Bittersueße Sehnsucht
reinkommen können …” Sie verstummte, als sie den gequälten Ausdruck in seinen Augen sah. “Hatte Dr.
Arribas schlechte Neuigkeiten?”
“Nein.” Er wandte den Blick ab. “Die Prognose ist sogar sehr gut. Jasper hätte mir sagen können, dass er ein schwaches Herz hat, aber es war wohl ein bisschen übertrieben. Anscheinend hatte er nur große Angst vor einer Operation.”
“Das verstehe ich. Schließlich war er noch nie im Krankenhaus.”
“Als Eduardo ihm letztes Jahr seine Diagnose mitgeteilt hat, hat Jasper eine Operation abgelehnt und ihn gebeten, mir nichts zu sagen.” Cesar wich einige Schritte zurück. Er hatte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt und wirkte sehr angespannt. “Jasper wusste, dass ich ihn zu einer Operation drängen würde …”
“Natürlich hättest du das getan. Es ist ja auch das Vernünftigste.”
“Er hatte Angst, ich würde ihn unter Druck setzen”, brachte er hervor.
“Mittlerweile hat Jasper eingesehen, dass er sich operieren lassen muss”, tröstete sie ihn.
“Aber wenn ich nicht gewesen wäre, hätte er den Herzanfall heute Abend nicht gehabt!” erklärte er voller Selbstverachtung.
“Madre di Dio … Ich hätte ihn beinah umgebracht!”
Sein heftiger Gefühlsausbruch bestürzte Dixie. “Das stimmt nicht, Cesar. Dr. Arribas hat selbst gesagt, es hätte jederzeit passieren können …”
“Red doch keinen Unsinn! Ich habe noch nie erlebt, dass Jasper sich über etwas so aufgeregt hat wie heute Abend. Und was war der Grund dafür? Ich!”
Cesar wandte sich ab und ging weg. Gequält blickte sie ihm nach und schluckte mühsam. Normalerweise hätte sie niemanden in diesem Zustand gehen lassen, ohne ihn zu trösten, doch sie widerstand der Versuchung, ihm zu folgen.
Cesar, der sonst nie Gefühle zeigte, hatte sich gerade schwere Selbstvorwürfe gemacht. Es konnte gut sein, dass er es später als vorübergehende Schwäche verurteilte und sich über sich selbst ärgerte. Er war sehr verschlossen und mochte es nicht, wenn sie zu persönlich wurde. Plötzlich war sie wütend darüber, dass sie nicht an ihn herankam.
Cesar war fest davon überzeugt gewesen, dass Jasper über ihre vermeintliche Verlobung entzückt sein würde. Und dann war alles schief gegangen. Jasper war entsetzt gewesen und hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihm überhaupt nicht vertraute. Das musste wiederum ein Schock für Cesar gewesen sein. Und zu allem Überfluss war Jasper noch in seiner Gegenwart zusammengebrochen.
Dixie ging wieder in Jaspers Zimmer und setzte sich an sein Bett. Gegen drei Uhr morgens kam Ermina herein, um sie abzulösen.
Daraufhin kehrte Dixie in Cesars Schlafzimmer zurück und ging dort nervös auf und ab, während sie sich besorgt fragte, wo Cesar stecken mochte.
Schließlich ging sie nach unten. In dem eleganten Wohnzimmer, in dem er die Auseinandersetzung mit Jasper gehabt hatte, brannte noch Licht, und sie öffnete die Tür. Er saß in einem Sessel und hatte offenbar getrunken, denn auf dem Couchtisch stand ein halb leeres Brandyglas, und er hatte ein Glas in der Hand.
“Dio … Die Frau, die mit allen gut Freund ist”, sagte er undeutlich.
Trotzdem verspürte sie Mitgefühl mit ihm und hätte ihm am liebsten gesagt, dass er selbst sein größter Feind sei. Er wurde mit dem, was an diesem Abend vorgefallen war, einfach nicht fertig und versuchte, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken.
Das hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
“Du wirst dich morgen besser fühlen, wenn du jetzt schlafen gehst.”
“Na, was ist das für ein Gefühl, zu wissen, dass du Recht gehabt hast und ich nicht?”
“Recht? Inwiefern?” erkundigte sie sich unsicher.
“Du hast gesagt, zu lügen wäre immer falsch. Du hattest Recht. Du hast gesagt, ich wäre ein viel besserer Lügner als du.
In dem Punkt hattest du Unrecht.” Cesar strich sich durchs Haar.
“Ich habe alles vermasselt…”
“Du warst eben nicht, darauf vorbereitet, dass Jasper so denkt.”
“Jetzt kann er mich nicht mehr ausstehen.”
Dixie kniete sich vor ihn und sah besorgt zu ihm auf.
“Natürlich nicht. Es war ein Sturm im Wasserglas.”
“Ein Sturm im Wasserglas?” wiederholte er unsicher und blinzelte.
“Du nimmst alles viel zu ernst. Jasper war ein bisschen betroffen … Aber statt ihn zu beruhigen, hast du ihn wahrscheinlich von oben herab behandelt…”
“Von oben herab?”
Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und verschränkte die Finger mit
Weitere Kostenlose Bücher