Bittersuess
mich.
„Es ist die Anspannung der letzten Tage“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Bevor wir nach Berlin geflogen sind, ist es auch besser geworden, das wird bestimmt wieder.“
„Ich hoffe es so sehr. Ich wünsche mir nichts mehr, als das du endlich mal zur Ruhe kommst.“
„Das werde ich. Es geht mir hier schon viel besser .“
„Versuch zu schlafen, mein Engel“, er haucht mir einen Kuss auf den Mund und ich kuschele mich noch enger in seine Arme.
Nach kurzer Zeit schon höre ich seine gleichmäßigen Atemzüge, ich entspanne mich immer mehr.
Doch ich finde lange keinen Schlaf, ich grübele über mich nach, über die letzten Monate, die mir soviel Angst, Verzweiflung, Hoffnung, Enttäuschung und unendlich viel Liebe gebracht haben.
Das war alles vielleicht ein bisschen viel an Emotionen.
Aber hier fühle ich mich behütet und das liegt nicht nur an Nicolas. Es ist hier alles irgendwie leichter. Vielleicht ist es die Landschaft mit ihren Weiten, die mich nicht so einengt, vielleicht sind es die Leute, die nichts von mir erwarten, nicht ständig auf jede Bewegung von mir achten. Es gibt hier keine Öffentlichkeit, der ich mich präsentieren muss und das tut mir sehr gut.
Ich dachte immer, mein Leben in Berlin sei unbeschwert gewesen – hier habe ich gelernt, was das wirklich heißt.
Doch in einer Woche ist Weihnachten, das erste Weihnachten, das ich nicht mit meinen Eltern feiere. Ich weiß nicht, wie das werden wird, aber darüber will ich mir keine Gedanken machen.
Ich denke an unsere Verlobungsfeier – und ich freue mich darauf. Vor allem deswegen, weil ich mich herausputzen und das raffinierteste Kleid aussuchen werde, das ich mithabe. Nicolas sollen die Augen herausfallen und ich möchte für ihn schön aussehen.
„Du bist mein Leben“, flüstere ich leise in die Dunkelheit, dann finde auch ich in den Schlaf.
„Süße – besser nicht“, Nicolas Blick schweift über meinen Körper und ich kann an dem Ausdruck in seinen Augen erkennen, dass ihm sehr gefällt, was er da sieht.
„Das ist jetzt das dritte Kleid, was nicht vor dir bestehen kann“, maule ich ihn an. Es war ja eine nette Idee von ihm, dass ich meine Abendgarderobe zum Teil mitnehmen sollte, aber wenn ich keines der Kleider anziehen kann, hat das Ganze seinen Sinn ja nicht gerade erfüllt.
„Marta bekommt einen Herzinfarkt, wenn sie den Rückenausschnitt sieht“, Nicolas kommt zu mir, er streichelt mit seinen Händen über meine nackte Wirbelsäule hinunter. „Und ehrlich gesagt gefällt mir es auch nicht so besonders, dass die anderen Männer dich so sehen können.“
„Ach? Darum geht es also ! Du bist ein eifersüchtiger Platzhirsch, Nicolas Alvaro Molina.“
„Und wenn es so wäre?“, er schaut so unschuldig, dass ich lachen muss.
„Ich ziehe mich jetzt noch einmal um – wenn du dann nicht zufrieden bist, gehst du alleine auf unsere Verlobungsfeier“, zärtlich beiße ich ihn in die Nase und mir entgeht sein skeptischer Blick nicht.
Etwas ratlos sehe ich die übrig gebliebenen Sachen durch. Und ich dachte, ich hätte die richtig sexy aussehenden Kleider schon in Berlin gelassen.
Ich schnappe mir jetzt eines in smaragdgrün, das sehr gut zu meiner Augenfarbe passt. Es ist vorne und am Rücken ein wenig ausgeschnitten, ansonsten liegt es sehr eng an.
Ich trete wieder vor Nicolas. „Stella!“, er verdreht die Augen, doch ich schüttele nur den Kopf. „Das – oder ich bleibe hier.“
Ich freue mich schon sehr auf diesen Abend. Es ist richtig warm geworden, der Sommer scheint jetzt aufzudrehen und alles wird draußen stattfinden.
Marta und Lucia haben das Fest mit Feuereifer vorbereitet , es wird auch wieder gegrillt, aber alles ist ein bisschen feierlicher geschmückt. Außerdem spielt tatsächlich eine kleine Band.
Nicolas und ich begrüßen die Gäste gemeinsam und ich bin richtig nervös. Ich bin jetzt also ganz offiziell seine Verlobte, die Frau an seiner Seite.
Ich könnte platzen vor Stolz.
Viele der Gäste kenne ich schon, auch Elena ist da. Heute fühle ich mich ihr sogar ein bisschen gewachsen, ich bin vielleicht noch immer nicht so schön wie sie, aber mein Kleid kann mit ihrem durchaus mithalten.
Ich bekomme viele Komplimente, die Nicolas – abhängig davon , ob sie von einer Frau oder einem Mann stammen – entweder freudig oder grimmig zur Kenntnis nimmt.
Nach dem Essen spielt die Band und ich komme nicht drum herum, mit Nicolas zu tanzen. Auch andere Männer fordern mich auf,
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