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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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an. Sie zog die Hände vom Gesicht und richtete sich auf. »Was habe ich falsch gemacht, Mary Ann?« fragte sie, mühsam das Schluchzen unter drückend. »Warum hast du mir das angetan?«
    Mary starrte in das verschwollene Gesicht ihrer Mutter. »Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll.«
    »Du kannst uns vor allem erst einmal sagen, wer es war. Mike Holland?«
    »Nein!« schrie Mary. »Warum kannst du mir nicht glauben? Mike und ich haben nie was gemacht.«
    »Für wie dumm hältst du mich eigentlich, Mary Ann?« Lucilles Stimme schwoll an. »Ich schäme mich zu Tode.«
    Mary sah ihren Vater flehentlich an. Ted bemühte sich, die Situation einzuschätzen, um angemessen reagieren zu können, aber er war in diesem Moment völlig überfordert. So etwas passierte immer nur den Töchtern anderer Männer.
    »Du hast uns blamiert«, warf Lucille ihr mit zitternder Stimme vor und begann wieder zu weinen.
    Mary öffnete den Mund und breitete die Hände aus.
    »Beim erstenmal habe ich dir geglaubt«, sagte Lucille und stand auf. »Ich habe mich vor Dr. Wade lächerlich gemacht. Aber Dr. Evans ist Gynäkologe. Er sagte, daß an deiner Schwangerschaft kein Zweifel besteht. Aber das, was mich am tiefsten verletzt, Mary Ann, ist, daß du mich belogen hast.«
    Erst jetzt trat Ted ins Zimmer. »Wir müssen das in Ruhe besprechen.«
    Lucille wich einen Schritt zurück. »Jetzt nicht. Ich bin zu kaputt. Ich - ich muß erst nachdenken.« Mit steifen Schritten ging sie zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal nach ihrem Mann und ihrer Tochter um. »Du hast mich bis ins Innerste verletzt, Mary Ann.«
    Leise schloß sich die Tür hinter ihr, und ihre Schritte entfernten sich im Flur.
    Mary sah hoffnungsvoll zu ihrem Vater auf. »Daddy?« sagte sie zaghaft.
    Sichtlich erschüttert setzte sich Ted zu ihr aufs Bett und musterte sie mit forschendem Blick. Er wußte nicht, was er sagen, wie er beginnen sollte. Er brachte kein einziges Wort zustande. Er hatte das Gefühl, als hätte man ihm mit einem Ruck den Boden unter den Füßen weggerissen.
    »Was ist passiert?« hörte er sich schließlich fragen.
    »Ich weiß es nicht, Daddy. Beide Ärzte sagen, daß ich ein Kind bekomme «
    Er nickte langsam. Er erinnerte sich, daß Lucille ihm, während er vor dem Fernseher gesessen hatte, etwas von einem Arzt in einer luxuriösen Praxis erzählt hatte, der nicht einmal eine einfache Grippe diagnostizieren konnte; sie hatte irgend etwas von Laboruntersuchungen erzählt und daß dieser Arzt die Frechheit besessen hätte zu behaupten, ihre Tochter sei schwanger. Und am Samstag nachmittag, als sie am Schwimmbecken gesessen und Piña Coladas geschlürft hatten, während auf dem Grill die Steaks brutzelten, hatte Lucille erklärt, daß sie mit Mary, die immer noch an Übelkeit litt, zu einem Gynäkologen gehen würde.
    Während Ted jetzt auf Mary hinuntersah, fragte er sich, wo war ich eigentlich die ganze Zeit.
    »Es ist nicht wahr«, hörte er Mary mit kleiner Stimme sagen. »Ich weiß nicht, was mir fehlt, Daddy, aber ich bin bestimmt nicht schwanger.«
    Ted räusperte sich in der Hoffnung, daß endlich die Worte fließen würden. Aber es kam gar nichts.
    »Ich weiß ja, daß sie Untersuchungen gemacht haben, Daddy, und ich weiß auch, daß sie beide erfahrene Ärzte sind, aber es ist einfach nicht möglich.«
    Ted brachte endlich wenigstens einen tiefen Seufzer zustande.
    Und dann kamen auch Worte. »Mary«, sagte er leise. »Ich mache mir Vorwürfe. Ich habe das Gefühl, das ist alles meine Schuld.«
    »Aber wieso denn?«
    »Ich habe als Vater versagt. Ich habe dir nicht beigebracht -«
    »Aber Daddy! Es hat nichts mit dir zu tun. Ich habe irgendeine Krankheit oder was, das die Ärzte nicht erkennen können. Was hat das damit zu tun, ob du ein guter Vater bist oder nicht?«
    »Kätzchen.« Ted streichelte Marys Wange. »Vielleicht hatte deine Mutter recht. Vielleicht hätte ich dich und Amy auf der katholischen Schule lassen sollen. Vielleicht wäre das dann nicht -«
    »Aber Daddy -«
    »Hör mir zu, Kätzchen. Ich glaube nicht, daß du etwas Schlimmes getan hast, okay? Glaubst du mir das?«
    Sie nickte unsicher.
    »Du hast wahrscheinlich nicht gewußt, was du tust. Selbst jetzt ist dir wahrscheinlich nicht klar, was du getan hast. Ich dachte immer, deine Mutter hätte dich aufgeklärt -«
    »Daddy«; sagte sie flehentlich. »Ich weiß genau, wie es geht, und ich hab nie so was getan. Das hab ich den Ärzten auch gesagt. Ich hab so was nie

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