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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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schüttelte nur den Kopf.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten, Dr. Wade? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Nein danke, Mrs. McFarland.« Er nahm das grüne Bündel vom Sessel und legte es ans Fußende des Bettes. »Ich habe einen Kollegen gebeten herzukommen. Dr. Forrest. Er ist Kinderarzt. Er bringt einen Inkubator mit. Gibt es hier einen Platz, wo wir ihn hinstellen können? Und ich habe vom Krankenhaus aus auch gleich die Krankenschwestervermittlung angerufen und eine Pflegerin bestellt ...«
    Wenig später läutete wieder die Türglocke, dann klopfte es recht zaghaft an Marys Zimmertür.
    »Herein«, sagte Jonas Wade.
    Mary war erstaunt, als sie Pater Crispin eintreten sah. Er trug eine lange schwarze Soutane und sein Birett. Seine Wangen waren rot vor Kälte, und auf dem schwarzen Stoff der Soutane glänzten Regentropfen.
    »Pater!« sagte sie. »Woher wissen Sie Bescheid?«
    »Ich habe ihn angerufen«, bemerkte Jonas Wade, während er das grüne Bündel öffnete.
    Marys Blick fiel auf die schwarze Tasche, die der Priester trug, und sie erschrak. Pater Crispin sah es an ihrem Gesicht und kam sofort an ihr Bett. Er kniete neben ihr nieder und sah sie mit einem freundlichen Lächeln an. »Ich bin nicht gekommen, um dir angst zu machen, mein Kind, sondern um dir Trost zu spenden.«
    lhr Gesicht lief rot an, als eine schmerzhafte Wehe einsetzte. Mit zusammengebissenen Zähnen sagte Mary: »Es wird keine letzte Ölung geben, Pater «
    »Ich bin nur gekommen, um dich zu segnen und das Kind zu taufen.«
    Seine Stimme klang dünn und zaghaft. Mary sah ihm aufmerksam in die kleinen dunklen Augen und war erschreckt, als sie Angst darin erkannte. Hastig stand er wieder auf und setzte sich auf einen Stuhl bei der Tür. Während er die Tasche auf seinen Schoß hob, um sie zu öffnen, warf er einen Blick zu Jonas Wade hinüber, und flüchtig sahen sich die beiden Männer mit tiefer Besorgnis an.
    Die Schmerzen der Wehe ebbten ab. Mary öffnete ihre Augen. »Es dauert nicht mehr lange, Pater Crispin. Bald werden Sie Ihre Antwort haben.«
    Er zog die buschigen Brauen hoch.
    »Es geht los, Dr. Wade.« Mary drückte den Kopf ins Kissen. Ihr Gesicht war weiß. Die Augen waren nur noch schmale Schlitze, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepreßt. »O Gott!« schrie sie laut.
    Zwei Stunden sollte es noch dauern.
    Lucille saß neben ihrer Tochter am Bett, hielt Marys Hände und wischte ihr immer wieder das Gesicht mit einem kühlen feuchten Tuch, während Jonas Wade das Vordringen des Kindes beobachtete.
    Auch er schwitzte heftig und war dankbar für die beruhigende Anwesenheit der Mutter. Nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so unzulänglich gefühlt; nie zuvor hatte er außerhalb des sicheren Raums eines Krankenhauses Geburtshilfe geleistet. Jonas Wade fühlte sich wie der letzte Mensch auf einer leeren Erde. Ein Gefühl tiefer Einsamkeit überfiel ihn, ein Gefühl des Alleinseins, in dem er sich nackt und preisgegeben vorkam. Er beneidete den Priester, der unablässig betete, um seinen Trost. Er selbst hatte keinen. Er hatte nur seine Instrumente, die Zange, die Spritze, das Skalpell. Sonst half ihm niemand. Keine Schwester, kein Anästhesist. Er mußte sich einzig auf seine Hände und sein Wissen verlassen.
    Einmal, während Mary stöhnend, mit zusammengebissenen Zähnen sich in Wehenschmerzen aufbäumte, blickte er zu Lucille auf und sah die Frage in ihren Augen: Wird es ein gesundes und normales Kind werden? Wird es leben?
    Und in der Ecke auf seinem Stuhl saß Pater Crispin und flehte Gott in verzweifeltem Gebet an, ihm die grauenvolle Entscheidung zu ersparen. Asperges me Domine hysopo, et mundabor; lavabis me, et super nivem dealbabor.
    »Pressen, Mary! Pressen!«
    Sie biß die Zähne aufeinander, die Adern an ihrem Hals schwollen zu blauen Strängen.
    Jonas sah den Kopf des Ungeborenen, vorn feuchten Haar bedeckt. Dann entspannte sich Mary, und das Köpfchen wich wieder zurück.
    »Sie -« keuchte Mary, »sie kann es gar nicht erwarten, auf die Welt zu kommen.«
    »Ja, Mary.«
    »Sie will zu leben anfangen ...«
    Sancta Maria, Sancta Dei Genitrix, Sancta Virgo Virginum ...
    »Okay, Mary. Presse noch einmal. Fest!«
    Sie reckte den Hals, um zu ihrer Mutter hinaufzusehen. »Mutter ... das ist unser Wunder ...«
    Mater Christi ...
    »Komm«, sagte Jonas Wade. »Komm Mary, gib es mir.«
    Mater divinae gratiae ...
    Ihr Gesicht verfärbte sich bläulich. Mit zusammengebissenen Zähnen stieß sie Laute aus, die wie das

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