Bittersweet Moon 3
uns beide vor
Enttäuschung, vor Desillusionierung, vor Schmerz. Gerade haben wir uns beide
aus Partnerschaften gelöst, in denen wir innerlich verdurstet sind, wo wir
unseren Glauben an die Liebe fast gänzlich erstickt haben. Den Kindern zu Liebe
haben wir unsere eigenen Bedürfnisse abstumpfen und verwelken lassen. Es ist
nicht besonders verwunderlich, dass wir beide noch kiloweise bleiernen Ballast
mit uns schleppen und dessen sind wir uns sehr wohl bewusst.
Was jetzt zwischen uns stattfindet ist so frisch, lebendig,
überwältigend und unvergleichbar, dass wir es fast ehrfurchtsvoll betrachten.
Eine zweite Chance ist mehr als ein Geschenk ...
Mein Herz fühlt sich leicht an. Robin ist hier, er bleibt
mehrere Monate lang in Berlin, wir sind frei und wir lieben uns. Egal was auf
uns zukommen mag, egal wie schwierig es sein wird, egal welche Schatten aus der
Vergangenheit uns verfolgen, wir werden zusammen bleiben. Ich glaube fest daran
und nur so kann ich meine Bedenken und Befürchtungen verbannen und mich meinem
Glück vorbehaltlos hingeben.
In einer halben Stunde bin ich mit Sally im Starbucks am
Hakeschen Markt verabredet. Ich habe endlich ein Outfit zusammen gestellt und
ziehe mich an - weiße Caprijeans und ein schwarzes Top mit der Rolling Stones
Zunge aus Strass als Applikation. Bin ich ein Rock Chick oder nicht?, strecke
ich mir vor dem Spiegel gutgelaunt die Zunge raus. Lucy ist gerade aufgestanden
und frühstückt auf dem Balkon ihre Schokoflakes. Es sind noch Ferien und Mia
hat angeboten, auf sie aufzupassen, während ich shoppen gehe. Sie klingelt
gerade und Lucy ist vor mir an der Tür. „ Hallo Tante Mia!“, empfängt sie Mia
und ihr Baby und lässt sie zusammen mit dem Kinderwagen in die Wohnung. Lucy
lässt sich von Mia umarmen und dann widmet sie sich dem kleinen Luis.
„Hallo ihr Süßen“, begrüßt uns Mia und wir küssen uns auf
die Wange.
„Mensch, du siehst heute noch besser aus“, begutachtet sie
mich von oben bis unten. „Und deine Linie!“ seufzt sie. „Ich werde nie meine
alte Figur zurückkriegen! Schau dir mal meinen Hintern an! Und den Bauch erst“,
fasst sie kritisch ihr kleines Bäuchlein an.
„Mia, sei nicht zu ungeduldig, du hast erst vor vier Monaten
ein Baby auf die Welt gebracht. Gib dir noch etwas mehr Zeit, du wirst schon
bald wieder abnehmen“, tröste ich sie. Sie ist wirklich nicht dick, sie
übertreibt einfach. Ich selbst bin auch nicht dünn wie ein Model, doch Robin
liebt meine Rundungen über alles ...
„Mia, darf ich Luis mal auf den Arm nehmen?“, fragt Lucy und
macht einen sehr vertrauenswürdigen Gesichtsausdruck.
„Na klar“, nickt Mia. „Aber setz dich lieber hin mit ihm,
nicht dass du stolperst.“
„Mach ich!“, verspricht sie ernst. Sie nimmt das Baby
vorsichtig aus dem Kinderwagen und stützt sein Köpfchen, obwohl das
mittlerweile nicht mehr nötig ist. Luis schaut sie mit seinen großen blauen Augen
an und gluckst.
„Er mag mich!“, strahlt sie vor Freude und setzt sich mit
ihm auf das Sofa.
„Ja, das denke ich auch“, lächelt Mia. „Er ist sehr satt,
pass bitte auf wenn er kötzelt. Ich gebe dir gleich eine Windel“, sagt sie und
reicht Lucy die Stoffwindel. Lucy legt sie mit einem gekonnten Griff über ihre
Schulter und Mia wendet sich wieder mir zu. Sie zieht mich in mein Schlafzimmer
und schließt die Tür hinter uns.
„Diana, erzähl mir mehr über dein Wochenende mit Robin“,
funkeln ihre hellen Augen aufgeregt. „Wie war das Wiedersehen?“
„Ah Mia, es war wunderbar“, lasse ich mich mit einem Seufzer
auf das Bett fallen. „Ich bin so schrecklich verliebt!“, gebe ich zu und sonne
mich dabei in diesem herrlichen Gefühl.
„Das sieht man dir auch an! Du hast zuletzt so gestrahlt,
als Lucy geboren wurde“, sagt sie und setzt sich zu mir auf das Bett. „Und er?
Ist er auch verliebt in dich?“, fragt sie vorsichtig und beobachtet mich
aufmerksam dabei.
„Ja, da bin ich mittlerweile ganz sicher“, nicke ich. „Er
hat nur Angst, zu schnell über solche Gefühle zu reden, wir sind ja erst kurze
Zeit zusammen und er ist auch erst frisch getrennt ... Aber nicht nur sein
Verhalten mir gegenüber, auch einige seiner Äußerungen geben mir das Gefühl,
dass er mehr für mich empfindet als bloß sexuelle Anziehung“, erzähle ich mit
ernster Stimme und bleibe dabei ein wenig zurückhaltend. Ein abergläubisches
Gefühl hindert mich daran, Mia zu sagen, dass ich eigentlich überzeugt bin,
Robin liebt mich
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