Bittersueße Liebe
auf. Amanda schniefte zwar, aber dann drehte sie den Kopf zu der Beamtin.
„Eigentlich sollte ich schon schlafen, aber ich hab Papa heimlich sein Handy geklaut und damit gespielt. Dann hat es an der Tür geklingelt und auf einmal war da unten ganz viel Lärm. Dann wollte ich gucken, was da los ist. Aber als ich auf der Treppe stand, war da ein Mann und der hatte eine Pistole, mit der hat er auf mich gezielt. Ich hatte ganz doll Angst, weil ich Mama nicht sehen konnte! Dann hat mich der Mann ganz komisch angeguckt und dann hat er gesagt, ich soll in mein Zimmer gehen und nicht wieder rauskommen. Erst hab ich mich dann ganz lange unter dem Bett versteckt. Aber es war so still, da hab ich dann die Polizei angerufen. Papa bist du mir jetzt böse? Und wo ist Mama? Kommt Mama nicht mehr wieder?“, erzählte sie.
„Ich bin dir doch nicht böse. Das hast du sehr gut gemacht!“, lobte Mark sein kleines Mädchen.
„Kassandra, wo ist meine Mama? Warum antwortet Papa mir nicht?“ Kassandra ging zu ihr und strich ihr über den Rücken.
„Deine Mama ist jetzt im Traumland. Du brauchst aber nicht traurig zu sein, das Traumland ist nämlich total cool. Da kann man alles machen, was man will!“, erklärte sie. Mark schaute sie dankbar an. Er hätte nicht gewusst, was er der Kleinen hätte antworten sollen.
Epilog
Inzwischen waren neun Monate seit Sarahs Tod vergangen. Die Polizei hatte schnell die Identität des Mörders klären können; er war 21 Jahre alt, sein Name war Ben Schwarz. Er war es auch, der hinter dem Nicknamen „Sternen Tänzer“ stand. In seiner Wohnung, in der er alleine gelebt hatte, hatte die Polizei eine ganze Wand voller Fotos gefunden. Unter den Fotos stand ein kleiner Altar, auf dem Bens Tagebuch und die beiden von Kassandra signierten Bücher lagen. Das zentrale Foto war das Bild, das auch in Kassandras Büchern von ihr abgedruckt war. Die Fotos drum herum aber waren selbst geschossen. Von ihrer Ankunft an hatte er ihr nachgestellt. Jeden einzelnen ihrer Schritte hatte er verfolgt und dokumentiert. In seinem Tagebuch stand, dass er nach der Diskussion zwischen Mark und Kassandra in der Bar einen der anderen Gäste ausgefragt hatte. Als Kassandra dann auf ihrer Facebook-Page schrieb, dass es nicht zu einer Beziehung kommen konnte, weil Mark verheiratet war, hatte Ben den Plan gefasst, seiner „geliebten Kassandra“ zu helfen. Auch wenn er sie nicht haben könnte, so wollte er durch diese Tat zumindest für immer in ihrem Kopf sein. Als Ankündigung dafür hatte er ihr die tote Ratte mit der Notiz geschickt. Dann hatte er Mark ausspioniert, und war Sarah mit seinem Wagen gefolgt. Anschließend hatte er ihr Sand in den Tank gekippt. Dadurch, dass er ihr hinterher helfen konnte, hatte er es geschafft, nicht bedrohlich auf sie zu wirken. Deshalb hatte sie ihm auch sorglos die Tür geöffnet. Warum er Amanda nicht getötet hatte, darauf konnte die Polizei ihr keine Antwort geben. Laut Tagebuch sollten beide sterben. Er schien wohl in letzter Sekunde Mitleid mit der Kleinen gehabt zu haben. Oder er war einfach nicht eiskalt genug, ein Kind zu töten. Amanda ging es inzwischen wieder richtig gut. Sie war zwar ab und zu traurig, dass ihre Mama nicht mehr da war, aber das wahre Ausmaß des Schreckens hatte sie nicht gesehen.
Kassandra stand vorm Spiegel und rückte ihre Ohrclips zurecht. Mark trat von hinten an sie heran, küsste ihren Hals und legte ihr dann eine Kette um. Sie war golden, ein kleines Herz mit einem Diamanten hing daran. Sie strahlte. Heute war die Premiere von „Illona – Chronik einer Göttin“. „The Show must go on“, hatte Mark gesagt, als die Crew sich nach ein paar Tagen wieder getroffen hatte. Auch wenn bei einigen von ihnen der Schock noch ziemlich tief saß, sie hatten ihm zugestimmt. Wie verrückt hatten sie am Filmprojekt gearbeitet, Tag und Nacht. Sie alle waren sich sicher, der Film würde ein absoluter Blockbuster werden. Nicht zuletzt durch den Presserummel, der dadurch entstanden war, dass Mark und Kassandra doch noch als Paar in die Öffentlichkeit getreten waren. Tage-, vereinzelt sogar wochenlang hatten sie die Titelblätter der Klatschpresse geziert. Die Öffentlichkeit hatte zunächst entsetzt reagiert, aber damit hatten die beiden ja schon gerechnet. Kassandra schaute Mark liebevoll an, dann ging sie nach oben zu Amanda.
„Schlaf schön, Prinzessin!“, sagte sie. Auch Mark verabschiedete sich liebevoll von seiner Tochter. Sylvia passte, solange
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