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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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die stets die alleinige Schuld bei sich suchen, aber hier lag der Fall doch wohl ganz eindeutig.
    Wieso hatte ich blöde Kuh denn nichts GESAGT?
    Endlich hatte sich das trübe, diffuse Gewässer meines Sexlebens in einen sehr viel klarer sprudelnden Bach verwandelt, und ich war unfähig, hineinzuspringen?!
    Tränen stiegen mir in die Augen, als ich vor dem Spiegel stand, aber sie brannten nur und wollten nicht fließen.
5. Januar 2003
    Ich liege gerade auf meinem Bett, und Ivory hat sich schnurrend auf meinem Bauch ausgebreitet, den Kopf zwischen meine Brüste gebettet. Er hat es sehr bequem, und ich hab’s warm. Das perfekte Arrangement zwischen Katzenmensch und Menschenkatze.
    Mein Ivory – wie gut, dass er bei mir lebt; er tröstet mich oft und außerdem finde ich sein unerschütterliches Selbstvertrauen und seinen Schönheitssinn ziemlich inspirierend. Ich hab sogar schon angefangen, einen phantastischen Katzenkrimi zu schreiben, mit – hey, große Überraschung! – einem Ragdollkater namens Charly als kätzischer Detektiv.
    Ich kritzele diese Zeilen also praktisch in der Luft schwebend, das Notizbuch über den Katzenkopf haltend. Ich bin’s aber gewöhnt, in den unmöglichsten Stellungen zu schreiben. Ist halt mein Lebenselixier, und das war schon immer so, seitdem mir klar geworden war, dass diese kleinen schwarzen Zeichen auf dem Papier keine erstarrten platten Ameisen sind.
    Manchmal überkam mich sogar die Lust zu schreiben, während ich mit einem Mann im Bett war. Voll pervers, gell?
    Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei Ivory. Jetzt, da die Schmetterlinge in meinem Bauch nur noch träge flatternde Falter sind, in äußerst überschaubarer Anzahl, kümmere ich mich auch wieder mehr um den »Katzenkrieg«. Ich nenne die Sache halt weiterhin so, obwohl es streng genommen falsch klingt und auch verkehrt ist.
    Schließlich führen die KATZEN nicht Krieg gegeneinander. Nein, so dämlich wären die nie.
    Der Konflikt droht zu eskalieren, seit ich mich eingemischt habe. Ich meine, neulich hab ich mir meine vielen Aufkleber betrachtet und war entsetzt. Es wird Zeit, mehr Öffentlichkeit heranzuholen, und zum Glück bin ich in der Lage dazu. Ich schreibe schließlich hin und wieder für unser Lokalblättchen, den »Spargelspitzen-Anzeiger«, und die nehmen sicher einen Artikel zu diesem Thema! »Tiere« – das zieht schließlich immer, und ich glaube –
    Oh je, ich muss aufhören, die Zicke Steffi schreit wie abgestochen! Was hat sie denn nun schon wieder …?!
Immer noch der 5. Januar, gegen Abend.
    Habe mit Marie-Louise über den Dämpfer gesprochen, den mir die zweite Nacht mit Phelan versetzt hat. Jaaaaaaa … ebenso wenig wie ihm konnte ich ihr sagen, WAS genau mich bedrückte, und sie sah mich mit ihren klugen Augen wieder so weise an und meinte, als wüsste sie es ohnehin ganz genau: »Weißt du, Jeanette … wenn er schon so extraordinaire ist, wie du ihn beschreibst … so offen und er ’at Esprit, n’est-ce pas? Dann gibt es nur eins: Sprich mit ihm! Spring über deinen Schatten, ma chère! Nur Mut.« Sie zwinkerte mir zu und lachte mich gewinnend an.
    In den letzten Tagen sind wir uns weiter näher gekommen. Wir haben beide festgestellt, dass es uns gut tut, einander zu massieren; wir verwenden dabei Lavendel- oder Arnikaöl, und alles geht ganz schwesterlich vor sich, es ist echt nichts Sexuelles dabei. Dabei finde ich Marie-Louise in ihrer lebenserfahrenen Art und Weise unglaublich anziehend. Ich frage mich, was sie von diesem Satz halten würde. Immerhin stecken nicht so bekloppte Versatzstücke wie »für ihr Alter« oder »Frau in den besten Jahren« drin.
    Was mit Steffi war? Ach ja, da bleibt mir nur zu seufzen und mit den Augen zu rollen. Steffi ist also back in town. Und was immer ihre guten Vorsätze fürs Neue Jahr sind, an ihrer Zickigkeit zu arbeiten, scheint nicht dazu zu gehören.
    Na gut, zugegeben … es ist nicht unbedingt SO angenehm, aus dem Schlafe kommend barfuß in eine noch warme Haarwurst zu treten, die mein geliebter Kater direkt vor ihrer Zimmertür platziert hatte.
    Kann ich eigentlich gut verstehen, dass die Katzenfeindin da erstmal einen spitzen Schrei loslassen musste!
    Aber wenigstens war es kein Kuhfladen – n’est-ce pas?
    Sie hat sich so aufgeregt, dass ich schon fürchtete, ihr würde eine Ader platzen, und das, obwohl ich alles tat, um mich zu entschuldigen und ihr zu schwören, besser auf Ivory aufzupassen.
    »Das hast du schon eine Million Mal

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