Bittersueße Liebe
ihn verraten. Zum Glück hatte er nicht hergesehen, sondern sich grade mit einem jungen blonden Mann unterhalten. Erst als Kassandra sich auf das Podest setzte und ihr Mikro antippte, um zu schauen, ob es funktionierte, beendete er das Gespräch und schaute zu ihr.
Kassandra las und las, die Menge hörte ihr schweigend und gespannt zu. Sie machte nach jedem Kapitel eine Pause, in der sie Fragen ihrer Zuhörer beantwortete. Am meisten interessierte die Leute, wie sie auf diese Idee gekommen war. Oder ob es Vorbilder für die Charaktere gab. Bevor sie diese beiden Fragen beantwortete, las sie noch bis zum vierten Kapitel.
Danach erzählte sie, dass sie diese Geschichte nach und nach in ihren Träumen gesehen hatte. Alles war rein ihrer Fantasie entsprungen. Als sie die Geschichte zu Ende geträumt hatte, fing sie an sie aufzuschreiben. Das hatte fast ein Jahr gedauert, denn die Träume kamen wieder und die Szenen wurden umfangreicher. Als sie endlich mit der Geschichte zufrieden war, hatte sie das Manuskript mehreren Verlagen angeboten. Gleich 3 wollten es veröffentlichen. An dieser Stelle erwähnte sie noch dankend Sylvia, ihre Managerin und beste Freundin. Ohne sie hätte sie gar nicht erst den Mut gehabt, die Geschichte überhaupt zu verkaufen. Auch den Verlag hatte sie mit ausgesucht. Die Gerüchte, dass jemand die Filmrechte gekauft hatte, bestätigte Kassandra verriet aber nicht, wer es war. Obwohl ihre Fans sie schon fast anbettelten, schwieg sie. Sie hatte schon eine Strategie in ihrem Kopf, wie sie diese Info unter die Leute bringen würde. Sie würde versuchen Mark davon zu überzeugen, sich doch endlich eine eigene Fanpage im Internet zu gestalten. Natürlich würde sie ihm dabei tatkräftig zur Seite stehen. Sie beide, nah beieinander. Kassandra - natürlich in ihren neuen Klamotten, nach Passionsblumen duftend. Selbstverständlich würde sie ihn nicht anbaggern, immerhin hielt er sie für vernünftig. Er mochte keine billigen Flittchen, also würde sie sich nicht wie eins verhalten.
Während sie so vor sich hinträumte, fühlte sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken zuckte sie zusammen und schaute hinter sich. Es war Mark, der hinter ihr stand.
„Das war echt gut! Stimmt die Traumgeschichte, oder war das nur so dahergesagt, damit sich das Ganze besser anhört?“, fragte er leise.
„Oh, die Geschichte stimmt wirklich. Freut mich, wenn dir die Lesung gefallen hat“, antwortete sie lächelnd. Er lächelte zurück.
„Wenn du möchtest, kannst du einen Erzähler ins Drehbuch einbauen. Du kannst so schillernd erzählen, ich würde den Part des Erzählers für dich reservieren. Nur wenn du willst, natürlich“, schlug er vor.
Kassandra strahlte. Wenn das mal kein gutes Angebot war! Für das Intro wäre ein Erzähler auf jeden Fall sinnvoll.
„Deine Managerin schaut mich böse an“, bemerkte Mark, mit einem Blick auf Sylvia. Diese starrte ihn tatsächlich ziemlich böse an, mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Oh, du musst sie entschuldigen. Sie ist ein bisschen Sauer, das ich das mit dem Drehbuch einfach ohne sie beschlossen habe. Sie fährt auch morgen zurück nach Hamburg, sie hat noch andere Sachen zu klären“, schwindelte Kassandra.
„Naja, wir sehen uns ja heute Abend. Ich war nur gespannt, wie deine Erzählkünste sind“, sagte Mark, zwinkerte ihr zu und ging dann.
„Kessi, ist nicht dein Ernst?“, fragte Sylvia, als Kassandra in ihren neuen Klamotten aus dem Badezimmer trat. Sie trug das eng anliegende Minikleid mit dem Reißverschluss, eine blickdichte schwarze Leggings und rote, kniehohe Stiefel. Ihre Haare hatte sie zu Locken gedreht, ihre alte Sonnebrille durch ein schmaleres Modell mit getönten Gläsern ersetzt. Eine nach Passionsblume duftende Wolke umgab sie.
„Warum? Ich finde, ich sollte mal etwas an meinem Gammelimage ändern. Durch das Drehbuch und die Sprecherrolle werde ich Interviews führen müssen und auf Promipartys abhängen. Langsam sind Jeans und Hemd nicht mehr angesagt, finde ich“, erklärte sie.
„Glaubst du eigentlich selber, was du da erzählst? Du willst doch nur Mark beeindrucken. Schon vergessen, dass er verheiratet ist? Das kann einfach nicht dein Ernst sein! Für so eine dämliche Schwärmerei ignorierst du einfachste, gesellschaftliche Grundlagen, wie Pfoten weg von verheirateten Männern? Was kommt als Nächstes, Drogen? Reiß dich gefälligst wieder zusammen!“, entgegnete Sylvia wütend.
So kannte sie ihre
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