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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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mir rum for a while.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was denn? Hey komm, raus damit. Wenn ich eine Sache gelernt habe in dieser Nacht, dann, dass Geheimniskrämerei meistens Scheiße ist.«
    Er hob seinen gesenkten Blick. »Übermorgen gehe ich nach Österreich – auf Dauer. Man hat mir da eine super Stelle angeboten …«
    »Oh«, sagte ich. »Verstehe. Dann war das hier also unser Abschiedsfick.«
    Mein trockener Humor ließ ihn zuerst breit grinsen, dann lachte er laut heraus und ich stimmte ein – um der Wahrheit die Ehre zu geben, schmeckte ich schon etwas Bitteres bei dem Gedanken, so schnell von Phelan Abschied nehmen zu müssen. Ich hatte ihn herzlich gern und würde ihn vermissen; doch ein Glück, ein Glück: Verliebt war ich nicht in ihn.
    Seltsame Sache.
    Vielleicht gehöre ich wirklich zu den Perversen. So, jetzt hab ich‘s zum ersten Mal offen aufgeschrieben, ohne dass sich die Feder sträubt.
    Jedenfalls, um den Bogen zur Anfangsnotiz zu schlagen – aufgrund all dieser widerstreitenden Gefühle und der wechselhaften Stimmungen hab ich jetzt einfach den Wunsch, kräftig zu fluchen.
15. Februar 2003
    In der letzten Zeit ist nicht allzu viel passiert. Phelan ist abgereist und hat sich mit einer E-Mail gemeldet, Wien sei toll und auch Graz würde ihm supergut gefallen.
    Ach ja, ich hab meinen Hiwi-Job im Sprachinstitut gekündigt. Der ging mir sowas von auf die Nerven, immer bloß Transkriptionen, von früh bis spät, und wenn das anfangs noch halbwegs interessant gewesen war, das detaillierte Verschriften von Gesprächen, so hatte sich dieses Neue recht schnell abgenutzt. Ich hatte auch am Schluss den Eindruck bekommen, dass ich immer die ödesten Gespräche zugeschanzt bekam. Kann mich natürlich täuschen. Oder ich hatte mir das selbst zuzuschreiben, weil ich zuletzt nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht und keine rechte Begeisterung mehr gezeigt hatte.
    Vorlesungen besuche ich noch ab und zu, muss jedoch zugeben, dass mein Studium eher im Schneckentempo vorankriecht. Aber hauptsächlich schreibe ich, womit ich ein paar Kröten verdiene. Hin und wieder jedenfalls. Gut, dass ich meine Ersparnisse noch habe, auch wenn sie besorgniserregend schnell dahinschmelzen. Also, einstweilen hab ich keine Lust, mir darüber Sorgen zu machen … ich bin mir auf der Spur, und das ist viel wichtiger. Ich pirsche vorsichtig wie ein Jäger durch ein wildes Gelände, das mehr und mehr schärfere Konturen annimmt und sich mit Leben füllt.
    Konkret gesagt: Ich habe Phelans Rat befolgt und bin ins Internet gegangen. Eigentlich mochte ich das World Wide Web nicht übermäßig. Ich fand es verwirrend, es gab zu viele Reize, zu viele sich auftürmende Informationen, man konnte sich da drin verlieren wie in einem bodenlosen Daten-Ozean. Ich hatte schon Horror-Cyber-Geschichten gelesen (und selbst ein paar geschrieben), in denen genau das geschah.
    Jetzt jedoch war es anders, und so kam ich auch besser damit zurecht: Denn ich hatte ein konkretes Ziel. In den letzten Tagen bin ich jedesmal spätabends, wenn ich genug an den Texten für Jason geschrieben habe, auf die virtuelle Suche gegangen, ganz gespannt darauf, was mich wieder erwarten würde. Die User, die ich suchte, waren vor allem nachtaktiv.
    Wie Fledermäuse oder sonstiges lichtscheues Getier … Gute Güte, musst du das gleich so düster-bedrohlich-klischeehaft sehen!?, schalt ich mich direkt nach diesem Gedanken.
    Na ja, wieso es beschönigen. Ich tue mich noch immer schwer DAMIT.
    Doch je mehr ich eintauche in die Welt der »einschlägigen« Chats und Foren, desto mehr wird sich das legen. Hoffe ich.
    Ich hab sogar schon ein Lieblingsportal. Als ich umherstreifte, stieß ich zuerst auf den »Club der aktiven SadomasochistInnen« … brrrr … das schüchterte mich eher ein, ja, stieß mich fast ab. Dann geriet, noch schlimmer, geradezu abschreckend, eine Seite namens »Hard Core SM« in mein Blickfeld; hastig klickte ich weg.
    Wo ich eine Art vorläufiger »Heimat« gefunden habe: bei einem großen weitläufigen Portal namens PERVY.COM, das ich auf Anhieb niedlich fand. Ich meldete mich als »Astrid_Feinsilber« an, Vorliebe devot und masochistisch, Anfängerin, und ein Bild von mir gab ich nicht preis. Ich beschrieb mich jedoch so realistisch wie möglich, also machte mich nicht schlanker als ich war (im Winter hab ich nun mal meistens ein paar Pölsterchen am Bäuchlein, wieso das leugnen).
    Als nichtzahlendem Standardmitglied blieb mir erstmal der freie Chat als

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