Bittersueße Sehnsucht
Cesar!”
Ungerührt blickte Cesar auf sie herab. “Ich glaube nicht, dass du durch und durch schlecht bist, aber ich bin sicher, dass du irgendwann versucht hast, dir von Jasper Geld zu leihen.”
“Dann solltest du dir meine Briefe von ihm geben lassen”, erklärte Dixie und hob das Kinn. “Und vielleicht sollte ich auch einige Punkte richtig stellen.”
“Und die wären?”
“Meine Schwester hat die Partys gegeben …”
“Du hast keine Schwester. Du hast überhaupt keine Verwandten.”
“Ich rede von meiner Stiefschwester, Petra Sinclair. Sie ist ein bekanntes Model. Das Apartment hat ihr gehört. Als ich nach London gekommen bin, habe ich bei ihr gewohnt, und da sie ständig unterwegs war, hat sie ein gemeinsames Konto eröffnet, damit ich ihre Rechnungen bezahlen konnte. Dann ist alles schief gegangen …”
Überrascht sah er sie an. “Petra … Sinclair?” wiederholte er in einem merkwürdigen Tonfall, doch sie nahm es nur nebenbei wahr und fuhr fort:
“Petra ist nach Los Angeles gegangen, um Karriere als Schauspielerin zu machen … Wo sie wohnt, weiß ich nicht. Na ja, der stellvertretende Filialleiter der Bank …” Dann erzählte sie ihm etwas unzusammenhängend, wie sie im Auftrag von Petra Waren bestellt und Dienstleistungen in Anspruch genommen hatte.
“Wenn das stimmt, müsste Leticia Zane doch wissen, dass Petra ihre Kundin war.”
“Natürlich weiß sie das”, bestätigte Dixie resigniert. “Aber sie war sehr wütend, als sie erfahren hat, dass Petra jetzt in den USA lebt. Und dass ich ihre Adresse nicht habe, hat sie mir anscheinend nicht geglaubt…”
“Vermutlich nicht. Ich kann das alles überprüfen”, warnte Cesar sie, doch es sah so aus, als würde er ihr glauben.
“Nur zu. Ich habe nichts zu verbergen.”
Er stellte ihr noch einige andere Fragen. “Du bist offenbar doch nicht so clever, wie ich dachte”, bemerkte er schließlich.
“Petra war auch sehr bestürzt darüber, aber nachdem sie nach Los Angeles geflogen war, hatte sie überhaupt kein Geld mehr.
Als meine Stiefmutter krank war, hat sie uns so unterstützt …”
“Ach ja?” warf er überrascht ein.
“Ja, sie ist wirklich ein wunderbarer Mensch - ein bisschen gedankenlos manchmal, aber sehr großzügig und
liebenswürdig.”
“Großzügig … liebenswürdig”, wiederholte er angespannt, so dass sie ihn ansah.
Cesar betrachtete sie ungläubig und widerstrebend fasziniert zugleich. “Ich nehme an, dass du Petra sehr magst.”
Dixie nickte. Im Gegensatz zu ihm nahm sie die Menschen, wie sie waren, und sie mochte Petra trotz ihrer Fehler. Sie hatte es Petra auch nie übel genommen, dass sie sie bei der Pflege von Muriel nie richtig unterstützt hatte. Petra hatte sich mit ihrer Mutter nie verstanden und wäre mit dieser Rolle hoffnungslos überfordert gewesen. Sie, Dixie, hatte Muriel jedoch über alles geliebt und sich dafür revanchieren wollen, dass diese sie stets wie eine eigene Tochter behandelt hatte.
Cesar sah ihr in die Augen. “Wie lange hast du deine Stiefmutter gepflegt?”
Sie erzählte es ihm.
Er stützte sich auf dem kleinen Tisch ab, der neben ihm stand. “Ein großer Abschnitt deines Lebens”, meinte er grimmig.
“Ich werde es niemals bedauern.”
Cesar atmete langsam aus und wandte den Blick ab. “Jetzt ist mir klar, dass du niemals versucht hättest, Geld von Jasper zu bekommen. Ich dachte, du hättest eine Art Doppelleben geführt.
Und nun weiß ich, dass du genauso bist, wie du scheinst - und das ist unheimlich.”
“Unheimlich?”
“Sagen wir, wir beide haben nicht viel gemeinsam. Ich bin nur selten dazu gezwungen, zu schätzen, was ich habe.”
Da ihr klar war, dass er ihr endlich glaubte, atmete sie erleichtert auf.
“Ich muss mich bei dir entschuldigen”, brachte er hervor.
“Das ist unwichtig. Du kannst nichts dafür, dass du so denkst.
Hast du Jasper schon gefunden?”
“Nein … Soweit ich weiß, zeltet er irgendwo unter freiem Himmel.” Es war offensichtlich, dass er sich Sorgen machte.
Dixie räusperte sich verlegen. “Cesar, ich glaube nicht, dass Jasper begeistert ist, wenn er zurückkommt und feststellt, dass wir in einem Zimmer schlafen …”
“Das ist doch lächerlich”, erwiderte er kühl. “Wir leben schließlich in den Neunzigern.”
“Jasper ist sehr religiös”, erinnerte sie ihn behutsam. “Er lebt in seiner eigenen Welt. Ich glaube, er wäre sehr schockiert, wenn wir in einem Zimmer schlafen würden.”
Cesar
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