Bittersueße Sehnsucht
bis ich darin laufen kann”, sagte Dixie, als sie zehn Minuten später das Wohnzimmer betrat. Prompt stolperte sie und musste sich am Türknauf festhalten.
Cesar, der gerade ein Kelchglas an die Lippen führte, verharrte mitten in der Bewegung, und auch sie erstarrte. Er trug einen perfekt sitzenden weißen Smoking, der seinen dunklen Teint und sein schwarzes Haar noch exotischer erscheinen ließ und sah geradezu umwerfend aus.
Aus irgendeinem Grund betrachtete er sie genauso fasziniert, und ihr wurde plötzlich ganz heiß. “Dauert es lange? Ich möchte Scott nicht verpassen”, sagte sie daher.
“Dio mio … Er wird Sie bestimmt nicht vermissen.” Mit funkelnden Augen musterte er sie von Kopf bis Fuß. “Diese dämliche Tante!” fluchte er. “Sie sehen wie ein hirnloses Püppchen aus. Der Ausschnitt ist zu groß und der Rock zu kurz.”
Bestürzt und überrascht zugleich, erwiderte sie seinen Blick.
“Der Rock endet nicht einmal zehn Zentimeter über dem Knie und…”
“Er ist für Jasper völlig ungeeignet… und noch ungeeigneter zum Geschirrspülen bei Scott”, fügte er scharf hinzu.
“Ich wollte, dass er meinen neuen Look sieht.” Ihr war klar, dass sie wie ein enttäuschtes Kind aussehen musste.
Cesar zog eine Augenbraue hoch, und Dixie spürte, wie sie errötete.
Plötzlich war sie ihrer Illusionen beraubt, dass Scott einen Blick auf sie werfen und seine Liebe zu ihr entdecken würde.
Sie würde ihr übliches Outfit anziehen und sich abschminken.
Im Grunde war sie Cesar dankbar, denn Scott sollte nicht merken, dass sie versuchte, ihn auf sich aufmerksam zu machen.
Schließlich konnte es das Ende ihrer Freundschaft bedeuten und ihn ein für alle Mal verschrecken.
“Gleich kommt ein Juwelier, der uns eine Auswahl von Verlobungsringen zeigen wird.”
“Oh…”
“Sie können sich etwas aussuchen und es behalten”, meinte Cesar beiläufig.
“Nein. Wenn ich mal einen richtigen Verlobungsring bekomme, soll es mein erster sein. Deswegen werde ich diesen als Leihgabe betrachten.”
Als der Juwelier wenige Minuten später eintraf, saß Dixie befangen auf dem Sofa. Sie wünschte, sie hätte noch Zeit gehabt, sich umzuziehen. Cesar war ein Mann von Welt, und wenn er der Meinung war, dass sie zu viel Haut zeigte, dann stimmte es auch. Es war ihr peinlich, dass sie es nicht selbst gemerkt hatte. Andererseits liefen sehr viele junge Frauen so herum.
Doch sie hatte ihre Jacke zugeknöpft und zupfte ständig an ihrem Rock.
“Suchen Sie sich etwas aus”, forderte Cesar sie auf und brach damit das angespannte Schweigen.
“Diamanten sind sehr kalt”, sagte Dixie und seufzte. “Perlen und Opale bringen Unglück. Grün soll auch Unglück bringen.
Über Rubine habe ich nichts dergleichen gehört, aber …”
“Dann nehmen Sie einen Rubin.”
Der Juwelier, der mit gesenktem Kopf dasaß, zeigte ihr schnell das entsprechende Auslagekästchen.
“Rubine sind ein Symbol für leidenschaftliche Liebe”, beendete sie den Satz. “Ein Diamant wäre wohl besser.”
Cesar atmete tief durch und wählte dann den Ring mit dem größten Diamanten aus. “Wir nehmen diesen hier.”
Der Stein war überdimensional und wirkte daher wie eine Imitation. Dixie war erleichtert, dass er ihr nicht gefiel, denn auf diese Weise blieb das Unpersönliche gewahrt.
Gleich nachdem der Juwelier ihre Ringgröße ermittelt hatte, sprang sie auf. “Kann ich jetzt gehen?”
“Ich möchte Sie nicht aufhalten”, erwiderte Cesar scharf.
Dreißig Minuten später klingelte Dixie bei Scott und war völlig entgeistert, als ihr ein Mann öffnete, den sie nicht kannte.
“Wollen Sie zu Scott?” erkundigte er sich freundlich.
Sie nickte.
“Ich bin ein Kollege von ihm … Er hat mir seine Wohnung überlassen, solange er in New York ist.”
“New York?” wiederholte sie entgeistert.
“Man hat ihm das Projekt gestern angeboten, und er wollte sich die Chance natürlich nicht entgehen lassen. Heute Morgen ist er geflogen.”
Dixie war schockiert. “Und wie lange bleibt er weg?”
“Ein paar Monate, schätze ich.”
4. KAPITEL
“Mr. Valverde wartet auf Sie”, informierte Fisher Dixie.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie Spike in sein Körbchen setzte.
“Die Köchin wird Spike jeden Tag in die Küche bringen”, erklärte Fisher freundlich. “Wir werden ihn nach Strich und Faden verwöhnen.”
Sie nickte schweigend und blickte zum Aquarium auf der Kommode. Cesar schwamm an einem Ende, seine
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