Bittersweet Moon 3
Augenblick geheim zu halten
und sie nicht in die Öffentlichkeit zu tragen. Sie waren halt sehr unerfreut,
als ich über den gestrigen Abend berichtet habe und halten dein Benehmen für
unangebracht und zu voreilig. Jetzt, wo ihr das große Comeback vorbereitet,
bald ein neues Album rausbringt und im Herbst auf Tour geht, möchten sie halt,
dass du für die Fans, die ja viel Geld ausgeben sollen, plötzlich erreichbar
und verfügbar bist. Sie denken pragmatisch und der finanzielle Gewinn ist für
sie die oberste Priorität. Du kennst doch das Showbusiness und seine Regeln …“
Robin hört ihr zu und sein Kiefer malt. „Sally, ich
verstehe, was du meinst und ich weiß auch, wie die beiden ticken. Ich rede
heute Nachmittag selbst mit Brandon und Martin, lass das mein Job sein und
nicht deiner, okay?“
„Einverstanden. Es wäre wirklich besser, ihr klärt das unter
euch“, sagt sie mit einem sauren Lächeln und steht auf. „Schaut mal, ich habe
euch Frühstück mitgebracht, Schokocroissants und Bagels“, sie zeigt auf eine
große Papiertüte. Als wir das leidige Thema wechseln, entspannt sich die
Atmosphäre zwischen uns ein wenig und ich setze Kaffee für uns auf. Wir
frühstücken zusammen und dann wird es für mich Zeit zu gehen, ich muss Lucy
abholen.
„Möchtest du vorher noch die Plakate für die Tour sehen?“,
fragt mich Sally freundlich und ich sehe, wie sie sich bemüht, mich zu
überzeugen, dass sie privat überhaupt nichts gegen mich hat.
„Oh ja, sehr gerne!“
Sie nimmt die dicke Rolle, die sie neben dem Tisch
abgestellt hat und rollt sie auf. Das Plakat ist in schwarz-weißen Tönen
gehalten, mit Robin im Vordergrund, hinter ihm stehen Jason, Andy und Bruce.
Alle tragen schon ihr neues Image. Robin ist auf dem Foto, wie erwartet, eine
Augenweide - sorgsam gestylt und mit dezentem Augen Make-up. Er trägt kein
Oberteil, nur die Tattoos und mehrere Ketten schmücken seinen Wahnsinnskörper,
der in einer hautengen, extrem tief sitzenden Lederhose steckt. Das neue Bad-Guy
Image steht ihm ausgezeichnet! „Wow, was für ein Bild!“, entfährt es mir und
ich kann meine Bewunderung nicht verbergen. Als Fan würde ich mir dieses Plakat
liebend gerne über meinem Bett aufhängen… Auch die anderen Bandmitglieder sind
toll gestylt und sehen alle gut aus. Jason hat seine lange Mähne stark gekürzt
und trägt das Haar blond und kinnlang. Andy und Bruce sind beide kurz geschoren
und Bruce trägt einen gepflegten, kurzen Vollbart. „Aber wo ist Tony?“, fällt
mir plötzlich auf.
„Tony hat sich entschieden, bei den Studioaufnahmen
mitzuwirken, doch auf die Tour möchte er nicht mitkommen“, erklärt mir Robin.
„Es hat genug, er möchte lieber produzieren und im Studio arbeiten, statt auf
der Bühne zu rocken.“
„Das finde ich aber schade“, bedaure ich aufrichtig.
„Finde ich auch, aber unser neuer Sound klingt ohne Tonys
Keyboard roher und ungeschminkt, was eigentlich mehr in unsere neue Richtung
geht. Ich weiß, dass du Tony gerne magst, aber du wirst ihn bald sehen können,
er reist morgen an.“
„Oh ja, ich freue mich sehr auf ihn und auch auf die anderen
Jungs“, meldet sich wieder die Begeisterung des Fans in mir und Robin lächelt,
als er das sieht.
„Jason landet schon heute am späten Nachmittag in Berlin. Er
war vorher noch in London und wir holen ihn anschließend ab. Die erste Nacht
wird er bei mir schlafen. Für die restlichen Wochen hat Sally eine große
Wohnung hier in meiner Nähe angemietet, wo die Jungs während der Arbeiten an
dem Album wohnen werden.“
„Eine Rockband-WG? Das klingt aber sehr spannend!“, schaue
ich Sally fasziniert an.
„Du sagst es! Ich kriege jetzt schon Kopfschmerzen davon!
Die ganze Zeit werde ich aufpassen müssen, dass sie nicht zu viel saufen und
dass sie genügend Schlaf kriegen“, lacht Sally. „Und die Groupies vertreiben!
Aber die Jungs wollten nicht in ein Hotel, sie wollen so viel Zeit wie möglich
gemeinsam verbringen, wie früher, während der Anfangszeit der Band.“
„Nur ich werde diesmal etwas mehr Privatsphäre für mich
beanspruchen“, meldet sich Robin bedeutungsvoll und zwinkert mir zu.
„Nun, auf dieser Weise wirst du wenigstens nüchterner
bleiben als die Anderen. Aber dafür weniger ausgeschlafen …“, erwidert Sally
schmunzelnd und ich beiße mir bei ihrer Anspielung auf meine Lippe.
„Hier, du kannst ein Plakat haben“, reicht sie mir eine
Rolle. „Ich finde das Bild echt gelungen. Damit
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