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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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und ich spüre deutlich die Blicke meines Verlobten in meinem Rücken.
    Er sagt zwar nichts, aber immer wenn ich von einem Tanz zurückgebracht werde, zieht er mich erstmal dicht zu sich heran und gibt mir einen innigen Kuss.
    Ich grinse über dieses Verhalten in mich hinein, spare mir aber ein paar bissige Bemerkungen.

    „Ich möchte dir jemanden vorstellen“, sagt er nach einiger Zeit und nimmt meine Hand. Wir gehen zu einer älteren Frau, die mir wegen ihres Aussehens auch schon ins Auge gestochen ist. Sie hat eine dunklere Hautfarbe als die anderen hier und trägt eine Art indianische Tracht.
    „Istas, darf ich dir Stella vorstellen?“
    Sie lächelt mir freundlich zu und Nicolas und ich setzen uns zu ihr.
    „Istas ist Julios Mutter. Sie stammt von einem indianischen Volk ab“, erklärt er mir.
    „Freut mich sehr“, die Frau fasziniert mich irgendwie, sie schaut mir immer lange in die Augen, aber das ist nicht unangenehm.
    Mir fällt ein, dass ich mal im Internet gelesen, dass sechsundfünfzig Prozent der Argentinier mindestens einen indianischen Vorfahren haben, also sollte es mich nicht wundern, aber ein bisschen befremdlich ist das schon.
    „Istas hat deinen Ring gefertigt“, reißt mich Nicolas aus meinen Gedanken.
    „Oh“, ich schaue sofort auf den filigranen Silberreif an meinem Finger. „Er ist wunderschön“, strahle ich die alte Frau an.
    „Freut mich, dass er gefällt. Ich habe auch ein Geschenk für Sie zur Verlobung“, sagt sie dann und reicht mir ein Päckchen.
    Nicolas steht auf und entschuldigt sich kurz bei uns.
    „Oh, danke schön“, mir ist das unangenehm. Kann ich das wirklich annehmen?
    Es ist ein kleiner Karton, nicht in Geschenkpapier verpackt, etwas zögerlich hebe ich den Deckel hoch.
    Dort drin befinden sich ein Traumfänger und eine wunderschön gefertigte Kette.
    „Der Traumfänger entspricht nicht unserer Tradition, sondern eher der der nordamerikanischen Indianer“, er läutert sie mir. „Aber ich habe mich kundig gemacht, wie man ihn richtig herstellt. Er soll Ihren Schlaf bewachen.“
    Ich schaue sie staunend an, dann sehe ich zu Nicolas, der etwas abseits mit zwei Gästen steht und mir jetzt zuzwinkert.
    „Den kann ich gut gebrauchen“, gestehe ich ihr ein. Ich betrachte ihn mir genauer. Istas erklärt mir die Bedeutung der Federn, Holzperlen, Edelsteine und der Pferdehaare und fasziniert höre ich ihr zu.
    Ich weiß zwar nicht, ob das hier wirklich etwas bringt, normalerweise stehe ich so etwas Spiritistischem sehr skeptisch gegenüber, aber die Idee, die dahinter steckt, berührt mich.
    Dann deutet sie auf die Kette. „Sie soll die bösen Geister von Ihnen fernhalten“, fährt sie fort.
    Ich schlucke heftig, dann nehme ich die Hände der alten Frau. „Vielen Dank“, sage ich mit rauer Stimme.
    „Nicolas ist ein sehr fürsorglicher Mann. Er hat mir ein bisschen was von Ihren Sorgen und Ihrem Kummer erzählt. Und von den schlimmen Erlebnissen. Er macht sich sehr viele Gedanken um Sie. Er liebt sie wirklich sehr.“
    „ Genauso wie ich ihn.“
    „Ich weiß“, lächelt sie nur. „Man sieht es sofort.“

    Ich bleibe noch eine Weile bei Istas sitzen und frage sie nach der Geschichte ihres Stammes aus. Sie erzählt mir faszinierende, aber auch sehr traurige Begebenheiten. Ich könnte ihr stundenlang zuhören, noch nie habe ich einen Menschen mit so einer Aura kennen gelernt.
    „Was bedeutet der Name Istas?“, frage ich sie dann.
    Die alte Frau beginnt zu grinsen. „Schnee“, antwortet sie.
    „Schnee?“, jetzt schaue ich sie verdutzt an. In dieser Region schneit es eigentlich gar nicht.
    „Meine Eltern hatten einen etwas merkwürdigen Sinn für Humor …“
    Ich muss lachen und Nicolas kommt wieder zu uns.
    „Was ist so lustig?“, erkundigt er sich und setzt sich neben mich. Dann hebt er mich einfach hoch und platziert mich auf seinem Schoß.
    Ich schaue ihn verliebt an, dann erzähle ich ihm die Bedeutung von Istas ’ Namen.

    Istas verabschiedet sich bald von unserer Feier und ich und Nicolas kümmern uns wieder um die anderen Gäste. Wir werden öfters getrennt, ich lerne viele neue Leute kennen und werde interessiert nach meinem Leben in Berlin befragt.
    Nicolas flirtet ziemlich heftig mit mir, wenn wir uns dann wieder einmal begegnen und ich gehe nur zu gerne darauf ein. Seine versteckten Zärtlichkeiten gefallen mir gut und er gibt mir das Gefühl, für ihn die begehrenswerteste Frau überhaupt zu sein.

    Als der letzte Gast das Fest

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