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Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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und die Sonne scheint schon den ganzen Tag. Es ist irgendwie befremdlich, das Weihnachten vor der Türe steht, wenn es um die achtundzwanzig Grad ist.
    „In Ihrer Heimat liegt doch bestimmt Schnee, oder?“, erk undigt sich Sofia, Rubens Frau, freundlich. Ich mag sie gern, sie ist immer höflich und sehr interessiert.
    „Ich komme aus Berlin, da liegt nie viel Schnee, das ist eher selten . Aber es gibt Gegenden in Deutschland, wo das der Fall ist.“
    Ich überlege, wie klein mein Heimatland im Vergleich zu Argentinien doch ist.
    „Vermissen Sie den Winter nicht?“, fragt sie weiter.
    „Nein“, antworte ich ehrlich. „Nicht wirklich. Obwohl es schön ist, Skilaufen zu gehen, aber das geht bei uns nicht, da ist alles flach.“
    „Ich würde so gerne mal in den Schnee fahren. Oder nach Europa… Paris, London, Rom - Berlin“, sagt Sofia sehnsüchtig und Ruben stöhnt laut auf.
    „ Und das am Besten noch heute“, knurrt er.
    „Si“, Sofia schenkt ihrem Mann ein umwerfendes Lächeln.
    „Fang schon mal an zu sparen“, grinst Nicolas.
    Sofia küsst ihren Mann leidenschaftlich und das scheint ihn wieder zu versöhnen.
    Ich werde nachden klich. Ob es mir auch mal so gehen wird? Werde ich auch Sehnsucht nach diesen Orten bekommen? Vor ein paar Monaten habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Wenn ich weg wollte, bin ich einfach in die nächste Maschine gestiegen und losgeflogen. Geld hat keine Rolle gespielt. Aber das hat sich jetzt geändert. Was ist, wenn ich wirklich einmal raus möchte? Wenn mir das Leben hier nicht genügt, es mich wieder wegzieht?
    Im Moment ist das nicht vorstellbar für mich. Aber Dinge können sich ändern.
    Die Stimme meines Vaters kommt mir wieder in den Sinn.
    ‚Wir haben dich zu einer selbstständigen jungen Frau erzogen – jedenfalls dachten wir das. Aber jetzt benimmst du dich wie eine Närrin. Stella wach doch bitte endlich auf, bevor er dir fünf Kinder macht und du dort drüben versauerst!’
    Doch fast gleichzeitig ist da noch eine andere, wärmere Stimme.
    ’… ich werde dich niemals mehr festhalten, Stella.’
    „Hey“, ich spüre einen Kuss auf meiner Wange. „Alles klar?“
    Ich drehe meinen Kopf und sehe in diese unglaublichen Augen - und sofort sind alle Zweifel verflogen.
    ‚Ich will bei ihm sein’ , das ist das, was für mich wichtig ist. Und ich weiß ganz genau, dass ich niemals jemanden treffen werde, den ich so lieben werde wie ihn.

    Ich bin gespannt, wie der Tag hier verlaufen wird . Heiligabend. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu meinen Eltern, meinem Bruder und meinen Freunden. Ich bin ein bisschen wehmütig, aber alles in allem hält es sich in Grenzen. Ich habe mit Jenny, Markus und Jonas schon telefoniert, während meine Freunde für sich feiern, muss mein Bruder das ganze Feiertagsprogramm mit meinen Eltern durchziehen.
    Für mich wird dieses Jahr alles anders ablaufen. Es ist knapp dreißig Grad und die Sonne brennt heiß vom Himmel.
    So etwas wie eine Weihnachtsgans oder Punsch wäre hier undenkbar. Es gibt Asado, eine Grillmahlzeit, die aber auch erst gegen Abend und die Geschenke werden meist um Mitternacht verteilt.
    Nur über den Tannenbaum habe ich innerlich die Nase gerümpft. Es gibt hier wenig e Nadelhölzer, also haben Marta und Lucia einen künstlichen Weihnachtsbaum aufgestellt. Ich mag diese Plastikbäume nicht und ich vermisse den typischen Tannenduft – andererseits käme der mir aber auch befremdlich vor, wenn es draußen eigentlich Sommer ist.

    Meine Geschenke für Marta und Lucia habe ich schon besorgt. Lucia schwärmt für einige meiner Seidentücher und in Berlin habe ich ein paar davon erstanden. Marta hat eine Vorliebe für Rosen, mit Nicolas zusammen bin ich in die nächstgrößere Stadt gefahren und habe dort in einer Gärtnerei zugeschlagen. Marta würde nie soviel Geld dafür ausgeben, aber ich habe eine wunderschöne Züchtung bekommen.

    Nicolas und ich haben vereinbart, dass wir uns nichts schenken. Wir sind zusammen und glücklich, und das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit für uns.

    Die beiden Damen freuen sich sehr über die Geschenke, Marta hat Tränen in den Augen als sie die Rosenstöcke sieht. Lucia bedankt sich ebenso überschwänglich bei mir.
    „Ich wünsche mir so sehr, dass alles gut wird für dich“, schluchzt sie und drückt mich fest an sich.
    „Danke“, ich bin ganz gerührt.
    Von den beiden bekomme ich eine wunderschöne Decke, die man übers Sofa legen kann. Ich mag diese

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