BitterSueß
mit Jungs …«
»Mhmm«, brummte er und schlang seinen Arm um mich.
»… also, was ich sagen will: Mir gefiel es, wenn es rau zuging und ich auch mal an einen Baum gebunden wurde – ich wollte immer das tapfere Indianermädchen sein, das alles Mögliche aushielt und niemals um Gnade bat.«
»Mhmmm«, murmelte er wieder.
Na also. Ich war richtig stolz darauf, meine Probleme im Bett und meine Wünsche so klar und so explizit deutlich benannt zu haben.
»Du verstehst doch, was ich damit meine? Was ich damit sagen will?«, setzte ich noch hinzu, um ganz sicher zu sein.
»Klar«, kam es von ihm, ein bisschen gedämpft, da er gerade sein Gesicht zwischen meinen Brüsten vergrub.
Gut, dass wir darüber geredet hatten.
25. Januar 2003
Wir haben es geschafft, Mensch, wir sind die Cat Warriors, und obendrein waren wir verdammt erfolgreich, man kann mit Fug und Recht von einem Happy End sprechen. Zwar, der Vogelfreund ist nicht etwa aufgetaucht und hat sich für sein Suchplakate-Abreißen entschuldigt und etwa unsere flammenden Argumente lammfromm in sich aufgesogen oder so. Aber mal im Ernst, damit hat ja auch niemand gerechnet.
Doch der Reihe nach. Es kamen eine ganze Menge Menschen, Nachbarn, die selbst Marie-Louise noch nie zuvor gesehen hatte – allein das war ein großer Erfolg. Phelan, der sich mit Marie-Louise super verstand, hielt eine wunderbare Rede auf dem Theaterpodest; mir wurde ganz warm vor Freude, als er meinen Zeitungstext lobte, und ich sah zu ihm auf, fand ihn anziehender denn je, ich glaube, ich dachte sogar so Sachen wie »Mein Held«; es war eine angenehme Stimmung, die verwaisten Katzenhalter und -halterinnen waren allesamt da, bekamen Solidaritätsbekundungen und wurden getröstet; es gab heißen Kakao, geröstete Maronen und Kuchen, ein bisschen hatte das Ganze etwas von einem Nachbarschaftsfest, was so in dieser Form und in diesem Umfang auch noch nie stattgefunden hatte, wie mir eine sehr aufgeräumte Marie-Louise erzählte; wenn der Vogelfreund unter uns war, dann blieb er unerkannt, oder vielleicht hatte er einen »Spion« geschickt.
»Nun, es gibt natürlisch immer Menschen, die ’art’erzig bleiben«, kommentierte Marie-Louise das. Es war so schon toll, dass Nachbarn, die fremd und stumm aneinander vorbeigelaufen waren, sich jetzt kennenlernten; mehr erwartete man kaum, und es hatte auch niemand die vermissten Katzen gesehen, keiner konnte sachdienliche Hinweise dazu geben, wie es so schön heißt …
Doch auf einmal geschah das »Wunder des Spargelspitzenviertels«. Eine ausländische Familie meldete sich zu Wort; durch einen Freund, der besser Deutsch sprach und den sie mitbrachten, hatten sie überhaupt erst begriffen, worum es hierbei ging, die rundlichen Eltern lachten immer wieder freundlich, doch dann wurde der Mann ernster und ließ durch den Deutsch sprechenden Freund übermitteln, dass ihm in letzter Zeit etwas aufgefallen sei.
Der Mann – aus Ostanatolien stammend – führte schließlich ein paar von uns Nachbarn geradewegs zu einer alten Frau, die fast allein in einem beinahe abbruchreifen, einzeln stehenden Mietshaus am Ende der Spargelspitzenstraße wohnte; er kam jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei, und ihm war das immer lauter werdende Tiergeschrei aufgefallen, das daraus drang.
Mit schlimmen Befürchtungen gingen wir zu dem Haus, schafften es auch, durch Klingeln und gutes Zureden, die misstrauische alte Dame dazu zu bringen, zwei von uns einzulassen.
Und siehe da – es war NICHT so schlimm wie befürchtet. Die vereinsamte Greisin entpuppte sich als sogenannter Tiermessie, sie sammelte zwanghaft Tiere, vor allem Katzen, mehr als siebzig (!) hausten in ihrer verwahrlosten 4-Zimmer-Wohnung, und unter diesen siebzig fanden sich auch Wichtel, Fibi und Mutziputzi!
Das glückliche Ende wurde gebührend gefeiert, und es knisterte wieder zwischen Phelan und mir, als wir uns in den Armen lagen.
Wir hatten aber beide gerade eine stressige berufliche Phase – ich mit der Horror-Erotik für Jason Schuster, der dringend auf meinen nächsten Roman wartete – Phelan mit einem Projekt, von dem er mir nichts Näheres mitteilte, und so haben wir uns schon mal für den 30. Januar verabredet.
Ich muss noch was ergänzen … fällt mir nicht gerade leicht. Diese innere Stimme, die mit der rauen, dunklen Färbung, hat sich kritisch zu Wort gemeldet. Nach dem Kinoabend, kurz vor dem Einschlafen, als ich eigentlich ganz zufrieden in meinem Bett lag.
Wieso hast du
Weitere Kostenlose Bücher