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Bittersueße Wahrheit

Bittersueße Wahrheit

Titel: Bittersueße Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sturm
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Boden. Rafael löste mit der freien Hand die Handschlaufen, behielt Stark jedoch weiterhin im Visier. Nachdem er Katelyns Fesseln gelöst hatte, zog er sie zu sich hoch und legte seinen Arm um ihre Hüften. Stark sah teilnahmslos zu. Katelyn war zwar schwach, dennoch umklammerte sie Rafaels Arm und hielt sich daran fest. Er war in ihren Augen der rettende Engel, auf den sie inständig gewartet hatte. Der einzige Strohhalm, an dem sie sich festklammerte, um aus dieser Hölle zu entfliehen. Und sie würde ihn auch nicht mehr loslassen. Sie wollte nur noch fort von hier, fort von diesem grauenhaften Ort und diesen schrecklichen Menschen. „Und jetzt alle auf den Boden! Mit dem Gesicht nach unten!“, zischte Rafael und feuerte einen zweiten Schuss ab, der eine Wandleuchte traf und deren Licht sofort zum Erlischen brachte. In Anbetracht seines blutenden Ohrs ließ sich Stark kein zweites Mal mehr bitten, sondern reagierte sofort. Er ging auf die Knie und legte sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Er rührte sich nicht. Und er hatte Angst, ein Gefühl, das ihm bis dato völlig fremd war.
    „Alle, ha b ich gesagt!“, brüllte Rafael und schoss erneut haarscharf an Starks Kopf vorbei. Diesmal war es von ihm beabsichtigt gewesen, ihn nicht zu treffen.
    „Macht sofort, was er sagt!“, wimmerte Stark angsterfüllt. Die Überheblichkeit, die er sonst so an den Tag legte, war bereits aus seiner Stimme gewichen und machte nunmehr Platz für seine Angst.
    Nun lagen alle auf dem Boden. Fast alle, um genau zu sein .
    Denn Rose blieb nach wie vor wie angewurzelt auf dem Podest stehen. Sie hatte im Gegensatz zu Katelyn Rafaels Stimme nicht erkannt.
    „Du auch !“, brüllte Rafael sie an und richtete die Waffe nun auf Rose’ Kopf. Wie traumatisiert befolgte Rose seine Anweisung und warf sich ebenfalls auf den Boden. Nun ging Rafael langsam rückwärts und zog Katelyn mit sich mit. Als beide die Tür erreicht hatten, schlüpfte er mit ihr hindurch und verkeilte sie sofort von außen, indem er eine Brechstange, die er zuvor dort abgelegt hatte, durch beide Türgriffe schob. Er überprüfte hastig die Festigkeit und rüttelte heftig daran. Die Tür hielt bombenfest, ließ sich nicht von innen aufdrücken [jedenfalls nicht so leicht] und würde zumindest eine zeitlang jedem Widerstand standhalten. „Die hebt.“, stieß er leise aus und zog sich die Maske vom Kopf. Es wunderte ihn nicht, dass Katelyn als Einzige erkannt hatte, wer sich hinter der Maske verborgen hielt.
    Katelyn war noch so verstört, dass sie keinen einzigen Ton herausbrachte. Stumm blickte sie zu ihm auf. Stumm, schockiert, aber dennoch erleichtert.
    „Hat er dich vergewaltigt ?“, stieß Rafael laut aus, fast schreiend. Das Zittern in seiner Stimme konnte er nicht vor ihr verbergen. Er hatte in seiner Aufregung nicht mal registriert, dass er sie schon fast angebrüllt hatte. Seine sonst so sorgenlose, fröhliche Stimme hatte sich verändert und klang nunmehr ganz schön scharf, schon fast zu barsch. „Sonst gehe ich da gleich wieder rein!“ Man konnte ihm seine aufgestaute Wut im Gesicht ablesen. Seine Züge verhärteten sich zunehmends. Seine sonst so unbekümmerte Miene war komplett aus seinen Gesichtszügen verschwunden. Im Grunde genommen hatte er aber nur panische Angst vor ihrer Antwort. Mit einem gequälten Blick sah er auf sie herab. Als sie nicht sofort antwortete, zog er seine rechte Braue hoch und legte seine rechte Hand demonstrativ auf die Brechstange, um sie wieder herauszuziehen, sollte ihre Antwort dementsprechend positiv ausfallen. Ungeachtet dessen zwang er sich aber dazu, ihre Nacktheit einfach zu übersehen, um ihr – vor allem aber sich selbst – einen Gefallen damit zu tun. Er wollte ihr keinesfalls das Gefühl geben, nackt vor ihm zu stehen. Deshalb sah er auch bewusst an ihr vorbei, als er auf eine Antwort drängte. Nachdem er gesehen hatte, was Stark gerade im Begriff war zu tun, als er die Tür aufgebrochen hatte, hätte er ihm am liebsten sofort eine Kugel verpasst. Nur aus Vernunftgründen hatte er sich zurückgehalten, obwohl es ihm verdammt schwergefallen war, sich zu beherrschen. Der Drang, ihn zumindest zu verletzen, war aber so groß gewesen, dass er nicht umhin gekommen war, ihn wenigstens anzuschießen. Nichtsdestotrotz war er sehr erleichtert, noch rechtzeitig gekommen zu sein, um Schlimmeres zu verhindern. Er wusste nicht, ob er sich ansonsten hätte beherrschen können. Wohl eher nicht. „Und? Hat er?

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