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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Dränen gelacht, ma chère, kannst du dir vorstellen!« Sie lachte noch in der Erinnerung daran und nahm dankbar den Ingwer-Honigtee, den ich gerade frisch aufgebrüht hatte.
    »Mhm … das Beste bei der Kälte«, meinte sie. »Aber nun zu dir: du ’ast ja schon was angedeutet, als ich anrief.« Sie schaute mich auf ihre direkte, intensiv interessierte Weise an. »Du warst also nit alleine an Silvester. Und er ’eißt – Phelan?«
    Ich nickte nur. Zu nah und frisch war mir noch das Erlebte.
    Wissend musterten mich ihre erfahrenen, lebendigen blauen Augen. »Mit ihm ist es für dich anders als mit ’assan?«
    »Oh ja«, rief ich, »und ob. Sieht man mir das wirklich an?«
    »Na klar«, erwiderte sie. »Deine Augen strahlen, sie funkeln, als ob du einen Schatz gefunden ’ättest. – Seht ihr euch wieder?«
    »Ja«, antwortete ich lächelnd. »Schon übermorgen.«
    Wieder beschlich mich das Gefühl, dass die weise Dame aus Frankreichs Süden so einiges von dem ahnte, was in mir vorging, ich aber noch nicht in Worte fassen konnte – jedenfalls nicht einem Menschen gegenüber. Hier im Tagebuch versuche ich es immerhin niederzuschreiben.
    Was genau war passiert, mit Phelan, in der Silvesternacht? Was hatte ich erlebt?
    Hmmm … mir schien, als hätte ich zum ersten Mal etwas von dem geschmeckt, wonach ich so hungrig suchte.
    Aber schon bald befielen mich wieder tantalusische Zweifel. Konnte es nicht sein, dass es mich einfach nur deshalb erregt hatte, weil es etwas NEUES gewesen war? Weil Phelan mich auf eine Art behandelt hatte, die ich noch nie erfahren hatte, die mir aber auch schnell wieder langweilig werden würde?
    Na, gut, dass du dich wieder mit ihm triffst, das ist die einzige Methode, um diese These zu überprüfen. Oder sagen wir die beste und rascheste!
    »Es kann auf jeden Fall doch sein, dass du auf sanfte Fesselspielchen stehst, Janet«, murmelte ich leise zu mir selbst.
    Ach ja? ICH glaube, diese ‚Nachricht über Janet‘ stand in einer etwas älteren Zeitung. In einer, die schon ganz vergilbt ist, Schätzchen. Sagte diese dunkelsamtige, neugeborene innere Stimme, die mich seit kurzem mit ihren Kommentaren erfreute.
    Und mir zugleich auch Angst machte.
    »Sanfte Fesselspielchen!«, wiederholte ich trotzig. »Da ist ja weiter nichts dabei, ist heute fast schon gang und gäbe.« Und in der Tat habe ich erst vor einer Woche einen Bericht gelesen, in dem stand, dass etwa 50% der Deutschen so etwas schon einmal ausprobiert hätten. Wahrscheinlich reiner Zufall, dass ich nicht schon vor Phelan auf einen Lover getroffen war, der solche Praktiken mit mir versuchen wollte!
    Der Australier war ansonsten sanft und respektvoll mit mir umgegangen. Nur ganz flüchtig dachte ich an das Wartenbergrad. (So hat er das spitze Ding genannt, als ich danach fragte). Filmsequenzen aus meinen Lieblingsmovies wirbelten durch meinen Kopf.
    Was wollte ich? Worum ging es?
    Oh, wie ich mich auf Samstag freute! Phelan wiedersehen, und endlich die Grenzen weiter verschieben, in jenes mir noch unbekannte Lustgebiet hinein, den weißen Fleck auf der Erotiklandkarte mit Farbe füllen – meine Wünsche, die endlich klarer ausgesprochen werden wollten, einem Partner gegenüber, der aufgeschlossen dafür war …
    Ein Strom von Bildern. Manche waren düster, andere unglaublich bunt, manche Kopffilme zeigten mir Szenarien, die allzu phantastisch waren …
    »In gewissen Kreisen nennt man es COVERN …«, echote Phelans weiche sonore Stimme durch meinen Geist.
    »Aber zu DENEN gehöre ich nicht, verflixt noch eins!«, sagte ich plötzlich ziemlich laut und mit Nachdruck, ohne genau benennen zu wollen – oder zu können – wen ich denn DAMIT überhaupt meinte.
5. Januar 2003
    Der Jahresanfang ist ja immer so’n Moment, um Bilanz zu ziehen, alte Schulden abzutragen und so … also, für mich auch.
    Ich hatte das Bedürfnis, noch einmal mit Alpha zu reden. Im Grunde genommen hatten wir uns doch überhaupt nicht ausgesprochen. Und gerade jetzt suchten mich bei dem Gedanken an sie Gefühle heim, als sei sie meine verlorene Geliebte. Verrückt! Na schön, immerhin hatte ich sie noch vor kurzer Zeit als meine engste Freundin bezeichnet. Es tat weh, überhaupt keine reale Verbindung mehr zu ihr zu haben und noch nicht mal ein klärendes Abschlusswort; wenigstens das stand mir doch zu.
    Aber meine Versuche liefen ins Leere. Sina, mit der ich ein Gespräch darüber anfing, winkte nur ab: »Sie will nichts mehr von dir wissen.«
    Und als ich

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