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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Pestiziden verseucht?).
    Mit gerunzelter Stirn warf ich einen Blick auf die Wanduhr, die mir zeigte, dass seit Adams »Austreten« schon etwa 15 Minuten vergangen waren. So lange saß doch kein Mann auf dem Klo?!
    Herzanfall? Unsinn, dachte ich. Dann schon eher eins dieser Gerinnsel im Hirn, sowas soll ja sekundenschnell gehen.
    Eine SMS auf SEINEM Handy, die ihm mitteilte, dass seine Mutter gestorben war. Er hatte sich den Goldenen Schuss gesetzt. Oder was gab es sonst noch für Möglichkeiten …?
    Sollte ich mal nachschauen?
    Ich verspürte wenig Lust, ins Männerpissoir zu platzen und laut »ADAM!« zu schreien. Genervt trommelte ich mit den Fingerkuppen auf dem Tisch herum, studierte die Speisekarte, bis ich sie auswendig konnte (nebenbei fiel mir auf, dass Adam nichts am Stuhl zurückgelassen hatte), und dann kam ich auf den glorreichen Einfall, die Kellnerin zu fragen, ob es hier etwa auf dem Weg zum Klo einen Hinterausgang … also ob es überhaupt einen zweiten Ausgang gäbe. Bestimmt wurde ich feuerrot dabei.
    Die Bedienung stutzte, wollte dann schon verneinen, sagte aber auf einmal: »Oh, stimmt, gerade heute … weil eine neue Putzkolonne da ist, die macht hinten sauber, und da könnte es sein, dass die die hintere Tür offengelassen haben. Die ist sonst zu und es steht PRIVAT drauf.«
    Ich musste wohl nicht erklären, wieso ich diese komische Frage stellte – die junge Frau blickte mich mitleidig an. dann jedoch irrte ihr Blick besorgt zu unserem Tisch – na supi, dachte ich, jetzt kann ich SEINEN Latte auch noch bezahlen.
    Adam hatte also das Hasenpanier ergriffen. Hatte sich einfach spontan vom Acker gemacht. Ich war wohl nicht sein Typ gewesen, und die Frage nach dem Lieblingsfilm hatte ihm den Rest gegeben?
    Ich dachte, sowas passiert eigentlich nur im umgekehrten Falle. Die Kontaktportale und Erotik-Chats waren voll von Jammertiraden all der armen, sitzengelassenen Männer, die überhaupt nicht den allerblassesten Schimmer hatten, wieso frau einfach Fersengeld gab beim ersten Date.
    Na ja. Immerhin war diese peinliche Demütigung ziemlich RASCH gekommen, nicht etwa nachdem wir uns STUNDEN gut unterhalten hatten. Scheiß drauf, dachte ich säuerlich, musste aber schon zugeben, dass ich geknickt und verletzt war. Ein bisschen jedenfalls.
    Schnell nach Hause, Wunden lecken.
    Marie-Louise fand mich, als ich mich besorgt im Spiegel betrachtete – hatte ich mich irgendwie zu meinem Nachteil verändert? Schien mir nicht so, ich war immer noch schlank, die Haare glänzten. Die Augen im Moment nicht. Na, kein Wunder.
    Adam, der Arsch. Von einem einigermaßen sympathischen Mann, den ich bei PERVY.COM virtuell kennengelernt hatte, die Wandlung zum kleinen Feigling.
    »Was ’ast du denn, Jeanette?«, fragte mich Marie-Louise mitfühlend, und ohne eine Antwort abzuwarten, lud sie mich zu einem Glas Rotwein ein.
    »Gute Idee«, seufzte ich, »bin grad total durcheinander und irritiert. Sag mal, ich hab nicht irgendwie was Grünes im Gesicht oder wirke komisch oder habe eine bescheuerte Ausstrahlung, Marie-Louise?«
    »Mais non.« Sie schüttelte energisch den Kopf und legte den Arm um mich. »Komm vom Spiegel weg, ma chère. Was ich sehe, ist eine süße Submissive. C’est toi. Die Typen, die das nit erkennen, sind einfach stupide.«
    Beim gemeinsamen Wein-Kränzchen mit ausführlichem Gespräch von Frau zu Frau ging es mir schon bald besser, und Marie-Louise brachte mich schnell wieder zum Lachen.
    »Ein Glück, dass ich mich nicht in den verliebt habe«, lautete mein Stoßseufzer. »Weißt du, ich hab jetzt dreimal hintereinander Pech gehabt mit meinen Dates. Erst Rudi, dann Gernot und jetzt dieser idiotische Hasenfuß. Und so langsam …« Ich verstummte ein wenig verlegen.
    »Isch verste’e dich sehr gut, Jeanette. Du möchtest mal wieder Spaß ’aben, dich amüsieren. Männer! Sie sind so dumm, eine tolle Frau wie dich dsu treffen und so – stoffelig dsu sein!« Sie hob auf typisch gallische Weise die Handflächen gen Himmel und verdrehte die Augen. »Bestimmt sendet dir l’Universe bald eine Glückssträhne, warte nur ab. Verkrampf disch nit, sei locker. Take it easy, würde Phelan sagen.« Ach ja, Phelan … als sie ihn erwähnte, durchzuckte mich ein kleiner wehmütiger Stich. Aber der Gedanke an ihn machte mir auch wieder Mut. Er hatte mich toll gefunden und mit ihm hatte ich erste kleine SM-Erlebnisse gehabt, er hatte mich in die Randbezirke jener dunklen, schillernden Welt eingeführt.
    Ein

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