BitterSueß
einmal doch telefonisch in Alphas Wohnung durchdrang, meldete sich eine fremde Frauenstimme.
»Ingeborg.«
»Janet. Kann ich mal mit Alpha sprechen?«
»Nein!«, giftete es da zurück.
»Und wieso nicht?«, fragte ich erzwungen ruhig, mit vor Wut und Enttäuschung hart klopfendem Herzen.
»Aus dem sehr einfachen Grunde, weil sie nicht mit dir sprechen will!« Und damit schmetterte diese Ingeborg den Hörer kurzerhand auf die Gabel – ich sah es direkt vor mir; immerhin kannte ich Alphas Gelegenheits-Wohnung und das vorsintflutliche Telefon, das sie benutzte.
Eine blasierte Ingeborg, aha. Ihre neue Flamme. Benutzt sie als Abwehrschirm, um ja kein Wort mit mir reden zu müssen. Was ein Scheiß. Und was kam als Nächstes? Dass sie mich auf der Straße schnitt?
Ich durfte wohl irgendwann etwas Anderes finden, um diese verfahrene Kiste zu bearbeiten. Immerhin bin ich Mitte 30, und Verluste schmerzen mehr, als das mit Anfang oder auch noch Mitte 20 der Fall gewesen ist. So kommt es mir jedenfalls vor.
Um den frischen Alpha-Schmerz zu betäuben, kam mir das zweite Treffen mit Phelan gerade recht. Ich trug diesmal ein graues Ministretchkleid aus Wolle, das meine kleinen Weihnachtspölsterchen gut verbarg. Hochhackige anthrazitfarbene Stiefeletten dazu.
Phelans anerkennende Blicke glitten wieder über meinen gesamten Körper, vom Kopf bis zum Fuß.
»Welcome again, meine kleine Füchsin«, sagte er, und wieder fühlte ich mich als die aparte Rothaarige mit grünen Augen und Traumfigur, die ich für ihn war. Meistens sah ich mich ziemlich realistisch; vielleicht nicht gerade unscheinbar, aber auch nicht so weit davon entfernt – man konnte mich durchaus als die blasse Frau mit unbestimmt zwischen Grau und Blau changierenden Augen betrachten, mit welligen Haaren, die irgendwie dunkelblond bis hellbraun schimmerten und nur manchmal diesen attraktiven Rotstich hatten. Meine Schwäche war Schokolade – ja ja ich weiß, wie furchtbar originell. Ich brauchte nur an Schokolade zu schnuppern, und schon hatte ich zwei Pfund mehr auf der Waage. Neeeeeee stimmt auch nicht, das Tagebuch soll ja so viel Wahrheit wie möglich enthalten. Das heißt, soviel Wahrheit, wie ich ertrage. Im Moment jedenfalls. Also, ich leide einfach am Gier-Syndrom. Wenn Schokolade im Haus ist, kann ich nicht aufhören, bis ich den letzten Riegel oder Brocken oder Streusel gegessen habe. Ich bin schon mal halb unter meinen Schrank gekrochen, um einen staubigen Smartie zu erwischen, das letzte Bisschen Schokolade, das im Haus war … und steckte dann eine entsetzliche halbe Minute unter dem Schrank fest.
Das zweite Treffen mit Phelan also. HALLO, denn dies ist ein Sextagebuch!
Irgendwie fand ich nicht den Dreh, mit Phelan über das zu reden, was in der Silvesternacht geschehen war. Ich meine, dass ich ein außergewöhnliches Erlebnis, einen besonderen Orgasmus gehabt hatte – für ihn schien die Nacht ganz im Normbereich abgelaufen zu sein.
Blöde Hemmungen, ich konnte sie einfach nicht überwinden. Nicht einmal mit einem Mann, der mein Bedürfnis nach phantasievoller Erotik befriedigt hatte wie keiner vor ihm.
Insgeheim wünschte ich mir MEHR von diesen … diesen wunderbar erregenden, diesen köstlichen Dingen, doch stattdessen bekam ich – weniger. Es wurde, im Grunde genommen, nur ein lauer Aufguss der Silvesternacht, so, als würde er mir die aufgewärmte Pizza jener Nacht noch einmal servieren.
Statt MEHR zu bekommen von so netten Dingen wie Eiswürfeln und dem Wartenbergrad, beschränkte Phelan das auf ein paar flüchtige Augenblicke, um mich dann – ich war diesmal noch nicht einmal gefesselt – herumzudrehen und von hinten in mich einzudringen, simpler Doggy Style, was ich fast schon wieder ein bisschen abtörnend fand.
Einzig und allein die Erinnerungen an die wunderbare erste Nacht mit ihm bescherten mir einen schwachen Schatten-Orgasmus; und ich half selbst ein bisschen nach, indem ich mir verstohlen meinen Finger in die Möse steckte und ihn die Klit umkreisen ließ, bis die Entspannung sich einstellte … denn bedauerlicherweise hatte ich diesmal die Hände ja frei!
Phelan lag schon längst befriedigt an meiner Seite, murmelte Lobesworte, halb auf Englisch, halb auf Deutsch; ich stand auf und die Enttäuschung tat dermaßen weh, dass ich ins Bad flüchtete.
Das war heftiger als mit Hassan oder anderen Fehlschlägen.
Und das Ätzendste: Es war ganz allein meine Schuld!
Ehrlich, ich gehöre nicht zu den Robin-Norwood-Frauen,
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