer Schrei über Lisas Lippen kam, ließ er vor
Schreck die halbleere Bierflasche fallen. Das Bier schwappte
über und bildete einen unansehnlichen Kranz auf dem Teppich.
»Scheiße«, brummte er und hob die Flasche auf.
»Was soll das, Lisa, bist du jetzt völlig
abgedreht?«
»Eine
Hand«, flüsterte sie und blickte sich zu ihm um. Sie war
leichenblass geworden und zitterte am ganzen Leib.
Er legte
schützend einen Arm um seine Freundin und betrachtete die
Vergrößerung des Fotoausschnitts. Tatsächlich gab
es da einen seltsamen Gegenstand, der an der Wasseroberfläche
zu treiben schien. Und er musste zugeben, dass
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