Bittersueße Sehnsucht
auf. “Ich habe keine eindeutigen Signale ausgesandt”, protestierte sie.
“Ich habe gelesen … Du hast dich einfach auf mich gestürzt.”
Cesar, der jetzt wieder aus dem Ankleidezimmer kam und gerade dabei war, ein Hemd anzuziehen, warf ihr einen herausfordernden Blick zu. “Du hast es gewollt.”
“Ich mag dich ja nicht einmal”, konterte sie.
“Ach nein? Wider besseres Wissen fühle ich mich sehr stark zu dir hingezogen”, gestand er mit versteinerter Miene. “Es geht mir wirklich auf die Nerven, aber im Gegensatz zu dir bin ich wenigstens ehrlich und erzähle nicht ständig allen Leuten, wie sehr ich jemand anders liebe!”
Benommen betrachtete sie ihn. Er fühlte sich zu ihr hingezogen? Seit wann? Sie spürte, wie sie errötete. “Du fühlst dich zu mir hingezogen?” wiederholte sie.
“Es ist Begierde, Dixie … nackte Begierde”, bekräftigte er.
“Ein Problem, auf das wir getrost verzichten können - und das werden wir auch.” Seine dunklen Augen funkelten kalt.
Beschämt neigte Dixie den Kopf, zog die Knie an und legte die Arme darum. Sie hatte ihn verstanden. Es war lediglich sexuelle Anziehungskraft, und Cesar war erleichtert, dass Jasper sie unterbrochen hatte.
Sie war wütend und traurig zugleich und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Cesar hatte bereits das Zimmer verlassen, als ihr in den Sinn kam, dass sie ebenfalls nach unten gehen und Jasper begrüßen sollte. Jasper war peinlich berührt gewesen, und das war ihre Schuld. Sie hätte darauf bestehen sollen, in getrennten Zimmern zu schlafen. Und jetzt war es ihre Pflicht, ihn zusammen mit Cesar zu beruhigen.
Während Dixie einen Morgenmantel überzog, dachte sie wütend an Scott. Sie kannte ihn so gut - seine Stärken und seine Schwächen. Und sie wusste, dass er sie als gute Freundin mochte und respektierte. Obwohl er hart an seinem Image als weltgewandter Großstadtmensch arbeitete, war er im Grunde seines Herzens ein Junge vom Lande mit einer Vorliebe für Hausmannskost. Er war immer fröhlich und ausgeglichen. Und sie liebte ihn, ja, das tat sie. Gleich bei ihrer ersten Begegnung hatte sie gewusst, dass er der Richtige für sie war. Endlich sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge, wenn auch ein wenig undeutlich, und sie atmete erleichtert auf.
Cesar hatte Recht, redete sie sich ein, während sie sich kämmte. Was sie empfand, wenn sie ihn ansah, war nichts als Begierde. Und sein umwerfendes Aussehen und sein Sex-Appeal waren alles, was für ihn sprach. Er manipulierte andere, war ungeduldig, aufbrausend, sarkastisch, kritisch und kühl -
außer im Schlafzimmer.
Zufrieden ob dieser Erkenntnis, verließ Dixie das Zimmer.
Cesar ist so ungeduldig, weil er perfektionistisch ist, überlegte sie. Und er war sarkastisch und kritisch, weil er viel klüger war als die meisten Menschen. Sein vieles Geld und seine Macht hatten ihn verdorben, doch daraus konnte man ihm im Grunde keinen Vorwurf machen. Dass er kühl war, resultierte aus seiner unglücklichen Kindheit, und er mochte Jasper sehr.
Jaspers unverhohlene Missbilligung hatte ihn tief getroffen.
In der Eingangshalle folgte Dixie dem Klang von Stimmen, bis sie vor einer angelehnten Tür stand. Sie wollte gerade anklopfen, als sie Jasper in einem ungewohnt grimmigen Tonfall reden hörte.
“Du hast meiner armen Dixie also einen Ring an den Finger gesteckt, um sie zu verführen”, sagte er ärgerlich. “Sie verstößt gegen ihre Grundsätze und vertraut darauf, dass du sie irgendwann heiratest. Aber ich bin da nicht so zuversichtlich, Cesar.”
“Dio, ich…”
“Du hast mir gesagt, dass du mit ihr verlobt bist, aber von Liebe ist nicht die Rede”, fiel Jasper ihm ins Wort. “Und du hast mir auch nicht gesagt, wann die vermeintliche Hochzeit stattfinden soll.”
“Wir haben uns gerade erst verlobt”, betonte Cesar. Es klang ein wenig verzweifelt, was völlig untypisch für ihn war.
“Du hast endlich eine Frau kennen gelernt, die deinen lockeren Lebenswandel nicht teilen wollte. Und da du hartnäckig bist, hast du ihr einen Verlobungsring geboten. In einigen Monaten, wenn du das Interesse an Dixie verloren hast, wirst du sie wieder aus deinem Leben verbannen, ohne Rücksicht darauf, welchen Schaden du angerichtet hast.”
“Accidenti! Es ist überhaupt nicht so, wie du denkst…”
“Ich kenne dich, und ich kenne Dixie”, widersprach Jasper.
“Wahrscheinlich ist sie hoffnungslos in dich verliebt - ich hätte es kommen sehen müssen. Sie schreibt
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