BitterSueß
immer wieder grimmig sagen musste. War ihm denn nicht klar, dass er mich das überhaupt nicht zu fragen brauchte?
Wenig später lag ich bäuchlings auf dem bequemen Bett – unbequem gespreizt und wiederum mit den Seidenkrawatten festgebunden. Ich weiß noch haargenau, wie ich dabei dachte, wieso hat er keine Seile, Stricke oder Ketten? Und wieder durchzuckte mich flüchtig jene Szene aus Phelans Lieblingsfilm. Gerade deshalb hätte er es wissen müssen – schließlich hatte der Zoodirektor seine Geliebte, die sich beim Sex in einen schwarzen Panther verwandelte, auch nicht mit Krawatten am Bett festgebunden. Es wäre stillos gewesen, unromantisch, ja, sogar lächerlich.
Meiner bescheidenen Meinung nach.
Das soll nun aber nicht heißen, dass ich bereits während dieses außergewöhnlichen Liebesspiels mit Phelan angefangen hätte, ihn zu kritisieren. O nein, dergleichen Ideen zogen mir nur höchst flüchtig durchs Hirn, derweil ich weiterhin mit leicht verschämter Gier alles genoss, was er mit mir machte.
Alles.
Phelan war ein einfallsreicher Mann.
»Was für zierliche Schultern du hast«, sagte er und küsste die soeben gelobten Attribute. Dort geküsst zu werden, war schön – aber ein prickelnder Schauer rann mir erst dann über den Rücken, als etwas eigenartig Spitziges über meine Haut zu wandern begann.
Ich stieß einen kleinen Schrei aus.
»Was ist das?«, quetschte ich hervor.
»Schön?«, erkundigte sich Phelan, ohne meine Frage zu beantworten.
»Jaaa …«, wimmerte ich fast gegen meinen Willen.
Die herbsüße Tortur dauerte endlos. Es war, als würden tausend Nadeln über meinen Körper flitzen, ohne mir aber weh zu tun … wieder und wieder flossen Wogen köstlicher, nie dagewesener Empfindungen durch mich hindurch.
Das metallene Ding, womit Phelan mich traktierte, schien noch am ehesten ein kleines Stachelrad zu sein. Als er damit bei meinen empfindsamen Pobacken ankam und sie überfuhr, quiekte ich wieder.
»Geiler Arsch«, lautete sein in sanftestem Ton gegebener Kommentar zu meinem Hintern, und dieser Kontrast machte mich wiederum an.
Ich hatte das Gefühl, als ob das Metallrad Hunderte von Malen über mein Gesäß glitt.
Als Phelan mich endlich losband, mich umdrehte, seinen seidenen Mantel von sich warf und mich mit brutaler Plötzlichkeit hart fickte, war ich schweißgebadet und schwebte auf Wolke 777.
Wodurch ich zum Höhepunkt kam, wusste ich im Nachhinein nicht so genau zu sagen. Ich meine, Phelan hatte einen schönen, starken Schwanz, den er vorzüglich einzusetzen verstand, und …
Moment mal, Moment mal, in diesem Tagebuch soll, wenn irgend möglich, die Wahrheit stehen.
Doch, ich wusste Bescheid.
Es war nicht das Geficktwerden. Auf gar keinen einzigen Fall. Nein, es war der Nachklang jener Empfindungen, die sein phantasievolles Spiel in mir erzeugt hatte.
Atemlos lagen wir danach nebeneinander, ich auf meinem sacht prickelnden Rücken, er auf der Seite, und sein leicht behaarter Arm lag quer über mir.
»Das war großartig, meine kleine rotblonde Füchsin«, sagte er zärtlich.
»Mhmm … fand ich auch«, brummte ich. Herrlich entspannt fühlte ich mich und trotzdem – irgendwie verlegen. Ein bisschen.
Er merkte nichts davon. »Zeit, den Champagner aufzumachen«, meinte er munter, indem er einen Blick auf seine Armbanduhr warf.
Als er in die Küche hinübergegangen war, erlaubte ich mir, mich verstohlen zu freuen. Ich war weitergekommen! Doch, definitiv. Dieser Orgasmus hatte sich anders angefühlt, umfassender, tiefer, echter.
Auch das »Danach« verlief ausgesprochen harmonisch. Phelan und ich waren beide faul und kleideten uns nicht wieder an; in dicken flauschigen Bademänteln und Wollsocken traten wir auf den Balkon, als Mitternacht heranrückte. Mit perlmuttfarbigem Champagner tranken wir einander zu, küssten uns und wünschten uns ein glückliches Neues Jahr, und genossen dann das Feuerwerk über unserer Stadt.
Viel gibt’s danach erstmal nicht zu berichten. Ich warte jetzt auf Marie-Louise. Ich wünschte wirklich, ich hätte den Mut, mich ihr voll und ganz anzuvertrauen.
Immer noch 2. Januar 2003, abends.
Mit Marie-Louise habe ich mich vorhin super unterhalten, wie eigentlich immer.
Sie erzählte mir, was sie so alles erlebt hatte, und anders als vermutet war es mit ihrer kranken Freundin dann doch ganz witzig gewesen, sie hatte sie »aufmöbeln« können und der Jahreswechsel hatte ein paar richtig komische Anekdoten geliefert.
»… wir ’aben
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