Bittersweet Moon 3
Ausstellung, die Goldmanns Bilder
aus seiner amerikanischen Phase zeigt. Er lebt nämlich seit mehreren Jahren in
New York und verwendet als Motive für seine Gemälde oft Szenen aus dem dortigen
Künstlerleben. Auch Portraits einiger berühmter Musiker und Schauspieler sind
dabei. Als wir uns mit Robin gemeinsam die Bilder anschauen, flüstert er mir
zu: „Er will mich auch malen, Sally versucht mich zu überreden, um zuzusagen.
Aber ich befürchte, er will mich bloß gerne nackt sehen …“ Wir kichern
gemeinsam und Robins Hand rutscht von meinem Kreuz auf meine Hüfte.
„Mr. Summers? Würden Sie mir kurz ein paar Fragen
beantworten?“, hören wir plötzlich eine weibliche Stimme hinter uns und wir
drehen uns um. Robin lässt mich los, aber er bleibt dicht bei mir stehen. Eine
noch ziemlich junge Journalistin mit Fotograf im Schlepptau stellt sich kurz
vor. Sie arbeitet für eine Mode- und Lifestylezeitschrift, die ich manchmal in
Warteräumen in Arztpraxen oder beim Frisör lese. Robin zeigt sich sehr
entgegenkommend und schenkt ihr gleich eins von seinen Ladykiller-Lächeln. Sie
fragt ihn über die musikalischen Pläne und seine Ausstellung von vor wenigen
Wochen aus, wobei sie freundlich lächelt. Dann kommt ihre letzte Frage …
„Robin, würden Sie mir noch Ihre Begleiterin vorstellen?“ Ich halte kurz die
Luft an, doch Robin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Natürlich! Das ist
Diana Lenart, eine Sopranistin aus Berlin.“ Ich sammle mich wieder und lächle
die Frau an. Der Fotograf schießt die ganze Zeit Bilder und ich fühle mich
geblendet von dem Blitzlicht.
„Und ist sie Ihre neue Freundin?“, fragt sie herausfordernd.
Robin antwortet nur kurz gebunden: „Well, we are dating“. Schon bedankt er sich
bei ihr, zeigt ihr den Rücken und zieht entschlossen weiter, wieder mit der
Hand auf meinem Kreuz. Zum Glück gibt sie sich mit seiner Antwort zufrieden und
lässt uns in Ruhe. Auf Englisch klingen Robins Worte, mir denen er unsere
Beziehung bezeichnet locker, aber klar genug und trotzdem nicht zu verbindlich.
Genau passend. Sally gibt uns ein Handzeichen und führt uns zu einer Gruppe auf
der anderen Seite des Raumes, wo sie Robin einigen wichtigen Menschen aus der
Szene vorstellt. Robin wird gleich in Gespräche verwickelt und die anwesenden
Fotografen schießen die ganze Zeit Fotos. Ich will nicht wie ein Anhängsel die
ganze Zeit dabei stehen und doof lächeln, also entferne ich mich langsam und
schaue mir weiter die Bilder an. Schon nach wenigen Augenblicken spricht mich
eine Reporterin in Sallys Alter an, die für eine Frauenzeitschrift schreibt.
Mittlerweile bin ich schon ganz locker und ich lasse mich von ihr nicht
verunsichern. „Frau Lenart, Sie leben getrennt von ihrem Mann. Ist Ihre
Beziehung zu Robin Summers der Grund dafür?“ Scheiße, wie haben sie das
bloß erfahren? Trotz der unangenehmer Überraschung lächle ich souverän und
blicke selbstbewusst zu den beiden Fotografen, die mich fotografieren.
„Nein, mein Mann und ich haben wir uns schon vor sechs
Monaten getrennt. Robin und ich haben uns aber erst vor wenigen Wochen
getroffen.“ Sie nickt und schießt gleich mit der nächsten Frage los: „Neulich
hat man Bilder von Eurem gemeinsamen Urlaub in Italien gesehen. Sind Ihnen
diese intimen Fotos peinlich?“ Ich bin mehr als stolz auf mich, weil ich bei
der Frage nicht erröte und keinesfalls die Fassung verliere. Ich schüttele nur mit
dem Kopf und richte mich noch mehr aus. „Die Fotos sind nicht peinlich. Die
Paparazzi, die sie geschossen haben, haben unsere Privatsphäre verletzt und die
Fotos dann an Ihre Kollegen verkauft. Die wiederum haben daraus eine
reißerische Story für ihre Revolverblätter gemacht. Das ist peinlich.
Wenn Sie mich entschuldigen?“ Mit einem Lächeln auf den Lippen drehe ich mich
um und begebe mich zurück zu Robin, der mich sorgsam beobachtet. Es ist ihm
nicht entgangen, dass ich mit der Journalistin gesprochen habe. „Alles in
Ordnung bei dir?“, fragt er leise.
„Alles bestens“, nicke ich zufrieden, weil ich die
provokative Frage so gut gemeistert habe. Robin entschuldigt sich bei Sally und
den anderen und führt mich zum Büffet, wo wir uns zwei Gläser Sekt geben lassen.
„Was hat sie dich gefragt?“, schaut er mich neugierig an.
Als ich ihm von dem kurzen Gespräch mit der Journalistin
erzähle, lacht er und stößt mit mir an. „Das hast du super gemacht! Ich wusste
es, du wirst damit prima umgehen können!“
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