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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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vielleicht gerade WEGEN der Klarheit.
    Und seitdem weiß ich, was mich wirklich auf phantastische Weise verführt, ist das Reale.
    Wenn es die Wahrheit ist.
    Ich schmunzelte in mich hinein. Was diese Arkanya da schrieb, konnte ich zum Teil SEHR gut nachvollziehen. Sie hatte also auch eine Art Falk kennengelernt, so wie ich. Nur hatte es sie richtig tief verwundet. Bei diesem Gedanken verschwand mein Schmunzeln. Ein solcher Dom WAR verantwortungslos und verdiente es nicht, Dom genannt zu werden.
    Dass mir eine Dirty-Marty-Erfahrung zustoßen würde, hielt ich für eher unwahrscheinlich. Sagte ich mir fest. Und einen Meister G. wünschte ich mir eher nicht. Oder manchmal doch?
15. Juni 2003
    Gestern hatte ich Lampenfieber, obwohl das bestimmt unnötig war. Die Würze des Lebens, stöhn. Gestern war der Tag gekommen, an dem ich mich meiner hochgeschätzten Mitbewohnerin gegenüber, dem Herz und der Seele unserer WG, outen wollte. Sie ahnte schon eine Weile, dass ich ihr irgendein Geheimnis enthüllen würde, schließlich war sie alles andere als dumm.
    Sorgfältig legte ich mir schon mal die Worte zurecht, fragte mich angestrengt, wie ich ihr meine Neigung am besten erklären sollte. Wie erklärte ich sie mir eigentlich selbst mittlerweile? Hatte ich für mich denn schon die richtigen Worte gefunden? Selten erlebte ich ja mal einen Moment des Innehaltens zurzeit, da ich eher auf der Überholspur des Lebens unterwegs war. Mein Interviewer-Job, dazu Aufträge in Sachen Horror-und sonstiger Texte; ständiger Termindruck und meine Probleme beim Zeitmanagement sorgten für Tempo, Abwechslung, Action und … meine Sub-Seite endlich auszuleben, erhöhte die Geschwindigkeit noch – aber gleichzeitig die Intensität. Paradoxerweise.
    Also, ich muss Marie-Louise gegenüber ein bisschen ausholen, dachte ich. Es ist ja nicht so, werde ich ihr sagen, dass mir ganz normaler Sex … Blümchen- oder Vanillasex keinen Spaß machen würde. Nein, keineswegs. Nicht dass du sowas denkst. Ich MAG es, gefickt zu werden, ich blase gern, und Streicheleinheiten überall liebe ich. Und doch …weißt du, Marie-Louise, ich habe immer geglaubt, es müsse noch MEHR geben. Mehr als knisternde Entladungen und sanfte Entspannung. Ich empfand Sex – für mich, wohlgemerkt – als ein bisschen fade. Wie eine gut gemeinte Suppe mit gesundem Gemüse drin, aber nicht allen Ingredienzien. Etwas war bei der Zubereitung vergessen worden, und zwar GEWÜRZE.
    So war es für mich immer gewesen, und auch wenn ich es schön und befriedigend fand, mit einem Mann zu schlafen, so langweilte ich mich doch insgeheim immer ein wenig und pflegte an meine Kontoauszüge oder den nächsten Einkauf zu denken.
    Verstehst du, Marie-Louise? Wir waren nicht in einer Welt zusammen, der jeweilige Liebhaber und ich, obwohl gerade das doch Sinn der Sache sein sollte, und außerdem …
    Ich wollte meine Gedanken hierzu noch weiter entrollen – und es hilft mir ja immer, sie niederzuschreiben; doch in diesem wichtigen Moment hörte ich die enervierende Steffi, unsere »endsückende« Mitbewohnerin, mal wieder brüllen; diesmal aus der Küche, und es kam mir so vor, als kreischte sie unsere beiden Namen, meinen und den von Marie-Louise.
    Automatisch warf ich einen Blick zum Katzenkorb und sah Ivory, der soeben irritiert ob des Geschreis seinen weißpelzigen Kopf herausstreckte, dann aber gleichgültig gähnte und seine Augen zu blauen Schlitzen zusammenkniff. Meistens verschmähte er diesen für ihn bestimmten Schlafplatz ja, grad im Moment hatte er aber eine Korb-Phase. Hm, er war diesmal also eindeutig nicht der Grund, weswegen Steffi durchdrehte, und er hatte sich auch schon seit einer Weile nicht mehr außerhalb meines Zimmers herumgetrieben.
    Mit einem irgendwie mulmigen Gefühl machte ich mich auf den Weg zu unserer Küche, und plötzlich kam mir eine – mehr als unangenehme – Idee!
    »Ach du Scheiße«, dachte ich, »die Tüte! Ich hab die Tüte aus Versehen auf dem Küchentisch gelassen. Wenn Steffi da reingeschaut hat …!«
    Ich war heute shoppen gewesen. Aber NICHT in einem Kaufhaus oder so.
    Nur eine Minute später wurde mein Verdacht zur Gewissheit. Steffi stand da, die verkörperte selbstgerechte Empörung, hatte den Inhalt meiner Tüte ausgekippt, so dass die Sachen auf der Tischplatte rumflogen, und als sie mich sah, fing sie direkt wieder an zu schreien (bei der Göttin, dachte ich, und DIESE Frau studiert Theologie. Das beißt sich doch regelrecht!)
    Wenn

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