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Bitteres Geheimnis

Bitteres Geheimnis

Titel: Bitteres Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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herum nahm sie nur am Rande wahr. ihre Gedanken wanderten, während sie mechanisch wie ein Roboter das Auto lenkte, vor roten Ampeln auf die Bremse trat, ordnungsgemäß den Blinker setzte, wenn sie um eine Ecke bog. Sie hatte kein Ziel, sie wollte nur fahren.
    In einem Zickzackmuster fuhr sie durch die Straßen von Tarzana, diese hinauf, die nächste hinunter, bis sie schließlich die holprige, ungeteerte Etiwanda Avenue erreichte. Nach der öffentlichen Bibliothek war sie rechts abgebogen und folgte nun der dunklen, ländlichen Straße, die auf einer Seite von einem breiten bemoosten Graben begrenzt wurde. Viele Straßen im San Fernando Tal waren noch ungeteert; das Rumpeln des Wagens durch Schlaglöcher vermochte nicht, sie aus ihrer Betäubung zu wecken.
    Bis sie den grünen Lincoln Continental sah. Da trat sie viel zu hart auf die Bremse und hielt den Wagen vor dem nächsten Haus an. Sie stellte den Motor ab und drehte sich mühsam nach rückwärts um.
    Der Wagen ihres Vaters stand in der Einfahrt eines bescheidenen kleinen Hauses, das sie an das von Germaine erinnerte, unter einer ausladenden Sykomore. Sie starrte das Auto an und fragte sich verwundert, was ihr Vater hier zu tun hatte.
    Es kam hin und wieder vor, daß er abends einen seiner Klienten zu Hause aufsuchte. Vielleicht war dies so ein Fall.
    Aber ... Mary kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Was hatte der Muskelmann im Fitnessklub gesagt? lhr Vater kam schon seit zwei, drei Jahren nicht mehr zum Training.
    Wo war er aber dann jeden Mittwochabend?
    Mary musterte aufmerksam das kleine Haus, den verblichenen Anstrich der Mauer und der Türen und Fenster. Der Rasen des kleinen Vorgartens war gelb und dürr. Hinter den Fenstern, deren Vorhänge zugezogen waren, schimmerte blasses Licht. Es war ein altes Haus, aber es war sauber und gut instandgehalten.
    Auf dem Briefkasten stand ein Name, schwarze Klebebuchstaben, die phosphoreszierten: Renfro.
    Einen Moment noch blieb Mary nachdenklich sitzen, dann ließ sie den Motor an und fuhr weg.
    Ihre Mutter und Amy schliefen längst, als sie seinen Wagen in der Auffahrt hörte. Mary saß im Wohnzimmer unter der Stehlampe. Seit zwei Stunden saß sie schon dort, reglos wartend.
    Gleich nach ihrer Heimkehr hatte sie sich das Telefonbuch geholt. Es gab nur einen Renfro, und der war in der Lindley Avenue. Aber darunter hatte sie >Renfrow, G., 5531 Etiwanda Av.< entdeckt. Ohne zu überlegen, wählte Mary die angegebene Nummer. Eine Frauenstimme meldete sich.
    »Entschuldigen Sie, ich hätte gern Mr. Renfrow gesprochen.«
    »Tut mir leid«, sagte die Frau. »Hier gibt es keinen Mr. Renfrow.
    Mary hatte ruhig und erwachsen gesprochen. »Kann ich dann bitte mit Miss G. Renfrow sprechen?«
    »Hier spricht Gloria Renfrow. Wer ist denn am Apparat?«
    »Ich - äh - es handelt sich um Zeitschriftenabonnements. Ich wollte fragen -«
    »Tut mir leid. Ich brauche keine Zeitschriften.« Damit hatte die Frau aufgelegt.
    Nach diesem wenig ergiebigen Gespräch war Mary ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich hingesetzt, um zu warten. Worauf, wußte sie selbst nicht.
    »Hallo«, sagte Ted gedämpft, als er ins Wohnzimmer trat. »Wieso bist du so spät noch auf, Kätzchen?«
    »Ich hab auf dich gewartet, Daddy.« Sie hob den Blick nicht.
    »Du hast auf mich gewartet?« Er kam näher und setzte sich ihr gegenüber aufs Sofa. Mary sah, wie er die Tasche, in der seine Sportsachen waren, neben sich auf den Boden stellte. »Was ist denn, Mary? Geht es dir nicht gut?«
    Mary war selbst erstaunt, daß sie es fertigbrachte, ihm direkt in die Augen zu sehen. »Nein«, antwortete sie leise, »es geht mir nicht gut. Ich bin schrecklich deprimiert und wollte mit dir reden.«
    »Worum geht's denn?«
    »Ich bin so enttäuscht über Germaine. Sie hat die ganze Zeit geglaubt, daß ich lüge. lch dachte, sie wäre die einzige, auf die ich mich wirklich verlassen kann, aber heute abend hab ich gemerkt, daß ich mich getäuscht habe.«
    »Ach, Kätzchen, das tut mir leid.«
    »Ja. Eigentlich kann man sich auf keinen Menschen mehr verlassen.«
    »Ach was!« Er neigte sich zu ihr und klopfte ihr leicht aufs Knie. »Möchtest du auch noch einen Kakao?«
    Sie sah ihn mit klaren Augen an. »Daddy «
    »Ja?«
    »Ich wollte heute abend nach der Sache mit Germaine mit dir reden. Ich bin zum Fitnessklub gefahren.«
    Er ließ die Hand einen Moment auf ihrem Knie liegen, dann zog er sie zurück.
    »Der Mann dort hat gesagt, du seist schon seit Jahren nicht mehr

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