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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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unheimlich auf die Ferien.«
    Lucille, die den Brokkoli verteilte, meinte: »Ich hoffe nur, dir bleibt auch noch ein bißchen Zeit für mich. Du weißt doch, wir haben dieses Riesenstück Crêpe de Chine, das Shirley mir geschenkt hat. Wir müssen unbedingt was draus machen.
    »Aber klar!« versicherte Mary. »Das hab ich nicht vergessen.« Sie hatten geplant, während der Ferien gemeinsam zu nähen, da der Stoff leicht für zwei Kleider reichte.
    Lucille strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wahnsinnig, diese Hitze. Wir bekommen bestimmt einen heißen Sommer. «
    Mary sah ihrer Mutter in das gerötete Gesicht. Vor langer Zeit hatte sie den rosigen Teint ihrer Mutter bewundert; sie brauchte niemals Rouge wie andere Frauen; doch später, sie mußte ungefähr vierzehn gewesen sein, hatte sie entdeckt, daß die rosigen Wangen nicht naturgegeben waren, sondern
    von einem gelegentlichen nachmittäglichen Cocktail her rührten.
    Mittwochs wurde immer schon um halb sechs zu Abend gegessen, weil Ted zum Turnen ging und Lucille zu ihrem Frauenverein. Günstigerweise fand auch der Firmunterricht, an dem Amy derzeit teilnahm, regelmäßig Mittwoch abends statt.
    »Gehst du heute abend mit Mike weg?« fragte Ted seine älteste Tochter.
    Mary nickte. »Wir gehen ins Kino. Im Corbin läuft ein neuer Film. Mondo Cane . Die meisten aus meiner Klasse waren schon drin.«
    »Und wie geht's dir im Firmunterricht, Amy? Brauchst du Hilfe?«
    »Ach wo.« Amy schüttelte den Kopf, daß die braunen Haare flogen. »Schwester Agatha hilft mir prima. Es ist eigentlich genau das gleiche wie vor der Kommunion.«
    Ted nickte lächelnd und dachte flüchtig an die Tage in Chicago, als er auf dem Priesterseminar gewesen war. Das war vor Ausbruch des Krieges gewesen. 1941 hatte Ted das Seminar verlassen, um an die Front zu gehen, und nach drei Jahren im Süd-Pazifik hatte er sich nicht mehr zum Priester berufen gefühlt. Er hatte eine ganz andere Laufbahn eingeschlagen und war ein erfolgreicher Börsenmakler geworden, aber manchmal, wenn wie jetzt etwas Erinnerungen weckte, fragte er sich, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er damals auf dem Seminar geblieben wäre.
    »Aber das mit den kleinen Babys«, sagte Amy, »find ich trotzdem gemein. «
    Aus seinen Gedanken gerissen, sah er Amy blinzelnd an. »Wie meinst du das?«
    »Ach, Daddy, du hast ja überhaupt nicht zugehört! Schwester Agatha hat uns letzte Woche vom Fegefeuer erzählt und daß da die ganzen kleinen Kinder sind, die noch nicht getauft sind. Ich finde es gemein vom lieben Gott, daß er so was tut, wo sie doch überhaupt nichts dafür können.«
    »Aber du weißt doch, Amy«, sagte Ted bedächtig, »wenn sie nicht getauft sind, dann sind sie immer noch mit der Erbsünde belastet. Und solange man mit der Erbsünde belastet ist, kann man nicht in den Himmel kommen. Darum werden wir ja alle getauft.«
    »Und darum«, sagte Mary leise, »haben die Ärzte Mrs. Franchimonis Baby gerettet und Mrs. Franchimoni sterben lassen.«
    Lucille hob mit einem Ruck den Kopf. »Wer hat dir das erzählt, Mary Ann?«
    »Pater Crispin. Aber vorher hörte ich es von Germaine. Die hörte, wie ihre Mutter mit einer Nachbarin darüber sprach.«
    »Ach, Germaine Massey, das hätte ich mir ja denken können. Ihre Eltern sind Sozialisten, das weißt du wohl.
    »Na und?«
    »Für mich sind das die gleichen wie die Kommunisten, und ich sage, wenn sie unbedingt den Kommunismus wollen, dann sollen sie doch nach Russland gehen und dort leben. Mal sehen, ob es ihnen dann immer noch so gut gefällt.«
    »Was war denn mit Mrs. Franchimonis Baby?« fragte Amy neugierig.
    »Germaine hat mir erzählt, die Ärzte hätten Mr. Franchimoni gesagt, seine Frau sei in Lebensgefahr, und sie wollten das Kind opfern, um Mrs. Franchimoni zu retten. Aber Mr. Franchimoni sprach mit Pater Crispin darüber, und der sagte, das Kind müsse um jeden Preis am Leben erhalten werden. Also sagte Mr. Franchimoni den Ärzten, sie sollten das Kind retten, und darum mußte Mrs. Franchimoni sterben.«
    »Aber das ist ja furchtbar!« rief Amy entsetzt.
    »Mary.« Ted legte sein Besteck weg und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »So einfach ist es nicht. Die Sache ist weit komplizierter. «
    »Oh, ich weiß, Dad. Nachdem Germaine mir das erzählt hatte, habe ich Pater Crispin danach gefragt, und der hat mir alles erklärt.«
    »Was sagte er denn?«
    »Er sagte, zwischen dem sterblichen Leben und dem spirituellen Leben sei ein Unterschied, und

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