Bittersueße Sehnsucht
sich dessen bewusst zu sein, klammerte sie sich an ihn und schob ebenfalls die Hand in sein Haar.
Er fühlte sich so gut an, dass sie sich ganz in den köstlichen Gefühlen verlieren wollte, die er in ihr weckte. Sie war wie elektrisiert und sich ihres ganzen Körpers bewusst.
Plötzlich löste Cesar sich von ihr und legte ihr die Hände auf die Arme, um sie von sich zu schieben. Dixie öffnete die Augen, blinzelte und betrachtete dann sein markantes Gesicht. Sie spürte, dass er wütend auf sie war, und die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt.
“Habe ich das auch falsch gemacht?” fragte Dixie, während sie zu begreifen versuchte, dass Cesar Valverde sie tatsächlich geküsst hatte.
Er senkte die Lider und ließ sie los.
“Das haben Sie nur getan, weil ich in Panik geraten bin.” Sie erschauerte und wandte sich ab.
“Selbst Jasper wird von einem verlobten Paar erwarten, dass es sich ab und zu küsst”, erwiderte er ausdruckslos.
Dixie schluckte mühsam. Sie hatte angenommen, Jasper würde zutiefst schockiert sein, wenn Cesar und sie sich in seiner Gegenwart leidenschaftlich küssten. Leidenschaftlich? Nein, nicht für Cesar, entschied sie, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Für Cesar war es nur ein harmloser Kuss gewesen, und vermutlich hatte sie ihn beleidigt, indem sie sich ihm an den Hals geworfen hatte, als wären sie Romeo und Julia.
“Sie glauben, ich hätte den Kuss zu sehr genossen.” Obwohl Dixie sich schämte, wollte sie klare Verhältnisse schaffen. “Sie haben mich überrascht … Mit Ihrer Erfahrung sind Sie an derart heftige Reaktionen wahrscheinlich gewöhnt, aber für mich war es vielmehr ein Experiment…”
“Das ist wohl eines dieser tiefgründigen Gespräche, die man besser verschiebt.”
Unvermittelt drehte sie sich wieder zu ihm um. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. “Sie verstehen gar nichts. Wenn Sie solche Gefühle in mir wecken können, kann ich es gar nicht abwarten, herauszufinden, welche Gefühle Scott in mir weckt.”
Cesar schwieg und betrachtete sie mit unergründlicher Miene.
Als sie es nicht länger ertragen konnte, sagte sie: “Ich wollte Ihnen nur zu verstehen geben, dass ich mich nicht zu Ihnen hingezogen fühle oder so etwas in der Art … Ich meine, ich könnte mich nie zu Ihnen hingezogen fühlen. Sie sind so … so
…” Sie verstummte verlegen.
“So …was?” Sein Lächeln war ausgesprochen furchteinflößend.
Ein eisiger Schauer überlief ihren Rücken, und sie schluckte.
“So … so weit von mir entfernt…”
“Das wollten Sie eben nicht sagen.”
“Ich wäre beinah wieder zu persönlich geworden”, wich sie aus.
“So was, Dixie?”
Wie gebannt erwiderte sie seinen Blick. “So kühl, so ichbezogen, so unmenschlich …”
“Und Sie sind so erfrischend ehrlich”, meinte er leise.
Ihr stockte der Atem, doch im nächsten Moment kam die Stewardess zu ihnen und brach den Bann. “Der Kapitän lässt fragen, ob Miss Robinson sich das Cockpit ansehen möchte, Sir.”
Cesar lehnte den Kopf zurück. “Miss Robinson wäre sicher entzückt. Fassen Sie nichts an, Dixie … und stolpern Sie nicht.”
Die Stewardess kicherte.
Dixie errötete, als sie aufstand, denn ihr war klar, dass es kein Witz gewesen war.
Als Dixie in Malaga aus dem Flugzeug stieg, war sie alles andere als optimistisch gestimmt.
Bisher hatte sie jeden Gedanken an die bevorstehende Inszenierung verdrängt, sondern sich lediglich darauf gefreut, dass sie Jasper wieder sehen würde. Sie mochte ihn sehr und wollte nicht wahrhaben, dass er ernsthaft krank sein könnte.
Nun, da sie hinter Cesar durch das Flughafengebäude ging, wurde ihr zum ersten Mal richtig bewusst, dass sie bei einer Täuschung mitmachen würde, die gegen all ihre Grundsätze verstieß. Sie war in einer verzweifelten Lage gewesen, als Cesar mit dem Vorschlag herangetreten war. Ohnehin krank vor Sorge wegen Petras Schulden und erschöpft von der Doppelbelastung durch zwei Jobs, war sie am Boden zerstört gewesen, als sie von Jaspers Gesundheitszustand erfahren hatte.
Und als sie an dem Abend in seinem Ferrari gesessen hatte, hatte Cesar versichert, Jasper würde überglücklich sein. Aus seinem Mund hatte alles ganz harmlos geklungen. Er hatte ihr sogar das Gefühl vermittelt, dass es egoistisch und gefühllos wäre, Nein zu sagen.
Jetzt allerdings verspürte sie heftige Schuldgefühle bei der Vorstellung, einen so ehrlichen und vertrauensvollen Mann wie Jasper zu belügen. In letzter
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